Speyer Gloss’ Herzensangelegenheit

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SCHWEGENHEIM. Jochen Gloss (35) hat zum 1. November die Trainingsleitung beim stark abstiegsbedrohten A-Klassisten ASV Schwegenheim übernommen. Er ist Nachfolger von Frank Wallenwein. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ äußert sich der Torwart über die sportliche Lage, seine Probleme bei der Trainingsgestaltung und seine Beweggründe, das Traineramt zu übernehmen.

Nach einigen Turbulenzen im sportlichen Bereich, verbunden mit der Tabellensituation, der ASV ist abgeschlagenes Schlusslicht, habe sich die Suche nach einem neuen Übungsleiter schwierig gestaltet, berichtet Gloss: „Vier Wochen haben wir uns in einem Vierer-Team die Trainingsleitung geteilt. Als mich der Vorstand schließlich gefragt hat, ob ich bereit wäre, allein die Verantwortung zu übernehmen, habe ich zugesagt, um dem Verein, den ich seit Jahrzehnten genau kenne, in einer schwierigen Situation zu helfen. Denn mein Heimatverein, bei dem ich seit meiner Kindheit, mittlerweile nun schon fast 30 Jahre, Fußball spiele, liegt mir sehr am Herzen.“ Seit 2001 wirkt Gloss als Torwart-Trainer verschiedener Jugendmannschaften. 2010 übernahm er auch die Verantwortung der zweiten Garnitur. Mit der D-Jugend errang der 35-Jährige in der Saison 2014/15 die Meisterschaft. Ihm sei bewusst, dass eine riesige Aufgabe auf ihn zukomme, deren Bewältigung viel Zeit benötige. Die Mannschaft schwebt mit vier Zählern und einem Torverhältnis von 17:72 in akuter Abstiegsgefahr. Sie dürfte kaum noch zu retten sein. „Ich bin Realist“, sagt Gloss: „Es wird sehr, sehr schwer, vielleicht sogar unmöglich, den Abstieg noch zu verhindern. In erster Linie sehe ich meine Aufgabe darin, den Jungs wieder Spaß am Fußball zu vermitteln, sie zu intensiverem Trainingsbesuch zu motivieren, die teilweise katastrophalen Ergebnisse zu verbessern, die Mannschaft zu stabilisieren sowie die etwas verfahrene Situation neu zu ordnen und wieder ins Reine zu bringen.“ Ob er dafür der richtige Mann ist? „Das werden wir in einigen Wochen sehen“, teilte der Neu-Trainer mit, der hofft, dass alle mitziehen und ihn erfahrene Spieler wie Kapitän André Hoffmann und Patrick Lause, der höherklassige Erfahrung besitzt, bei seinem Vorhaben unterstützen. Klatschen wie 0:8 gegen Harthausen, 2:9 gegen FC Speyer II und 1:8 gegen Rödersheim soll es mit ihm jedenfalls nicht mehr geben. Und tatsächlich: Die jüngsten Niederlagen fielen nur noch 0:3, 1:2 und 1:4 aus. Der Anfang sei gemacht, die Tendenz steigend, wenngleich die Trainingsbeteiligung immer noch zu wünschen übrig lasse. Gloss: „So was kannst du dir in der ausgeglichenen A-Klasse einfach nicht leisten, wenngleich Wille und Kampfgeist zwar vorhanden sind, die Kondition für 90 Minuten aber nicht ausreicht.“ Einen weiteren Grund für das bisher wenig erfolgreiche Abschneiden sieht der Coach auch in der desaströsen Personalsituation. Klasseleute wie Dennis Schuler, Adam Kartsch und Marco Cölsch, die wesentlich zum Aufstieg beigetragen hätten, stehen nicht mehr zur Verfügung – ein nicht auszugleichender Qualitätsverlust. Hinzu kommen verletzungsbedingte Ausfälle der Stammkräfte Tim Ensmann, Andy Kegel, Andreas Mohr und Devran Günes, die zu einer weiteren Schwächung führten. In der Sommerpause habe es zwar zahlreiche Neuzugänge gegeben, die mittlerweile aber fast alle wieder weg seien. All dies zusammen könne kein Verein verkraften, meint der Coach. Sein schönstes Erlebnis beim ASV sei der Durchmarsch von der C- in die A-Klasse gewesen. Gerne erinnert er sich an die damaligen Relegationspartien gegen Rödersheim, als sein Team zuhause 1:3 zurück lag und noch 4:3 gewann und mit einem 2:2 im Rückspiel den Aufstieg perfekt gemacht hat – „dem besten Spiel meiner Fußballkarriere“, erklärt Gloss. Etwas ganz Besonderes seien auch die an Spannung kaum zu überbietenden Aufstiegsspiele gegen SV Geinsheim II im Vorjahr gewesen. „Nach 0:2-Rückstand erreichten wir durch einen Treffer in der 95. Minute noch ein 2:2, und im Rückspiel glückte uns wiederum in der 95. der 2:1-Siegtreffer.“ Da spielte aber noch Torjäger Cölsch mit.

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