Speyer „Ich wurde so erzogen“

SPEYER

. Geht er als Unternehmer bewusst in die Öffentlichkeit? Eher nicht. Herbig überlegt einige Momente, kommt dann allerdings doch zum Schluss: „Es hat immer etwas mit dem Unternehmen zu tun.“ Gedrängt habe er nicht in die vielen Ämter, sagt der 54-Jährige: „Es wird von verschiedenen Seiten angefragt.“ 1999 ist er in die Geschäftsführung des damals von seinem Vater mitgeführten Handelsbetriebs aufgerückt. Schnell kamen Ehrenämter hinzu. Richter am Arbeitsgericht und Präsident des Groß- und Außenhandelsverbands Pfalz zu sein, sei gewiss auch kein Nachteil bei der Unternehmensführung, berichtet Herbig. Dazu kommen Ämter in Gremien der Deutschen Rentenversicherung, als Vorsitzender des Fördervereins der Becher-Schule und Aufsichtsratsposten beim FC Speyer 09 und im Caritasverband der Diözese Speyer. Das mit den Aufsichtsräten sei ganz typisch gelaufen, sagt der Speyerer: „Angefragt.“ Der Fußballclub habe für sein Kontrollgremium „jemanden aus dem Handel, der kritisch nachfragt“, gesucht. Beim Sozialverband Caritas verhielt es sich im Prinzip nicht anders: 2012 wurde von der bisher klar theologischen Prägung etwas abgerückt, und neben dem Speyerer Alt-Oberbürgermeister Werner Schineller kam auf Empfehlung auch Herbig zu Ehren. Die Priester Karl-Ludwig Hundemer und Bernhard Linvers hätten ihn vorgeschlagen, weiß der Unternehmer. Die Aufgabe: „möglichst professionelle Beratung, also nicht nur kontrollieren, sondern auch Sachverstand einbringen“. Mit zehn Sitzungen im Jahr sei das schon einiges an Arbeit, und angesichts der 2700 Mitarbeiter und nochmals wesentlich mehr von der Caritas Betreuten auch viel Verantwortung, weiß Herbig. Er kenne es nicht anders, als sich zu engagieren, so der verheiratete Vater von zwei Söhnen. „Ich wurde so von meinen Eltern erzogen.“ Klassen- und Schulsprecher war er, später auch in Schulelternbeiräten tätig. Dazu komme die Prägung durch die Zeit in der Pfarrjugend von St. Otto, ist er überzeugt. Als Mitglied der Kirchengemeinde im Speyerer Westen und von Round Table habe er viele Leute kennen gelernt. Eine kurze Phase in der Jungen Union gab es auch in seiner Biografie, aber heute sagt der Betriebswirt an der Spitze des Groß- und Produktverbindungshandels: „Eine Parteimitgliedschaft muss nicht sein, das macht mich freier.“ Also doch bewusstes Kalkül? Zumindest nicht, um für das Unternehmen zu werben: „Ich hänge meinen Einsatz nicht an die große Glocke“, verdeutlicht Herbig. Mitarbeiter aus der Region wüssten schon darum, die Kunden aber weniger. Das Einzugsgebiet reiche schließlich bis nach Nordbaden und Südhessen: „Den Bensheimer Kunden interessiert doch nicht, ob ich Mitglied im Caritasrat bin.“

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