Rhein-Pfalz Kreis Zeit für Sterne

Experte für Sterne: Christian Theis’ Leidenschaft für das Firmament wurde sehr früh geweckt.
Experte für Sterne: Christian Theis’ Leidenschaft für das Firmament wurde sehr früh geweckt.

Christian Theis ist Astrophysiker und Leiter des Mannheimer Planetariums. Der 53-Jährige bietet zwei Erklärungsmodelle für den „Stern von Betlehem“ an. Er gibt aber zu, dass die Experten sich bei diesem Phänomen nicht völlig sicher sind.

„Die Astronomie hat mich von klein auf fasziniert“, erklärt Christina Theis seine Leidenschaft für die Sternenwissenschaft. Ein Grund sei die Serie „Star Trek“ gewesen. „Die schwappte zu uns herüber, da war ich etwa sieben Jahre alt“, erzählt der 53-Jährige. „Das war zwar keine Wissenschaft im eigentlichen Sinne, obwohl die Serie wissenschaftlich sehr gut gemacht ist. Aber für uns Jungs war die Sendung immer ein wichtiger Termin“, sagt er. Das und seine Faszination für alles, was mit Kosmos zu tun hat, hätten stark zu seiner Berufswahl beigetragen. Ein weiterer ausschlaggebender Faktor seien die Sendungen des Mannheimer Fernseh-Astronomen Heinz Haber gewesen, der mit einfachen, aber bahnbrechenden Mitteln das All erklärte. „Ich dachte mir, dass es toll sei, das alles verstehen zu können.“ Am Gymnasium verfestigte sich sein Weg in Richtung Mathematik und Physik. 1990 schloss Theis sein Physikstudium ab. Nach gut 20 Jahren Lehre und Forschung, nach Promotion und Habilitation, nach seiner Tätigkeit als Dozent an den Universitäten Kiel und Wien verschlug es den Bayer ans Mannheimer Planetarium. Wenn Christian Theis erzählt, ist sein bayrischer Akzent kaum zu überhören. In Grünwald bei München ist er geboren. Menschen aus Bayern gelten als gläubige Menschen. Gilt das auch für Christian Theis? „Theoretisch ja“, beantwortet Theis die Frage, ob Glaube und Astrophysik vereinbar seien. „Glaube und Wissenschaft schließen sich nicht aus.“ Doch durch die Wissenschaft würden gewisse Herausforderungen entstehen. Einen naiven Glauben dürfte man demnach unter Wissenschaftlern wohl weniger finden, meint der Direktor des Planetariums. „Ich persönlich bin da eher skeptisch, was gewisse Vorstellungen angeht“, sagt er. „Doch das heißt nicht, dass das für immer so bleiben muss.“ Allerdings, gibt er zu bedenken, befinde sich die Wissenschaft erst in ihren Anfängen. „Man sollte bei unerklärlichen Phänomenen nicht gleich sagen, es sei ein Hinweis auf etwas Göttliches“, findet Theis und landet damit beim Phänomen „Weihnachtsstern“. Für ihn steht dabei die Frage im Vordergrund: Was wäre, wenn dies ein reales astronomisches Ereignis gewesen wäre? Wie wäre es entstanden? „Heute merkt man, dass man die alten Texte nicht einfach als astronomische, naturwissenschaftliche Berichte lesen darf, sondern sie aus Sicht der antiken Welt lesen muss“, holt Theis aus. Das biete interessante Einsichten, wie man zum Beispiel die Bibel lesen kann. Zum Weihnachtsstern gibt es laut Theis zwei Haupttheorien. Eine stamme von Kepler aus dem 17. Jahrhundert, der von einer bestimmten Planetenkonstellation ausging. Die neueste Interpretation geht in eine verblüffend ähnliche Richtung. „Es könnte eine spezielle Bewegung des Planeten Jupiter gewesen sein, was in der Verbindung mit dem Mond, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls eine spezielle Stellung hatte, eine besondere Konstellation ergab.“ Zur Erklärung: Als „Stern von Betlehem“ oder „Weihnachtsstern“ wird eine Himmelserscheinung bezeichnet, die nach dem Matthäusevangelium Sterndeuter oder Weise zum Geburtsort Jesu Christi geführt hat. Die spezielle Konstellation ist in den Augen von Theis’ nichts, was es nicht immer mal wieder gibt. Doch auch heute wäre man sich nicht hundertprozentig sicher, sagt der Sternenexperte. Und vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht. So bleibt immer noch ein gewisser Sternenglanz in den alten Erzählungen.

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