Speyer Ein Gebet in Worten, Bildern und Tönen

Das Vater unser sehen und hören: beim Konzert mit dem Domchor ist auch Bildende Kunst von Alois Ewen präsent.
Das Vater unser sehen und hören: beim Konzert mit dem Domchor ist auch Bildende Kunst von Alois Ewen präsent.

Einen musikalisch wie geistlich sehr starken Eindruck vermittelte am Vorabend des ersten Fastensonntags das exakt einstündige Cantate-Domino-Konzert im Speyerer Dom als Auftakt eines fünfteiligen Zyklus’ zum Vater unser.

Das Gebet des Herrn, das Vater unser, in den Evangelien nach Matthäus und Lukas überliefert, ist bekanntermaßen einer der wichtigsten Texte der Christenheit – und zahlreich sind die Deutungen und Meditationen dazu. Natürlich hat das Gebet auch in der Bildenden Kunst und der Musik seine Spuren hinterlassen. Die Konzerte in der Reihe Cantate Domino der Speyerer Dommusik sind in dieser vorösterlichen Zeit ganz darauf ausgerichtet – sie verbinden dabei Ton- und Bildkunst miteinander. Bei jedem Konzert werden Werke aus dem Bilderzyklus „12 in 1“ zum Vater unser des Künstlers Alois Ewen gezeigt. „Unser Vater – unsere Mutter“ war der Titel des Eröffnungsprogramms – und das gleichnamige Bild von Ewen stand während des Konzerts im Altarraum. Besonders bei der Pater-noster-Vertonung für Schola und Orgel von Denis Bédard, die 2004 entstand und damit noch jünger als Ewens Bilder aus den 1990er-Jahren ist, ergab sich eine spannende Synästhesie, weil sich hier die im Prinzip abstrakte Malerei und die autonome Instrumementalmusik gegenseitig in ihrer Wirkung verstärkten. Domorganist Markus Eichenlaub entfaltete das Orgelwerk in seiner spirituellen Tiefe. Die ganze Abendmusik war ein in sich geschlossenes Gesamtkunstwerk. Mit dem Liturgiegesang des Vater unser zog der Domchor Speyer aus und ein. Unter Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori sang er in feiner Tongebung und klarer Diktion nach dem Kyrie der berühmten Missa Papae Marcelli von Palestrina Vater-unser-Musik von Jacobus Gallus, Bach, Mendelssohn und – in einem wundervoll entrückten Satz – von Marcel Duruflé. Das Luther-Lied „Vater unser im Himmelreich“ war in Bachs Choralsatz aus der Johannes-Passion, wo die zweite Strophe „Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich“ auftaucht, ein Vorgeschmack auf die Gesamtaufführung der Passion am Palmsonntag mit der Dommusik. Im Dom erklang jetzt der Satz mit drei der neun Strophen. Mittelpunkt des Programms aber war die umfangreiche Vertonung des Psalms 22 von Felix Mendelssohn Bartholdy op. 78/3 für zwei vierstimmige Chöre a capella, die in ihrer erhabenen Schlichtheit eine große Wirkung machte. Hier trat zum Domchor als anderer Chor ein exzellentes Solistenquartett mit Violetta Hellwig, Sopran, Alexandra Paulmichl, Alt, Peter Gortner, Tenor (siehe Zur Sache), und Michael Marz, Bass. Hier und in den anderen Chorwerken gelang es Markus Melchiori mit seinen Sängerinnen und Sängern den gewaltigen Raum klangvoll zu erfüllen und immer eine sehr klare und innige Ausdruckshaltung zu bewahren, wie sie dem Gebet angemessen ist. Termin Unter dem Titel „Schuld und Vergebung“ musizieren am morgigen Samstag, 16. März, um 18 Uhr beim nächsten Konzert der Reihe Cantate Domino Hans-Jakob Bollinger auf dem Zink (einem Renaissance-Blasinstrument) und Christine Lux an der Truhen- und Chororgel des Domes barocke Kammermusik von Johann Ulrich Steigleder, Hans Leo Hassler, Giovanni Paolo Cima, Christian Erbach oder Francesco Rognoni. Der Eintritt ist wie immer frei, um eine Spende wird gebeten. Auch bei diesem Konzert sind die Bildwerke zum Vater unser von Alois Ewen im Speyerer Dom ausgestellt.

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