Speyer Entwarnung: Der Torwart wird fit

SCHWEGENHEIM. Zehn Jahre ist’s her, da hat der Schwegenheimer Inlinehockeyer Oliver Krill (46) sein letztes Länderspiel für Deutschland bestritten. Ab morgen folgen beim Masters World Cup in Prag für Akteure über 38 Jahre die nächsten.

Leicht gesagt, denn am späten Freitagabend erreichte Krill die Hiobsbotschaft: „Ein Torwart krank, einer bekommt vom Arbeitgeber nicht frei. Wir wissen nicht, ob wir fahren“, tippte er eine SMS an die Redaktion. Am Sonntag klang es schon besser: „Eventuell entscheidet es sich am Montag.“ Und vorgestern die Entwarnung. „Wir fahren zu 99 Prozent.“ Der Kranke gab grünes Licht. Heute geht’s in Privatfahrzeugen nach Prag. Morgen und am Freitag (zwei Matches) kommt es zu den Vorrundenpartien gegen die Slowakei, England und Gastgeber Tschechien. Acht Mannschaften machen mit. In der anderen Gruppe trifft der Titelverteidiger aus dem Jahr 2012, Frankreich, unter anderem auf die Australier, den einzigen außereuropäischen Vertreter. Es schließen sich Halbfinals und alle Gruppenspiele an. „Es ist sehr unrealistisch, dass wir das Halbfinale erreichen“, sagte Krill im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Unsere Mannschaft ist komplett neu sortiert. 50 bis 80 Prozent der Spieler kenne ich überhaupt nicht. Manche sind aus der Bundesliga bekannt. Vier, fünf kenne ich aber überhaupt nicht.“ Aus dem Verein des Schwegenheimers, ISC Mannheim, reisen drei Inlinehockeyer nach Prag. Andere kommen aus Braunschweig, Köln, Baunatal und Kassel. Stefan Weber vom Verband übernahm die Organisation für die zehn, zwölf Deutschen. Auf dem Feld stehen vier Feldspieler und ein Torwart. Im Eishockey sind’s fünf/eins. Krill kämpft als Verteidiger. Frankreich nennt er erneut als Favoriten: „Die haben ein riesiges Auswahlverfahren. Da kommt nicht jeder mit, der gerade Bock hat. Viele ihrer Spieler sind erst 38, 39 Jahre alt.“ Auch den Tschechen gibt er Chancen: „Alle, die aus dem Ostblock kommen, können Eishockey spielen.“ „Ich hoffe, dass wir die Engländer schlagen können“, blickte der 46-Jährige voraus, weiß aber auch um einen besonders starken Briten in deren Reihen. Ziel sei es, nicht Letzter zu werden. Krill ist einer der Männer der ersten Stunde des Inlinesports in Deutschland. Mitte der 1990-er-Jahre trug es sich zu, dass er in Mannheim und Ludwigshafen zum Schläger griff. Mit Eishockey ging’s freilich noch ein Jahrzehnt eher los, als in Speyer aus einem Fanclub des Mannheimer ERC die Bullys entstanden. Die deutsche Pokalvizemeisterschaft nennt er als seinen bislang größten Erfolg auf den hintereinander angeordneten Rollen: „Wir wollen aber gerne mal Deutscher Meister werden.“ Und klar: Das Vier-Länderturnier in England vor Zehn-Jahres-Frist: „Ich glaube, es war in Liverpool. Ich war mit vier Treffern unser bester Torschütze.“ Zu hohen sportlichen Ehren schaffte es der verheiratete Mittvierziger freilich in einer ganz anderen Sportart – als Pfalzmeister für den TSV Speyer im Florettfechten. Noch heute gilt seine ganze Anerkennung den Trainern Engelhard. „Man braucht eine Grundvoraussetzung, das Schlittschuhlaufen“, das ist es, was Krill an seinem heutigen Sport so schätzt. Zweimal pro Woche steht Training im altehrwürdigen Mannheimer Friedrichspark auf dem Programm, der Stätte der ersten Erfolge der Vor-SAP-Arena- und Vor-Adler-Ära des MERC in den 1980-ern. Am Wochenende kommen die Spiele dazu, für den ISC, der bald wieder in die Bundesliga startet, aber auch die Mannheim Stars und die Monarchs aus der Quadratestadt in anderen Ligen. Eishockey spielte der Großhandelskaufmann bei einem Baustoff-Unternehmen aus Ludwigshafen zuletzt nur noch in einer Hobbymannschaft. Die Zukunft gilt den Inlinern: „Ich habe Lust, noch ein paare Jahre zu spielen, so lange ich von der Logik und Taktik her mit den Jüngeren mithalten kann.“ Schon jetzt sei er einer der Ältesten. Aber mit 50 Jahren könne er auch noch spielen. Und schließlich wartet da das nächste Ziel: Der Masters World Cup 2015 in – Hamburg. „Das ist weiter weg als Prag“, sagt Krill und lacht.

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