Speyer Freistoss:

Die Winterpause ist schon längere Zeit beendet. Eigentlich sollte es wieder wärmer werden, Zeit genug, unsere Touren über die Fußballplätze der Region fortzusetzen. Beginnen wir – in einem Vereinsheim und zwar in dem des FV Dudenhofen in der Iggelheimer Straße. Ein beleuchtetes Schild am Eingang zum gut gefüllten Parkplatz weist darauf hin, dass das Klubheim geöffnet ist, wovon gar nicht alle Vereinsmitglieder so überzeugt waren. Im Dunkel vor der Umkleidekabine dehnen sich ein paar Kicker der Verbandsligamannschaft in ihren dunklen Trainingsanzügen und begeben sich in Richtung des neuen Kunstrasens auf der anderen Straßenseite am Wald. Das Vereinsheim ist menschenleer. Unter der Zapfanlage steht ein abgestandenes, etwas dreiviertel volles Weizenbierglas. An den Wänden hängen die üblichen Fußball-Devotionalien. Jetzt betritt der Wirt, kurz zuvor stand er noch draußen bei der Mannschaft, den Raum, und bedient den einzigen Gast, einen End-40er. Schnell kommt das Gespräch auf – Fußball. „Ist das die Erste?“, fragt der Besucher aus Speyer. „Ja“, entgegnet der Weizenbierzapfer. „Trainieren die immer so spät?“, kommt es angesichts des sich auf 20 Uhr bewegenden Stundenzeigers zurück. „Um halb, wieviel Uhr ist denn? O, gleich 8. Heute sind sie etwas später“, weiß der Experte. Fußballer Timo Enzenhofer erscheint, lacht die Vereinsheim-Insassen an und sucht im Kühlschrank nach etwas Bestimmtem. „Das ist nur der Schnaps“, murmelt er vor sich hin. „Haben Sie jeden Tag offen?“, will der Neugierige wissen. Der Aus- und Einschenker: „Montags gibt es Essen. Da ist immer viel los. Mittwochs habe immer ich Wirtschaftsdienst. Und im Sommer ist auch draußen was los.“ Der Talk landet wieder beim Fußball. „Fußball ist heute aber nicht?“, stellt der Wirt diesmal die Frage. Denn im Vereinsheim gibt’s auch Bezahl-Fernsehen. „Nein, Europapokal ist diese Woche nicht. Es ist Länderspielpause. Und die Zweite Liga hat auch schon gespielt“, klärt der Domstadter auf. Ein zweiter Mann betritt die Gaststätte, im Trainingsanzug, mit Klemmbrett unterm Arm und Halstuch – wegen einer hartnäckigen Erkältung. „Hast Du auch so was Schönes für mich?“, spricht er den Wirt auf das Getränk seines baldigen Gesprächspartners an. Hat er. Der Speyerer und der Neuankömmling nehmen auf zwei Holzstühlen an einem Holztisch mit Fensterblick ins Dunkle Platz. Sie unterhalten sich über Fußball – insbesondere den Nachwuchs. Immer wieder winkt der eine der beiden zu seinen Bekannten nach draußen. Denn nach und nach füllt sich das Sportheim. „Ich bin Gabi“, stellt sich eine Dame mit dunklen Haaren beim Speyerer vor, der sie aber schon von früheren Besuchen beim FVD kennt. Ein junger Mann erklimmt einen Barhocker. Die ersten Kicker kommen vom Training zurück: Bartträger Kevin Hoffmann und der libanesische Stürmer Firas Zein, der alle mit Handschlag begrüßt. Tut es, und setzt sich draußen im Dunkeln auf eine Bank. Ein Neustadter, der in Speyer arbeitet, entdeckt in seiner Heimatstadt einen riesigen Bus mit der Aufschrift HC Leipzig, also der Handballclub aus der sächsischen Metropole. „Was machen die denn da?“, fragt er sich noch. Ein Speyerer am gemeinsamen Arbeitsplatz weiß auch nicht unbedingt Rat. „Vielleicht haben die da gespielt“, überlegt er. Doch der HCL ist ihm nur als Weltklasse-Frauenmannschaft ein Begriff und der nächste Bundesligist kommt aus Bietigheim – ein Turnier, eine Jugendmannschaft auf Tour? Ein weiterer Kollege hilft weiter und findet durchaus Zustimmung beim Neustadter. „Es ist ja gar nicht gesagt, dass da die Mannschaft auch drin war.“ Und der Sachverständige erklärt und erklärt: „Das sind ja Riesenbusse, sauteuer. Bayern München hat natürlich einen eigenen. Aber die Rhein-Neckar-Löwen auch nicht. Das steht zwar drauf. Aber wenn sie nicht mit ihm fahren, sind andere drin, Reisegruppen zum Beispiel.“ Der Morgen am Tag danach. Ein riesiger schwarzer Bus quält sich um das Rondell am Speyerer Postplatz. Die Passanten staunen. Eine junge Frau in Begleitung eines älteren Mannes zückt ihr Handy und schießt Fotos. „SG Sonnenhof Großaspach“ steht unter anderem auf dem Gefährt. Diesen Verein wiederum kennt unser Speyerer aus der 3. Fußballliga. „Was machen die da?“, denkt er noch. Die nächstgelegenen Drittligisten kommen aus Mainz, Wiesbaden und Stuttgart. Das große Jugendturnier auf dem Gelände des FC Speyer ist zwei Tage her, und Großaspach war da gar nicht dabei. Eine Reisegruppe? Der Blick durchs Fenster des Riesenteils bringt auch keine Aufklärung. Es sitzt niemand drin. Vielleicht hat der Bus seine Ladung ja bereits zwecks Stadtbesichtigung ausgespuckt. Der Abend nach dem Morgen danach. Ein immer noch stattlicher, aber etwas kleinerer orangefarbener Bus fährt die Dudenhofer Straße stadteinwärts. Ein Emblem erinnert an einen Turner oder Tänzer. Aber diesmal ist es wirklich ein Touristenbeförderer mit Germersheimer Kennzeichen. Auch er dreht eine Runde und setzt kurz darauf seine Tour Richtung Bundesstraße 9 fort. Viele Gäste und eine gute Fahrt wünscht Martin Erbacher

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