Speyer Ein Männertreff ist jetzt sehr begehrt

Fast 300 Asylsuchende leben mittlerweile in der Stadt. Vor zwei Jahren waren es noch weniger als 100 gewesen. Nicht nur ihre Unterbringung stellt die Speyerer vor große Herausforderungen. Rund 80 Ehrenamtliche sind bereit, Flüchtlingen neue Perspektiven zu eröffnen und Teilhabe zu ermöglichen.

Wie einmal in jeder Woche begegnen sich Speyerer und Asylbewerber auch am Gründonnerstag im „Treffpunkt Asyl“ im Untergeschoss des Martin-Luther-King-Hauses zu Beratung, Austausch sowie praktischer Hilfe bei Kaffee und Kuchen. Eine Helferin unterstützt regelmäßig zwei Frauen bei der Entwicklung ihrer Deutschkenntnisse. Sozialberaterin Angelika Geist kümmert sich um akute Probleme, erklärt einer Krankenschwester aus Somalia Sinn und Form eines tabellarischen Lebenslaufs und berichtet vom Ausflug der Erlichhaus-Bewohner in den Mannheimer Luisenpark eine Woche zuvor. „Genügend Geldspenden aus der Nachbarschaft für kulturelle Teilhabe sind da“, weist Geist auf große Hilfsbereitschaft hin. Amal, die 21-jährige Somalierin, breitet deutsche Bücher und Filme auf dem großen Tisch aus, die sie in der Stadtbibliothek ausgeliehen hat. Speyerer bringen Tüten voller gut erhaltener Kleidung und Schuhe, die schnell Abnehmer finden. Treffpunkt Asyl, „Repair-Café“, Frauentreff in St. Hedwig und Treff der Kulturen im Warenkorb seien gut angenommene Angebote, betont Geist. Zahlreiche Schwangere und Mütter mit Kleinkindern seien der Stadt seit Jahresbeginn von der zentralen Aufnahmestelle in Trier zugewiesen worden, begründet sie Überlegungen zu weiteren, den Bedürfnissen angepassten Flüchtlingsangeboten. Dazu gehöre eine im Treffpunkt Asyl geplante Schwangeren- und Wochenbett-Beratung in Zusammenarbeit mit der Hebammenschule, sagt Pfarrer Uwe Weinerth. Zwei Asylbewerberinnen in Speyer hätten kurz vor ihrem Entbindungstermin Fehlgeburten erlitten, weist er auf dringend nötige Vor- und Nachsorge hin. „Das Projekt nimmt konkrete Formen an“, stellt Weinerth eine Hebammenschülerin vor, die heute erstmals da ist und sich die Mitarbeit gut vorstellen kann. „Wir suchen noch einen Arzt oder Apotheker, der den Leuten die Inhalte von Beipackzetteln erklärt“, sagt er. Die im Erlichhaus entstandene Nähgruppe habe viel Zuspruch, sagt Geist. Beispielsweise habe ein Mann seiner Frau ein Kleid genäht. Derzeit gebe es Überlegungen, die Näh- mit einer Strickgruppe zusammenzulegen. Auch der im Erlichhaus eingeführte Krabbel- und Kita-Betrieb mit Erzieherinnen, Kindern sowie Müttern aus zwei Speyerer Kindergärten sei bei Flüchtlingsfrauen beliebt, betont Geist: „So können sie am Deutschkurs teilnehmen.“ Aber: Bei der Vielzahl an Frauen-Projekten fühlten sich manche männlichen Asylbewerber benachteiligt, sagt sie. Der Wunsch nach einem „Männer-Treff“ sei groß, noch fehle es aber an Struktur dafür. (kya)

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