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Lambsheim. „Wer hat Interesse, seine PC-Kenntnisse zu erweitern? Im Ruhestand fehlen die betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen und die Enkel haben oft keine Zeit, ihren Großeltern etwas beizubringen.“ Mit einer Anzeige im Amtsblatt am 18. April 2013 läutete Egon Gimbel die Geburtsstunde des PC-Stammtischs Ü55 Lambsheim ein. 13 Senioren machen inzwischen mit. Sie treffen sich zweimal im Monat in der Gaststätte des TV 1864/04. Und dann wird gelernt.

Jeder packt seinen Laptop aus. Routiniert werden Mäuse und Kabel angeschlossen. Das Betriebssystem wird gestartet. Carl-Heinz Petry und Horst Christ unterstützen den Stammtisch fachlich. Bewusst habe man sich für zwei Referenten entschieden, „da dann einer immer von PC zu PC laufen und individuelle Hilfe leisten kann“, erklärt Egon Gimbel. Dies jedoch nur, wenn der Nachbar nicht weiter weiß. Denn das Miteinander und gegenseitige Lernen stehen im Vordergrund. Man ist per Du. Einige bezeichnen sich als PC-Bastler, die mit dem Schraubenzieher an den häuslichen Computer gehen, um den Speicher aufzurüsten. Aber das Vorwissen ist durchaus unterschiedlich – eine Teilnehmerin der ersten Stunde kam mit dem Wissensstand: „Ich kann gerade mal eine Mail abrufen!“ Da jedes Treffen unter einem anderen Motto steht, wird das PC-Wissen Schritt für Schritt erweitert. Vor Beginn des heutigen Themas „Textverarbeitung – einfache Textformatierung“ widmet sich Carl-Heinz Petry unerwünschten E-Mails. Anhand zweier ihm selbst vor Kurzem widerfahrenen Erlebnissen zeigt er auf, wie perfide Kriminelle vorgehen. Ein Schreiben eines „Anwalts“ versucht, die Geldforderungen einer „Limango GmbH“ einzuklagen. Nähere Details sind dem Anhang zu entnehmen. „Dieser ist mit Sicherheit ein Trojaner, daher: Auf keinen Fall den Anhang öffnen“, rät Petry. „Hier konntet ihr die betrügerische Absicht relativ leicht erkennen, da die Anrede nicht persönlich gehalten war und außerdem die Umlaute nicht richtig dargestellt sind.“ Die Mail kommt allen Stammtischlern recht bekannt vor, keiner hätte hier den Anhang geöffnet. Vielleicht nicht so bei dem zweiten Beispiel: eine Mail mit Zip-Anhang. Die Anrede „Sehr geehrter Herr Petry“ und ein „wir danken für Ihre Bestellung von soeben“, ausgeschmückt mit dem Hinweis, für die Bestellverfolgung doch den Anhang zu öffnen, wirken echt. Hier verrät nur die Lieferzeit die kriminelle Absicht: 885 Tage. Eine Visitenkarte mit einem Textverarbeitungsprogramm erstellen – das ist das Ziel der nächsten Abende. Dann können Formatierungen geübt und das Einfügen von Bildern erlernt werden. Das Bild ist im konkreten Fall das Stammtischlogo, der Lambsheimer Turm, der aus einem Laptop wächst. Heute erklärt Petry, wie man Absätze formatiert – und dass „Enter“ je nach Tastenkombination mit „Shift“ oder „Strg“ verschiedene Funktionen hat. Immer wieder sind alle gefordert, eigene Ideen zu äußern. „Wie kann ich den Zeilenabstand verändern?“, lautet eine Aufgabe. Im Prinzip ist das einfach: die Zentimeterangabe verändern. Doch manchmal scheitert es an Kleinigkeiten: Das Textverarbeitungsprogramm eines Stammtischmitglieds erwartet kein Komma, sondern einen Punkt nach der Hauptziffer. Nachdem das Problem „Komma oder Punkt“ gelöst ist und der Uhrzeiger in Richtung 19 Uhr wandert, beschließen Gimbel und Petry, das Thema „Bilder einfügen“ aufs nächste Mal zu vertagen. Traditionell wird zum Abschluss eines Abends ein Video gezeigt – mal etwas Nachdenkliches, mal etwas Lustiges. Heute gibt’s das Lied „Hallelujah“ des Singer-Songwriters Leonard Cohen – von Petry selbst auf dem Keyboard gespielt und auf Youtube zu finden.

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