Speyer Kommentar: Ehrenamt? Krass!

Manfred Scharfenberger bleibt Bürgermeister von Römerberg. Der CDU-Mann wird das, was er 15 Jahre lang hauptberuflich gemacht hat, nun im Ehrenamt miterledigen müssen, als Ortsbürgermeister für 867 Euro brutto im Monat. Römerberg hat 10.000 Einwohner. Es gibt bayerische Kreisstädte, die viel weniger Einwohner haben – und selbstverständlich einen hauptamtlichen Bürgermeister. Am Beispiel Römerberg wird der Pferdefuß der Kommunalreform deutlich: Es ist für „richtige“ Ehrenamtliche fast unmöglich, ein Ortsbürgermeister-Amt in einer 10.000-Einwohner zählenden Gemeinde anzunehmen. Wie soll man als „normaler“ Arbeitnehmer eine so große Gemeinde nebenbei führen? Matthias Hoffmann von den Grünen hat sich darüber Gedanken gemacht: Er hätte im Falle seiner Wahl zum Ortsbürgermeister die Stunden bei seinem Arbeitgeber BASF reduziert. Dass der Grüne angetreten ist, hat den Römerbergern die Wahl gelassen. Hoffmann war ein guter Gegenkandidat. Er macht mit seiner Fraktion eine achtbare Ratsarbeit. Das Ergebnis von 35,7 Prozent kann sich sehen lassen. Interessant ist, dass Hoffmann in Berghausen und nicht in seinem Wohnort Heiligenstein das beste Ergebnis hatte. Vielleicht ein Grund: Berghausen war bei den Ratswahlen 2009 mit 20 Prozent „Hochburg“ der (2014 nicht mehr angetretenen) Verkehrs-Initiative Römerberg. Diese Wähler sind wohl Hoffmann näher als Scharfenberger. Scharfenberger hat viel erreicht für Römerberg, er ist nah bei den Leuten, die Gemeinde hat ein modernes Image. Die Internet-Probleme und die Insolvenzen der Glasfaser-Anbieter haben ihm sicher Stimmen gekostet. Aber wenn das schnelle Internet irgendwann läuft, wird’s für ihn vermutlich auch wieder besser laufen.

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