Speyer Mit Stil und Spiellaune bis zum Champagnergalopp

Patrick Siben und seine Stuttgarter Saloniker sind eine Marke. Das klassische Salonmusik-Orchester sowie sein aus der Pfalz stammender Pianist und Leiter sind nicht zuletzt dank dessen witziger Conferencen einfach unwiderstehlich. Das hat sich beim Neujahrskonzert am Donnerstagabend im Speyerer Ägidienhaus gezeigt.

Zu Speyer hat Siben eine besondere Verbindung, wie er zu Beginn des Konzerts erzählte: Sein Urgroßvater war hier Apotheker, seine Großmutter hat hier das Geigespielen gelernt und ihn selbst die ersten musikalischen Schritte gelehrt. Weil die Mietpreise für Historischen Ratssaal und Historisches Museum für das selbstfinanzierte Ensemble zu hoch seien, sei man auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten im Ägidienhaus fündig geworden. Die Saloniker, die in der „Salonorchester“-Tradition des 19. Jahrhunderts stehen, sind Musiker mit Solistenpotenzial, das sie ab und zu ausspielen. In Speyer musizierten sie zu siebt: zwei Geigen, Cello, Kontrabass, Klarinette, Trompete und Patrick Siben am Flügel. Er ist unbestreitbarer Mittelpunkt des Ensembles – nicht nur als Pianist, Leiter und Arrangeur, auch durch seine Conferencen. Da werden nicht irgendwelche Witzchen oder Musikeranekdoten erzählt. Siben plaudert munter, aber immer überlegt drauf los, spricht so informativ wie geistreich und witzig über die Musikstücke und ihren geschichtlichen Hintergrund. In seiner Heimat tut er das höchst lustvoll auf Pfälzisch. Das ist sein wunderbarer, unverwechselbarer Stil. Seine Spiellaune übertrug sich auch auf die Saloniker, die ebenso frisch, farbig und mitreißend aufspielten. Schmissig ging es schon los mit dem Auftaktstück, Johann Schrammels „Wien bleibt Wien“. Die ganze Klangkultur der Stuttgarter Saloniker kam in den feinen Klangfarbenmischungen und Tempomodifkationen der „Fledermaus“-Ouvertüre zum Ausdruck. Dass beim „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß plötzlich das Licht im Saal ausging, ließ das Ensemble unbeeindruckt. Als es wieder hell wurde, spielte es schön süffig weiter. Der Tradition der großen Opernparaphrase – eine ganze Oper in Kurzform – huldigten die Musiker mit einer Fantasie über Rossinis „Wilhelm Tell“. Nach der Pause folgte ein musikalischer Sprung über den großen Teich mit dem schwungvollen „Stars and Stripes forever“ von John Philip Sousa. Richtig rhythmisch-knackig wurde es mit Scott Joplins „Entertainer“ und William H. Tyers Foxtrott „Panama“. Ein Fixpunkt jedes Saloniker-Neujahrskonzerts: die „Petersburger Schlittenfahrt“ von Richard Eilenberg, bei der das Publikum im steten Wechsel die Schlittenglocken bedienen durfte. Begeistertem Applaus folgten als Zugaben der „Radetzkymarsch“ und der Champagnergalopp des Dänen Hans-Christian Lumbye.

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