Speyer Gymnasien servieren Mittagessen

Zeitenwende in der Speyerer Schullandschaft: Am „Niki“ sollen die Schüler ab Februar mittags etwas Warmes auf den Teller bekommen. Das Gymnasium am Kaiserdom beschenkt seine Schüler zum Jubiläum. 475 Jahre nach Gründung kommt Nachmittagsbetreuung inklusive Mittagessen auf den Stundenplan. Kommt endlich die Ganztagsbetreuung in der Schulstadt?

Kein Platz, kein Bedarf, kein Personal – die Gründe, warum Speyerer Gymnasien bislang den Ganztagsschulbetrieb verweigert haben, sind lang und breit. Doch nun kommt frischer Wind in die Debatte: Das Nikolaus-von-Weis-Gymnasium will ab Februar 2015 unter dem neuen Direktor Egbert Schlitz ein Mittagessen bereitstellen. Das Gymnasium am Kaiserdom (GaK) will ab dem neuen Schuljahr an drei Tagen sogar eine Nachmittagsbetreuung inklusive Mittagessen anbieten. Das ließ Direktor Peter Zimmermann bei der Netzwerkkonferenz „Kommunale Zeitpolitik für Familien“ vorsichtig verlauten. Der Platz koste voraussichtlich pro Tag und Kind um die zehn Euro. Die Schule verhandelt mit dem Diakonissen-Krankenhaus als Catering-Lieferant. „Wir rechnen mit zehn bis 15 Kindern, die Betreuungsbedarf haben. Es können aber auch gerne mehr sein“, sagte Zimmermann. Wichtig ist dem Direktor, dass Eltern das Angebot verbindlich für ein Schuljahr annehmen und bei der Hausaufgabenbetreuung zuweilen keine Fachlehrer vor Ort sein werden. „Die Kinder sollten also altersgerecht entwickelt sein und keine besondere inhaltliche Betreuung bei den Schulaufgaben benötigen.“ Die Eltern werden informiert, sobald alle Details feststehen. Das könnte ab Februar der Fall sein, so der Direktor. Das „Speyerer Modell“, wie GaK und die rheinland-pfälzische Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als Schulträger das Projekt nennen, wird voraussichtlich auf zwei Jahre angelegt sein. Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) reagierte begeistert und erleichtert auf den Vorstoß des ersten öffentlichen Gymnasiums der Stadt. Die Speyerer Kinderhorte, die Kinder bis 14 Jahre am Nachmittag betreuen, sehen in einem solchen schulischen Ergänzungsangebot eine Entlastung für ihre überfüllten Wartelisten. „In Speyer West ist der Bedarf an Hort-Plätzen nicht gedeckt. Betreut die Schule die älteren Schüler, haben wir mehr Plätze für die jüngeren, die es nötiger haben“, sagt Tatjana Ritter vom Haus für Kinder St. Hedwig. Dem Stadtelternausschuss der Kitas geht das Angebot jedoch nicht weit genug: „Wenn ich mich als berufstätige Mutter oder Vater für Montag, Dienstag, Mittwoch als Ganztagsbetreuungstag entscheiden muss, ist das für Arbeitgeber meist nicht realisierbar“, kritisierte Eldert Jansen. In dem Punkt sagte Rosemarie Keller-Mehlem vom Kinderschutzbund, der im Auftrag der Stadt Tagesmütter und -väter vermittelt, dem GaK die Zusammenarbeit zu, sollten Schüler zusätzliche Betreuungszeiten benötigen. Ein Vertreter des Schwerd-Gymnasiums zeigte sich angetan von der Entwicklung am GaK – und zugleich enttäuscht über die Hemmschwelle in der eigenen Einrichtung. Bleibe für den Standort Speyer als Familien- und Wirtschaftsstandort zu wünschen, dass sich die übrigen Gymnasien vom Standard einer Ganztagsbetreuung leiten lassen und darin nachziehen, wie es bei den Gesamt- und Realschulen plus etabliert ist, sagte er. Dann hätte das Netzwerk seinen Zweck erfüllt: vernetzen und voranbringen. (edj)

x