Speyer Die Wehwehchen im Alter

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Die Ortsgemeinde Waldsee hat am Sonntag wieder ihre Senioren in die Kulturhalle eingeladen zu einem Nachmittag voll Spaß mit dem Komiker Peter Becker alias „Begge Peder“, der sich durch die Mainzer Fernseh-Fasnacht einen Namen gemacht hat.

So kennt man ihn: Grauer Hausmeisterkittel über kariertem Hemd und Hochwasserhosen mit Hosenträgern, auf dem Kopf der Hut mit Rasierpinsel, große, schiefe Zähne im stets mürrischen Gesicht, das nie wirklich lächelt – auch nicht in Waldsee. So nörgelt er sich durch die Malaisen des Alltags, etwa die in den mittleren Jahren öfter notwendigen Arztbesuche – genaue Schilderung der Prostata-Untersuchung inklusive. „Hafenrundfahrt“ nennt er die Bemühungen des Arztes in der Region, in der er sucht, aber zum Glück nichts findet, was der Begge Peder kommentiert: „Do hab ich noch nie was versteggelt.“ Die nächste Kontrolluntersuchung will er aber nur machen, „wann’ de de klaane Finger nemmst“. Er kann die Relativitätstheorie seines Schulkameraden Albert, genannt „Einstein“, erklären, weil er einem gern die Zunge herausgestreckt hat: „Ä Haar uffm Kopp – des is relativ wenig. Ä Haar in de Supp – des is relativ viel.“ Ein anderer ehemaliger Schulfreund ist „de Herbert vun der Post, verheiratet mit de Christel ... von de Volksbank“. Der Herbert ist Postler mit der Aufgabe, die Briefmarken anzulecken – aber nur die für die Briefe. Die für die Pakete schafft er nicht, da muss der Albert ran, der dann auch an Darmverklebung leidet. Da helfen auch keine homöopathischen „Klo-polis“, deren Wirkung der Begge Peder so beschreibt: „Wenn man eine Spalt-Tablette in den Bodensee schmeißt und vier Wochen später ein Glas Wasser herausholt zum Trinken, ist die Information der Tablette immer noch drin – sagen die.“ Noch mehr körperliche Informationen gab es nach der Pause, etwa von Einladungen mit „Büffet“. „Ich sitz, mei Fraa bringts Esse, uffstoße, fertig.“ Von so „neimodische Ferz wie Von Dü – do muss mers Esse selber koche“, vom „Parkettbrot“ der Franzosen, und dass der Frauenarzt seine Patientin beim Empfang nicht erkennt – „kaa Wunner, es is jo net’s Gsicht, was er kennt“. In der Pause gab es ein paar Zahlen und Sektpräsente von Ortsbürgermeister Otto Reiland (CDU): 5924 Einwohner hat Waldsee derzeit, davon sind 356 über 80 Jahre alt, die Frauen in dieser Altersklasse eindeutig in der Überzahl: 224 Frauen, 132 Männer. Über 85 Jahre sind 174 Einwohner, 119 Frauen, 55 Männer. Über 90 Jahre sind 59 Einwohner, davon 42 Frauen, 17 Männer. Die Sektpräsente gingen jeweils an die drei ältesten anwesenden Frauen und Männer, sowie die drei ältesten anwesenden Ehepaare. Bei den Frauen waren dies Gertrud Döpfert, (geboren 1925) sowie Frieda Zöllner und Marie Koob (beide Jahrgang 1927). Bei den Männern waren es Richard Marquart und Alois Schlosser (beide 1925) sowie Heinrich Balbach (1928). Heinrich Balbach erhielt mit Ehefrau Cäcilie auch das Sektpräsent für das von den Anwesenden am längsten verheiratete Ehepaar. Die beiden sind 64 Jahre verheiratet. |adö

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