Speyer Leila rockt den Rekord-„Tatort“

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Janina Fautz aus Hanhofen überzeugt neben dem Münster-Duo Thiel und Boerne

Leila rennt. Leila flucht. Leila trinkt Bier aus der Flasche und hat auch sonst so einiges drauf. Nein, sie ist alles andere als ein verhätscheltes Prinzesschen, diese Leila Wagner, die da am Sonntagabend im Münster-„Tatort“ mit dem Titel „Fangschuss“ die Blicke auf sich zog. Für ihre Darstellerin Janina Fautz aus Hanhofen wie auch für alle anderen Beteiligten rund um das von Axel Prahl und Jan Josef Liefers seit 15 Jahren gespielte Ermittlerduo war es ein enormer Publikumserfolg: 14,56 Millionen sahen zu – damit knackten die erfolgsverwöhnten Münsteraner ihren eigenen Zuschauerrekord von 2015 (13,69 Millionen). Die Rolle der jungen Frau, die Kriminalhauptkommissar Thiel so lange weismacht, seine Tochter zu sein, bis er es selbst glauben will, kann sich für Fautz’ weitere Schauspielkarriere gut und gern als Steilvorlage erweisen. Ihre Figur hatte zentrale Bedeutung für den Fall. Leila diente keineswegs als unwichtige Nebenperson, um von den Frotzeleien zwischen Thiel und Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne abzulenken, sondern war die dritte Hauptrolle neben dem Ermittlerteam. Nicht nur wegen ihrer blau gefärbten Haare dürfte die 21-Jährige Pfälzerin vielen Zuschauern länger im Gedächtnis bleiben. Die zumeist forsche und lebhafte Leila Wagner war eine dankbare Rolle, weil sie der Schauspielerin ermöglichte, noch verschiedene weitere Facetten zu zeigen: das Sprechen mit sich selbst und mit verstellter Stimme, das Umschmeicheln und Streiten mit Kommissar Thiel, das Blödeln mit Professor Boerne, das Entdecken des Mordmotivs sowie die Trauer um ihren ermordeten Vater – einen dem Alkohol alles andere als abgeneigten Journalisten – in der Gerichtsmedizin und an seinem Grab. Nicht zuletzt waren da noch drei rasante Actionszenen, in denen Leila vor einem recht ungeschickten Auftragsmörder flüchtet. Dabei kriegt der beinahe schon bedauernswerte Killer von der jungen „Schlumpfine“ Schläge ins Gesicht, einen Tritt zwischen die Beine, ein Fahrrad vors Schienbein und mehrfach in Türen eingeklemmte Finger ab – bis ihn ein Transporter von (blauen!) Dixiklos schließlich standesgemäß ins Jenseits befördert. Auch hier machte die Hanhofenerin eine gute Figur. Entsprechend euphorisch fielen gestern die Kommentare auf Janina Fautz’ Facebook-Seite aus: Von einer „Glanzleistung“ und der „besten Nachwuchsschauspielerin Deutschlands“ war da etwa die Rede, von „großem Naturtalent“ und einer „tollen jungen Frau, der eine große Zukunft bevorsteht“. Besonders auffällig: Sehr viele wünschten sich spontan Leila Wagners Rückkehr, obwohl sie nicht Thiels Tochter und daher zunächst nur als einmalige Gastrolle angelegt war – weil die Figur so gut zum Münster-Team passe. Steilvorlagen allein – das wissen sogar die Fußballer von Preußen Münster – bringen noch keinen Sieg. Das Verwandeln gehört auch dazu. Janina Fautz hat das im „Tatort“ getan – und damit ihre Chance auf der größtmöglichen Bühne genutzt, die das deutsche Fernsehen zu bieten hat.

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