Speyer Eingekreist:

Ambitionierte Fotografen sahen sich beim Otterstadter Karpfenfestumzug gleich mit einem Haufen schöner Fotomotive konfrontiert: Grünschwarze Spargelhexen, Otterstadt hinter zwei Deichen, nachgebaute Glocken, eine Kutsche mit Bischof. Wer genau hinsah, konnte auch Pfarrer Michael Paul entdecken, der sich sein Pferd gleich umgeschnallt hatte und damit winkend durch den Ort trabte. Der RHEINPFALZ-Fotografin Martina Lenz hatten es aber weder Hexe noch Pferdepfarrer angetan, sie war begeistert vom Motiv-Wagen des katholischen Kirchenchores. Die drei Tenöre standen auf einer Bühne im Heck des Wagens und schmetterten lautstark Arien; das Publikum saß gleich mit auf dem Wagen. Den schönsten Blick als Fotograf hatte man, wenn man auf gleicher Höhe stand. Doch ohne Absprache geht es nicht, auch wenn Fotografen oft mit allen Wassern gewaschen sind. So wurde spontan eine Leiter organisiert. Bei einem kurzen Halt des Wagens wurde die Leiter schnell erklommen, die Tenöre anvisiert. Nur hat das der Fahrer des Schleppers nicht mitbekommen und ist weiter gefahren. Da stand sie nun auf der Leiter, die Fotografin und hatte buchstäblich das Nachsehen. Aber unsere Fotografen sind auch sportlich und wortgewandt. Also schnell wieder runter von der Leiter, ein Spurt zum Schlepperfahrer nach vorne, ein paar erklärende Worte und wieder rauf auf die Leiter. Es werden keine Mühen gescheut, um gute Fotos zu liefern. (krx) Beim Karpfenfest hätte es so mancher gern gesehen, wenn sich der neu gewählte Gemeinderat bei der Eröffnung am Samstagabend vorgestellt hätte. Aber es waren nur die Bürgermeister und einige Vertreter vom Wirtschaftsausschuss auf der Bühne, um das Fass Bier anzustechen. Früher war es noch üblich, dass der Bürgermeister zusammen mit den Gemeinderäten durch die Festhalle zur Bühne schritt, das Fass anstach. Dabei schmetterte der „Singende Gemeinderat“ ein Lied und reichte den Besuchern das Bier. Daran erinnerte sich so mancher mit Wehmut. (hoku) Eine gut besuchte Dorf-Kirche am Montagnachmittag und dreieinhalb Pfarrer, von denen zwei den Gottesdienst zelebrieren. Wo gibt es denn so etwas noch? In Harthausen. Dort wurde am Montag der zehnte Geburtstag des Cafés Auszeit gefeiert und, wie es sich für eine Veranstaltung der katholischen Kirchengemeinde gehört, die Feierlichkeiten mit einem Gottesdienst begonnen. Hinter dem Altar standen Pfarrer Josef Metzinger, der jetzige Harthäuser Pfarrer. Sein Co-Zelebrant war August Dörzapf, in dessen Amtszeit die Gründung des Cafés Auszeit fiel. In die erste Kirchenbank hatte sich Metzingers Vorgänger Pfarrer Markus Hary eingeschlichen. „Du hättest auch mit zelebrieren können“, meinte Metzinger zur Begrüßung und wandte sich dann an den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Manfred Scharfenberger: „Manfred, du kannst net zelebrieren, aber einen halben Parrer gibst du auch schon ab.“ Damit wäre das Rätsel der dreieinhalb Pfarrer gelöst. Allen gemeinsam: Sie sind von Christiane Kohlmann, der Seele des Cafés Auszeit gut erzogen worden. Dem Spargebot von Pfarrer Dörzapf, der ihrer Erfahrung nach strenger als Pfarrer Hary gewesen ist, begegnete sie damals sinngemäß mit: „Wir müssen zu Hause auch sparen, aber ich kann ja auch nicht privat zum Bäcker gehen und dort sagen, dass ich sparen muss.“ Dörzapf konnte sich dann auch nicht mehr daran erinnern, gesagt zu haben, dass das Café Auszeit nichts kosten dürfe. „Na ja“, sagte Kohlmann nachsichtig, „Sie sind ja auch zehn Jahre älter geworden.“ Und mit Metzinger klappe es jetzt auch bestens: „Den Pfarrer Metzinger haben wir erst ein bisschen formen müssen, damit er in unser Konzept passt.“ Was jetzt die halben Pfarrer betrifft, auch die sind gut erzogen. Harald Löffler, der als Ortsbürgermeister vermutlich als viertel Pfarrer durchgeht, kam zur Feier gleich mit einem Päckchen Kaffee und einem Scheck. (krx)

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