Speyer Gegen billigen und schmutzigen AKW-Abriss

Viele Jahre hat Harry Block (Karlsruhe) vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für den Ausstieg aus der Atomenergie gekämpft. Konsequenterweise ist der Physiker nach der Abschaltung von Reaktorblock eins des Atomkraftwerks (AKW) Philippsburg vor vier Jahren nun auch für den Abriss der Anlage. Doch bringt ihn die undurchsichtige Planung des Rückbaus auf die Palme, wie er am Donnerstagabend im Gasthaus „Waldeslust“ verdeutlichte.

„Es geht um unsere Gesundheit“, sagte Block mit Blick auf die über 30 Gäste seines Vortrags. Aus den wenigen und großteils ungenauen Informationen, die AKW-Betreiber EnBW zu dem auf 30 bis 40 Jahre angesetzten Rückbau herausgegeben habe, schließt er, dass dieser vor allem kostengünstig ablaufen soll, dafür aber mit einer relativ hohen Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt verbunden sein werde. Die Grenzwerte zur Radioaktivitätsfreisetzung für den Betrieb des AKWs würden zwar ziemlich sicher auch beim Rückbau nicht überschritten. Doch seien diese von vorneherein so hoch angesetzt worden, dass ihre Einhaltung keine Gewähr für gesundheitliche Unbedenklichkeit sei. „Zu 20 Prozent werden Sie radioaktive Teilchen, die aus dem AKW in die Luft entweichen, abbekommen. Denn so oft weht der Wind in Ihre Richtung“, machte Block die Betroffenheit der Speyerer und der Bewohner umliegender Gemeinden klar. Fest stehe, dass die Dekontamination von verstrahlten Bauteilen mittels Wasserbad oder Sandbestrahlung, wie sie in dem auf dem AKW-Gelände zu errichtenden „Reststoffbearbeitungszentrum“ direkt neben dem neuen „Standortabfalllager“ geplant sei, ohne Radioaktivitätsfreisetzung gar nicht möglich sei. Er forderte, die Freisetzung durch moderne Technik auf das unvermeidliche Maß zu beschränken. Zudem müsse der Schutz vor Terroranschlägen größtmöglich sein. Davon abgesehen werde radioaktives Wasser in jedem Fall in den Rhein geleitet und belaste etwa Fische. „Der Betreiber hat keine Angaben zur Wanddicke der geplanten neuen Gebäude oder zur Art des Filters im Abluftkamin gemacht. Unbekannt ist außerdem die genaue Menge der radioaktiv belasteten Bauteile in Reaktorblock und Maschinenhaus“, sagte Block. Deshalb fordere er für den BUND Transparenz bei Planung und Durchführung des Rückbaus. Mit Einwendungen gegen den Abriss, die bei einem Erörterungstermin, voraussichtlich im Juli, behandelt würden, soll dieses Ziel erreicht werden. Dabei habe jeder Einwender ein Rederecht. Einwendungen beim baden-württembergischen Umweltministerium sind bis 15. April möglich (siehe auch philippsburg-abschalten.de). Veranstalter des Informationsabends mit zahlreichen Stadträten der Grünen als Gästen war die Bürgerinitiative (BI) Römerberg/Speyer „Kein Zwischenlager in Philippsburg“. BI-Vorsitzender Jürgen Schall lobte Blocks faktenreichen Vortrag, mit dem die Zuhörer „wachgerüttelt“ worden seien. Schall wies auf die Demo zum Tschernobyl-Jahrestag am 26. April in Philippsburg hin. Start ist um 13 Uhr auf dem Marktplatz, Ziel das Atomkraftwerk. (tbg)

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