Speyer Alles im grünen Bereich

Zu seinem 25. Jubiläum hat der Speyerer Rockmusikerverein (RMV) gleich zwei Open Airs zusammengeschaltet: das eigentliche Jubiläumsfestival mit sechs Bands aus dem Verein am Freitag und das „Hallenbeben“-Open-Air am Samstag.

In der Halle 101 war eine lange Schauwand mit Konzertplakaten und Zeitungsberichten behängt, die „25 Jahre RMV Speyer“ dokumentierten. Mit dem Opener „Real Mother Vukkers“ hat sich der RMV eine Art kurzfristig zusammengestellte Spaßcombo aus den eigenen Reihen rekrutiert, deren Anfangsbuchstaben das Akronym des Clubs bilden. „A.D.S.D.F.B.“ haben sich ebenfalls einen eher sperrigen Namen zugelegt, der allerdings nichts mit hibbeligen Fußballfunktionären zu tun hat. Bei „Endlos“ wird’s dann seriöser, die selbst ernannten Musterschwiegersöhne boten neuzeitlichen Hardrock mit deutschen Texten. „Crackbrained“ hat ebenfalls etliche RMV-Mitglieder in den Reihen, die Jungs treten immer adrett gekleidet mit Schlips auf die Bühne. Musikalisch ist das Quintett aber eher alternativ unterwegs. Auf der Suche nach dem richtigen Ohrwurm landet man als Besucher zu dieser Uhrzeit schnell mal an dem bereitgestellten Bratwurst- und Pommesstand. „Birds in Chaos“ machen es dem Publikum auch nicht gerade leicht und verzichten weitgehend auf massentaugliche Partyrhythmen oder Mitgröhltexte. Dafür war dann der Headliner des Abends, „Montez“, zuständig. Zwar stammen die Hits von „Montez“ nicht aus eigener Feder, denn die Speyerer spielen Musik der dänischen Rockkapelle „Volbeat“ nach. Aber das machen sie richtig gut. Stimmlich ist der Sänger dem dänischen durchaus gewachsen. Weil die Dänen ab und zu mal auf Country- und Rockgrößen zurückgreifen, hat „Montez“ ein „Volbeat“-Cover nochmals gecovert. Beim Blick auf die Reproduktionen der Konzertposter fällt dem regelmäßigen Besucher auf, dass die Resonanz auf das Angebot der vergangenen 25 Jahre in Speyer eher mager ausgefallen ist. Ob aufstrebende Nachwuchscombos bei freiem Eintritt oder etablierte Top-Acts wie „Rage“ – die Speyerer scheinen ihre rockmusikalische Freizeitgestaltung wohl lieber woanders hin zu verlagern. Darunter litt das „Hallenbeben“-Open-Air am Samstag, das bei durchwachsenem Wetter auch durchwachsen besucht war. Die Musiker von „The Intersphere“ aus Mannheim sind technisch sehr versiert; gerade Schlagzeuger Moritz Müller ist ein sehr gefragter Studio- und Tourneemusiker für Größen wie Xavier Naidoo oder Julia Neigel. In „seiner“ Band darf er sich dann mal so richtig austoben – was zeigt, dass die Jungs neben einem Abschluss an der Mannheimer Popakademie offenbar auch ein Zertifikat der Neil-Peart-Schule für angewandte Gehörgangsverknotung haben. Die kanadische Rocklegende „Rush“ klingt öfter mal durch die Kompositionen der Mannheimer. Allerdings fehlt der Band trotz erster Charteinträge die Zugkraft eines Headliners, und das hat neben dem Wetter dazu beigetragen, dass der Samstag deutlich schwächer besucht war. Qualitativ war aber alles im grünen Bereich. Auch „City Kids Feel The Beat“ sind in der Halle 101 keine Unbekannten mehr. Mit ihrer Teenie-Punk-Melange klingt die Band nach Genrevertretern wie „The Offspring“ und macht einfach gute Laune. Ständig in Bewegung, tight im Sound und gut bei Stimme sind die Ulmer wohl auch abseits der Bühne solche Wonneproppen, dass der RMV die Stimmungsgranaten gerne nach Speyer holt. Noch bei Tageslicht betrat die Band „Mira Wunder“ die Bühne. Sängerin Anna-Lena Michel faltete im Grundschullehrerinnenton erst mal einige Handyfilmer auf links, weil sich’s mit vollen Händen schlecht klatschen lässt und das aber zu dem altväterlichen Konzept der Atmosphäre dazugehört – was die Smartphonefreaks irgendwie vergessen haben. Musikalisch war’s eher unspektakulärer Pop mit einer guten Sängerin. „Autumn Tree“ aus Mannheim nennen ihren Stil Southern Rock, aber wer „Lynard Skynard“ oder „Blackfoot“ erwartete, lag falsch. Das Ganze klangt eher nach „Pantera“ mit etwas Grunge – alles in allem ein guter Auftakt zum Jubiläumswochenende.

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