Rhein-Pfalz Kreis Voll gerührt

Beim Kochen: Lars Laakmann testet sich in der Küche des Hotels Darstein – er wird später Dritter sein.
Beim Kochen: Lars Laakmann testet sich in der Küche des Hotels Darstein – er wird später Dritter sein.

«Altrip.» „Ich wollte von Anfang an kochen lernen, habe auch zu Hause bei meinen Eltern immer mitgekocht“, erzählt Paul Schock. Der angehende Koch befindet sich wie die anderen Teilnehmer der Regionalmeisterschaft im dritten Lehrjahr. Andere Berufe hat der 20-Jährige schon ausprobiert. Bürokaufmann etwa. „Aber keiner war so spannend wie Koch“. Was ihm am Kochen und überhaupt an seiner Arbeit so gut gefällt, weiß Paul Schock genau: „Die Kreativität, aus Lebensmitteln etwas Hochwertiges herzustellen und damit Menschen eine Freude zu machen“, erklärt er. Den sechs Kochlehrlingen wurden bereits im Vorfeld des Wettbewerbs Waren genannt, die unbedingt in ihre Drei-Gänge-Menüs integriert werden sollten: Forelle und Steckrüben für die Vorspeise etwa. Oder Maispoularde und Schwarzwurzeln für den Hauptgang. Für das Dessert stehen Birne, Walnuss, Honig und Mascarpone auf der Liste. „Jeder Bewerber musste sein Menü zwei Wochen vor dem Wettbewerb schriftlich einreichen“, sagt Stefan Klinck vom Landespräsidium des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Jeder Koch konnte dabei noch angeben, was er außerdem an Zutaten braucht. Und jeder Koch musste einen Zeitplan nennen, nachdem er sein Menü kochen will. Am Wettbewerbstag absolvieren Paul Schock und seine Konkurrenten am Vormittag und frühen Nachmittag zunächst die theoretische Prüfung, dann erst folgt der praktische Teil: das Zubereiten der Menüs in der Hotelküche. Fünf Stunden haben sie dafür Zeit. „Wir achten dabei unter anderem auf die Hygiene und wie wirtschaftlich der Arbeitsablauf ist“, nennt Stefan Klinck Bewertungskriterien der Fachjury. Paul Schock hat sich entschlossen, als Vorspeise auf der Haut gebratene Forellen mit Steckrübenpüree zu servieren. Im Hauptgang gibt es bei ihm Zweierlei von der Maispoularde mit Portweinsoße, dazu gebratene Schwarzwurzeln und Spätzle. Fürs Dessert hat sich der 20-Jährige geschichtete Birnen-Mascarponecreme mir gerösteten Walnüssen und Honig ausgedacht. Klingt lecker. Aber, sagt Paul Schock: „Die Aufgabe ist auch stressig, da man auf sich alleine gestellt ist. Ein bisschen Nervosität ist auch dabei, wie bei jedem Wettbewerb.“ Unabhängig von seinem Abschneiden sei die Regionalmeisterschaft eine gute Übung für die bevorstehende Prüfung der Industrie- und Handwerkskammer. Einige Räume weiter. Hier müssen Hotelfach-Azubis eine komplexe Aufgabe meistern. „Das Szenario ist ein Festbankett für einen Handballverein, der auf einem Ausflug ist“, verrät Prüferin Marie-Thérèse Marx. Dabei gehe es für den Nachwuchs unter anderem darum, den richtigen Raum für eine solche Veranstaltung auszuwählen, einen Menüvorschlag zu machen, passende Weine anzubieten und am Ende die Rechnung einschließlich der entsprechenden Steuersätze zu erstellen. Außerdem müssen die Teilnehmer eine angemessene Dekoration für das Festessen entwerfen, Blumen richten sowie Häppchen und Kanapees für die Gäste zubereiten. Susanna Erbe (22) und Lena Windisch (23) legen für die RHEINPFALZ eine kurze Pause ein. Erbe nutzt die Regionalmeisterschaft als Vorbereitung für ihre Abschlussprüfung, bei Windisch ist es genau andersherum: Sie hat die Prüfung bereits absolviert und nutzt ihre Erfahrung nun für den Wettbewerb. Die beiden jungen Frauen schätzen an ihrem Beruf die Abwechslung und den Einblick, den er in viele Bereiche der Hotel- und Gastronomiebranche gewährt. „Wir arbeiten außerdem gerne mit Menschen, und es ist ein hoch angesehener Beruf“, heben die beiden Kolleginnen hervor, die im selben Ausbildungsbetrieb arbeiten. Die ihnen gestellten Aufgaben empfinden sie durchaus als Herausforderung. „Das klassische Eindecken müssen wir im Alltag gar nicht mehr machen, Blumengestecke und Kanapees auch nicht“, erläutern sie. Vielleicht liege das aber auch daran, dass ihr Arbeitgeber ein ziemlich moderner Betrieb sei. Eigentlich werden bei der Regionalmeisterschaft auch angehende Restaurantfachleute geprüft. Doch für die Süd-Veranstaltung haben sich laut Prüferin Marx nicht genügend Teilnehmer gefunden. Daher dürfen ausnahmsweise mehr Hotelfachleute ihr Können beweisen. Der Nachwuchs bereitet den Verantwortlichen generell Sorgen. „Wir haben leider nur noch halb so viele Auszubildende wie vor zehn Jahren“, sagt Marx. Einen Grund ist, so vermutet sie, dass die Branche teilweise ein schlechtes Image bekommen habe. Eine weitere Ursache nennt Klinck: „Während wir im Ausland um unsere Duale Ausbildung beneidet werden, wird sie in Deutschland zu wenig geschätzt. Viele junge Leute und ihre Eltern ziehen das Studium vor“, erklärt er. Mit diesem Problem hätten auch die Handwerker zu kämpfen. Am Abend werden die frisch zubereiteten Menüs schließlich serviert und die Gewinner gekürt. Neben der Regionalmeisterschaft Süd werden in den folgenden Tagen die Wettbewerbe Mitte und Nord in Koblenz und Lieser stattfinden. Die Erst- und Zweitplatzierten in den beiden Ausbildungsberufen qualifizieren sich für die Landesmeisterschaft, die Sieger dort für die Deutsche Meisterschaft des Dehoga-Bundesverbands. Aber zunächst muss gekostet werden, was in Altrip auf die Teller kommt – und was aus Forelle und Steckrübe gezaubert wurde. Die Gewinner Köche: Eric vom Berg (Platz 1), Romantik-Hotel Landschloss Fasanerie Zweibrücken; Paul Schock (Platz 2), BASF Gesellschaftshaus Ludwigshafen und Lars Laakmann (Platz 3) , BASF Gesellschaftshaus Ludwigshafen. Hotelfach: Anna-Maria Löffler (Platz 1), BASF René Bohn Hotel Ludwigshafen; Susanna Erbe (Platz 2) , Hyatt Regency Hotel Mainz und Mario Miguelez (Platz 3), BASF René Bohn Hotel.

An der Tischdekoration arbeiten (von links) Nora Puhlmann und Susanna Erbe – Stefan Klinck vom Dehoga-Praesidium schaut den Hote
An der Tischdekoration arbeiten (von links) Nora Puhlmann und Susanna Erbe – Stefan Klinck vom Dehoga-Praesidium schaut den Hotelfach-Azubis über die Schultern.
x