Speyer freistoss:

Die BIS Baskets Speyer sollen an jenem Nachmittag in der Nachwuchs-Bundesliga in der Nordhalle auf Korbjagd gehen. Draußen ist das Wetter eklig: kühl und Sprühregen. Der Parkplatz vor der Sportstätte ist überraschend verwaist. Normalerweise steht hier bei Partien der Nachwuchs-Basketballer ein Vereinsbus, der die Talente transportiert. Ein Kraftfahrzeugkennzeichen mit den Buchstaben NK weist auf Neunkirchen. Von dort könnten die Schiedsrichter zur Begegnung mit Frankfurt stammen. Der Haupteingang zur Nordhalle ist verschlossen. Versuchen wir’s am Nebeneingang: offen. Doch die Glastür zur Tribüne: abgesperrt. Davor liegen zwei möglicherweise von einem Schüler vergessene schwarze Fingerhandschuhe. Ein Netz auf der Tribüne ist hochgezogen. Also geht ein Zuschauer die Treppe zum Innenraum hinunter, um das Match zu verfolgen. Noch drängt sich kein weiterer Besucher zwischen die an der Hallenwand abgestellten Sporttaschen der Aktiven. 16.32 Uhr zeigt die Uhr an, die heruntertickt und die verbleibende Zeit bis zum Anpfiff angibt. Die Elektronik am Anschreibetisch steht zwar bereit, ist aber nicht verstöpselt. Die jungen Männer tragen keine einheitlichen Trikots. Die Spieler machen sich warm. Speyers Trainer Julian Krieger verfolgt das Geschehen vom Rand aus. Auch das Banner der Bundesliga, das die Vereine bei Spielen verpflichtend aufzustellen haben, fehlt noch. Jetzt fordert Coach Krieger die Seinen dazu auf, gegeneinander auf einen Korb zu spielen. Zwei weitere Basketballer werfen getrennt davon auf eine andere Reuse, durch die die rote Kugel bei einem Treffer aber nicht hindurchfällt. Das alles kommt dem einzigen Fan doch langsam komisch vor: „Ist heute kein Spiel gegen Frankfurt?“, fragt er einen der beiden einsamen Werfer, der gerade mal wieder einen festgeklemmten Ball mit der Hand von unten aus dem Netz befördert. „Nein, fällt aus, wird verlegt“, gibt er Auskunft. Die Hallenuhr ist weitergelaufen, hat auch nie die Zeit bis zum Spielbeginn angezeigt, sondern ihre ganz normale Aufgabe versehen. Mittlerweile ist auch die aufklärende E-Mail in der Redaktion eingetroffen. Völlig überraschend haben die Beteiligten festgestellt, dass wenige Tage später deutsches All-Star-Wochenende ist, bei dem einige Frankfurter mitwirken, und das Duell aufgrund der zu hohen Belastung abgesagt. (mer) Da standen sie nun, die Vereinsoberen des TuS Mechtersheim am vergangenen Sonntag und warteten. Ganz im Sinne Samuel Becketts, Godot kam nicht und auch nicht die Vereinsvertreter der anderen Fußballvereine der Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen. Nur zwei Vertreter des FV Berghausen fanden sich ein. Die restlichen vier Fußballklubs glänzten mit Abwesenheit: FV Heiligenstein, FV Dudenhofen, ASV Harthausen, FV Hanhofen. Da nutzten auch nicht die kleinen Häppchen oder Getränke nichts, die der Gäste harrten. Das Interesse an der Auslosung des ersten Hallencups der Verbandsgemeinde tendierte schlicht gegen null. Der große Pokal auf dem Stehtisch neben dem Lostopf wirkte da fast ein wenig verloren. Keine „Ohhs“ oder „Ahhs“ hallten durch das fast leere TuS-Vereinsheim, wie es bei Pokalauslosungen so üblich ist, kein geschäftiges Geraune im Hintergrund, das bei einer überraschenden Paarung in lautes Stimmengewirr ausartet. Die Premiere des Hallenfußball-Turniers steht am kommenden Sonntag an. Dann erwachen die meisten Fußballteams aus dem weihnachtlichen Dornröschen-Schlaf. Es ist bestimmt keine Standortbestimmung, aber wie Mechtersheims Trainer Manfred Schmitt erklärt, „eine Vorbereitung auf die Vorbereitung“ – klingt eigentlich ganz gut. Da bleibt zu hoffen, dass die Auslosung als Generalprobe kein aussagekräftiger Vorbote ist und die Vereine zumindest am Turniertag vollständig erscheinen. Der Anfang verlief holprig. Vielleicht entwickelt sich der Hallencup wie sein Verwandter in Ludwigshafen in eine Erfolgsgeschichte. Potenzial für guten Fußball und inte-ressante Partien besitzt er allemal. Oder um es mit der witzig gemeinten Bemerkung eines Anwesenden nach dem dritten Los zusammenzufassen: „Mensch, schon wieder ein Lokalderby.“ (jmr) Viel Erfolg wünscht die Sportredaktion

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