Speyer Klimapolitik soll keine Ersatzreligion sein

Kandidiert für den Bundestag: Heiko Wildberg.
Kandidiert für den Bundestag: Heiko Wildberg.

«Kandel». In die Bundespolitik wollte Heiko Wildberg nie. Doch nun hat sich der „glühende Anhänger eines demokratischen Rechtsstaats“ für die Alternative für die Deutschland als Bundestagskandidat in der Südpfalz aufstellen lassen. Die AfD ist die dritte Station für Wildberg.

„Das Liberal-Konservative liegt mir im Blut“, sagt der 65-Jährige über sich. In seiner Jugend hatte er in seiner Heimat Wilhelmshaven eine Rede des CSU-Politikers Franz-Josef Strauß gehört. Damals wurde Strauß mit Eiern beworfen. Aus Solidarität sei er damals in die CDU eingetreten und 15 Jahre passives Mitglied geblieben, erinnert sich Wildberg. Als sich die Partei zu einem „Kanzlerwahlverein“ entwickelt habe, hat er Mitte der 1980er die CDU verlassen. Als er in die Südpfalz kam, schloss er sich den Grünen an, „damals die einzige Partei, die den Naturschutz im Blick hatte“. Für die Grünen war er unter anderem Kreisbeigeordneter im Landkreis Germersheim und Landespflegedezernent. Auch diese Partei hat Wildberg wieder verlassen: „Die Grünen haben sich verändert, das Genderzeug ist nicht so mein Ding.“ Seit 2013 ist er Mitglied der Alternative für Deutschland, steht jetzt auf Platz zwei der Landesliste. Dabei habe er der Politik den Rücken kehren wollen und nie nach Berlin gewollt, sagt Wildberg. Doch es habe eklatante Rechtsbrüche gegeben, sagt er mit Blick auf die Euro-Krise und die Flüchtlingspolitik. Nun möchte er seinen Teil dazu beitragen, „dass man sich wieder an die Regeln hält“. Der promovierte Geologe hat zwei Kinder und ein Enkelkind. Seine Nachkommen „sollen die freiheitlich-demokratische Grundordnung genießen“, sagt er. Die AfD sei die einzige Partei, die sich nicht an den Rechtsbrüchen beteiligt habe und diese klar benenne. Die schrillen Töne sind seine Sache nicht. Das Wahlprogramm vertritt er äußert eloquent, stets bereit zum Gegenangriff. AfD-Mitglieder in Ostdeutschland reagierten aufgrund der DDR-Sozialisation empfindlich, wenn man ihre Freiheit wieder einschränken will, sagt Wildberg zu so mancher verbaler Entgleisung. „Ich kann sie inhaltlich verstehen. Immer mehr Leute wachen auf.“ Die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Deutschland gespalten und entsolidarisiert, lautet sein Vorwurf. Er betont aber auch: „Jeder Mensch ist anständig zu behandeln. Es ist sinnvoll und richtig, dass wir Kriegsflüchtlinge zeitweise aufnehmen.“ Das andere große Thema: Deutschland soll den Euroraum verlassen, heißt es im Wahlprogramm. Zuerst sollten die südeuropäischen Staaten dazu gebracht werden, die EU wieder zu verlassen und ihre alte Währung wieder anzunehmen, so Wildberg. Später sollten die Bürger über die Mitgliedschaft in einem kleineren Staatenbund mit ähnlicher wirtschaftlicher Stärke abstimmen. „Orientiert an der EWG, die hat uns damals den Wohlstand gebracht.“ Das AfD-Wahlprogramm postuliert, es sei nicht wissenschaftlich gesichert, dass die Klimaänderungen vorwiegend menschengemacht sind. Kein Problem, findet der promovierte Geologe, macht aber in der Sache keine klare Aussage: Klimapolitik sei oft eine Art Ersatzreligion. Der Diskurs sollte entideologisiert werden. „Hart in der Sache, moderat im Ton“, laute sein Motto. Die AfD sieht er zuständig für den rechten Rand. Wichtig ist ihm, dass man sich „vom nicht-demokratischen rechten Rand“ eindeutig abgrenzt. Im Kreisverband Germersheim würden Neumitglieder kritisch überprüft, es habe auch schon Konsequenzen gegeben. Für den recht wahrscheinlichen Fall, dass er nach Berlin geht, sagt Wildberg: „Ich bin meinen Prinzipien noch nie untreu geworden und werde das auch in der AfD nicht tun.“

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