Speyer „Besessen von Bach“

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Ein Werk, das sich mit den Goldberg-Varitationen von Johann Sebastian Bach verweben lässt – das war der Auftrag an die rumänische Komponistin Violeta Dinescu. Diese Begegnung von Alt und Neu soll das Eröffnungskonzert der „Kontrapunkte Speyer“ am Sonntag, 23. April, 18 Uhr, im Historischen Ratssaal prägen. Stephan Rahn, Gründer und künstlerischer Leiter der Reihe, will selbst am Klavier spielen. Antonia Kurz hat vorab mit Violeta Dinescu gesprochen.

Frau Dinescu, wie oft haben Sie sich die Goldbergvariationen von Bach angehört, um ein Komplementärwerk zu schaffen?

Ich würde mir nicht anmaßen, zu sagen, dass ich ein Komplementärwerk zu Bach geschaffen habe. Es sind vielmehr sieben Intermezzi, die ich für Stephan Rahn, einen wunderbaren Musiker, für das Konzert in Speyer komponiert habe. Aber natürlich habe ich das Werk von Bach genau studiert und verschiedene Interpretationen gehört, wenn auch nicht selbst gespielt. Dass ich den Komponisten bewundern würde, ist untertrieben, ich bin besessen von ihm. Für alle, die keine Klassik-Experten sind: Was sind die Goldbergvariationen? Sie sind ein fundamentales Werk von Bach mit ontologischer Wirkung. Die Variationen – Bach hat sie eigentlich „Aria mit verschiedenen Veränderungen“ genannt – entstanden am Ende seines Schaffens im Jahr 1741. Bach hat das Werk für einen zehnjährigen Cemballo-Spieler namens Johann Gottlieb Goldberg, ein Wunderkind seiner Zeit, geschrieben. Stephan Rahn wird sie in Speyer spielen. Das ist sehr herausfordernd für den Künstler, nur wenige trauen sich, die Variationen vor einem Publikum zu spielen. Wird Stephan Rahn die Intermezzi auch am Klavier präsentieren? Ja, gleichzeitig aber wird eine Tonbandaufnahme abgespielt. Was ist mit „Variationen“ gemeint? Mit „Aria mit verschiedenen Veränderungen“ hat Bach eine besondere Gattung geschaffen. Die Variationen sind ein Juwel an Kompositionskunst. Komponieren Sie mit einem Computerprogramm oder per Hand? Ich schreibe eigentlich fast alle meine Kompositionen mit der Hand. Das Tape, dass die Intermezzi begleitet, habe ich mit einem Computerprogramm gemacht – eine Art Kontrapunkt zum Klavier, um auch die spezifischen Möglichkeiten der digitalen Welt anzuwenden. Wie ist der Prozess des Komponierens? Entsteht das Werk Schritt für Schritt? Ich vergleiche diesen Prozess gerne mit einem Delta. Es gibt nicht nur eine Urquelle, sondern viele. Diese Wasser trafen aufeinander, wurden immer voluminöser, und irgendwann entstand das Delta. Komponieren ist also kein One-Way-Prozess. Ich mache einen Plan und merke dann, dass ich doch einen anderen Weg gehe, um ans Ziel zu kommen. Sie haben eine Professur für Komposition in Oldenburg. Haben Sie neben dem Unterrichten noch genügend Zeit für das Komponieren? Für mich ist das Komponieren äquivalent mit der Forschung. Ich vertiefe mit meinen Studenten das Phänomen Musik sowohl durch die Analyse als auch durch den Versuch, eigene Kompositionen zu gestalten. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internetadresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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