Rhein-Pfalz Kreis Umgestrickt, aber eingängig

Zum letzten Möllers Mittwochsjazz des Jahres hat die Sängerin Jutta Brandl den Gitarristen Bernd Sperrfechter eingeladen. Im Salischen Hof zu Schifferstadt präsentierten die Künstler Singer/Songwriter mit Affinität zum Jazz. Hof-Chef Karsten Möller will die Reihe im nächsten Jahr fortsetzen.

Schifferstadt

. Singer/Songwriter – das sind Leute, „die ihre eigenen Stücke komponieren und texten und selber vortragen“, erklärte Jutta Brandl die recht weit gefasste Definition. Bezüge zum Jazz kann man darin trotzdem finden. Zum einen gibt es Stücke, die in den Jazz Eingang gefunden haben, zum anderen gibt es Jazz-Stücke, die von Singer/Songwritern aufgegriffen wurden. Bestes Beispiel dafür ist „Goodbye Pork Pie Hat“. Das Stück hat der Bassist Charles Mingus für seinen Freund und Mentor Lester Young zu dessen Tod 1959 geschrieben, das Markenzeichen Youngs war der Pork Pie Hut. Zwanzig Jahre später hat die Liedermacherin Joni Mitchell die Melodie aufgegriffen und zudem das folgende Saxofonsolo betextet. Jutta Brandl hat in ihrer Karriere viele Modern Jazz Stücke, die betextet wurden, gesungen. So klang auch dieses Stück in ihrer Interpretation eindrucksvoll. Stevie Wonder wird von Jazzern sehr geschätzt. Immer wieder werden Wonder-Stücke arrangiert und gespielt. Typisches Merkmal ist der triolische Groove, den Sperrfechter auf der Gitarre aufgriff, als er die Sängerin zu „Isn`t she lovely“ begleitete. Manchmal gibt es zwischen Jazz und Pop auch thematische Überschneidungen. Brandl und Sperrfechter brachten zuerst Paul McCartneys „Blackbird“ – ein Stück, das mit einem schönen Fingerpicking auf der akustischen Gitarre sehr typisch nach Singer/Songwriter klingt. Direkt im Anschluss gab es dann einen alten Jazz-Standard, nämlich „Bye Bye Blackbird“ zu hören, den Sperrfechter schön swingend begleitete. Die verjazzte Version von „Eleanor Rigby“, ebenfalls ein Beatles Song, hatte in den Strophen starke harmonische Reibungen mit der Melodie. Die Interpretation dieses Songs war wohl eine der vom Original weiter entfernten dieses Abends. Ebenfalls umgestrickt, aber durchaus eingängig, wirkte die Version von „Proud Mary“. Ursprünglich von John Fogerty und Creedence Clearwater Revival gespielt, wurde der Song in der Version von Ike & Tina Turner noch mal bekannt. Brandl und Sperrfechter spielten das Stück mit einem deutlichen Latin Groove, was sich in der Duo-Besetzung sehr gut machte. „Es wird gemütlich“, sagte die Sängerin vor dem Konzert und damit sollte sie völlig Recht behalten, denn es stimmte. Die Songs schufen eine intime Atmosphäre, stellenweise gab es sogar auf angenehme Weise besinnliche Momente. Jutta Brandl verstand es, mit Scat-Improvisationen den bekannten Stücken neue jazzige Impulse zu geben. Bernd Sperrfechter studierte in Maastricht/Holland Jazz und Popularmusik. In der Metropolregion trat er lange mit der Heidelberger Sängerin Jutta Glaser auf. Nach längerer Tätigkeit als Dozent an der Frankfurter Musikwerkstatt und Fachbereichsleiter der Musikschule Eberbach ist Sperrfechter nun Leiter der Musikschule Speyer. Er unterrichtet dort Gitarre und leitet Ensembles und Bands an. (ghx)

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