Speyer Heiße Duelle und Duette

Mit Sinti-Swing vom Feinsten haben Joscho Stephan und sein Quartett den 20. Speyerer Gitarrensommer am Mittwochabend im Alten Stadtsaal eröffnet. Ein begeistertes Publikum war dem Virtuosen wieder sicher.

Zusammen mit seinen Begleitern an Geige, Rhythmusgitarre und Bass machte Stephan deutlich, welch feine Kunst Sinti-Swing darstellt. Mit Leib und Seele hat er sich diesem Stil verschrieben, der durch Django Reinhardt seine große Zeit erlebte. Längst spielt der Virtuose aus Mönchengladbach auf renommierten Festivals weltweit. In unnachahmlicher Leichtigkeit ließ er seine Läufe dahinfedern, spielerisch vergnüglich in der wirbelnden Rasanz. Sein Spiel war erregend und zugleich locker entspannt. Seine Soli drehten Pirouetten, etwa bei Django Reinhardts „Minor blues“, wenn .sich Eleganz und Spielwitz verbanden. Mit jeder Menge gewitzter Zitate aus Film und Klassik reicherte Stephan sein Spiel an. Kaum weniger Humor brachte Volker Kamp am Kontrabass in sein beredtes Solo. Mit erregendem Drall ließ der Bandleader seinen Part bei einer Eigenkomposition daher rattern. Aus „Blue drag“ machte er ein Fest der Sinne in bluesigem Shuffle-Rhythmus. Genüsslich zelebrierte er die süßlichen Melodien im Verbund von Gitarre und Geige. Sebastian Reimann an der Violine durfte auch in einer Klassik-Adaption brillieren: dem Norwegischen Tanz Nr. 2 von Edvard Grieg. Stephan zupfte süffige Elegien aus den Gitarrensaiten, bevor der Geiger in der Kadenz mit Musikalität punktete. Im Bigband-Klassiker „Four brothers“ vereinten sich die beiden Frontleute zu jagenden Unisono-Läufen in lustvoll verzweigtem Bebop. Dabei ergaben sich heiße Duelle und Duette. Wenn Joscho Stephan aus voller Fahrt heraus in seinen Soli einzelne Töne vibrieren ließ, war das Glücksgefühl besonders groß. Sein Vater Günter Stephan an der Rhythmusgitarre war ein Garant dafür, dass die Sache immerzu mächtig Swing hatte. Joscho Stephan führte eine fabelhafte Technik ins Feld: Wie er seine rasenden Läufe und Drehfiguren in hochtourige Fahrt brachte, hörte sich akrobatisch an. Zarte Flageolett-Folgen und delikat gleitende Töne machten daraus eine gitarristische Kunst. Ebenso brachte Stephan reiche Klangvarianten in sein elegantes Spiel. Von gedämpften Raffinessen bis Glasklar, von fließendem Legato bis zu erregendem Stakkato hörte das Publikum im Alten Stadtsaal einen ununterbrochenen Fluss an Wohlklang und Virtuosität.

x