Rhein-Pfalz Kreis „Man sieht, was man bewirkt“

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Gerolsheim/Laumersheim. Ein Stück Schule schleppt Christine Pfeufer immer mit sich herum – auch wenn sie nach Hause geht oder sich mit Freunden trifft: Denn das braune Leder ihrer Handtasche stammt von Schulturngeräten und wurde recycelt. Wer die Tasche sieht, fühlt sich in Stunden mit Zirkeltraining, Medizinbällen und blauen Turnmatten zurückversetzt. „Die Tasche habe ich mir gewünscht“, sagt sie. „Da muss schon ein hochoffizieller Termin anstehen, dass ich eine andere nehme.“ Die 38-Jährige ist zu 100 Prozent Grundschullehrerin und seit Februar auch -leiterin. Sie weiß nicht mehr, warum sie diesen Beruf wählen und in Landau Grundschulpädagogik und Deutsch studieren wollte. „Aber es war richtig: Ich mag den Beruf sehr“, sagt sie. „Wenn man Kinder über vier Jahre begleitet, sieht man, was man bewirkt. Man kann ihnen etwas fürs Leben mitgeben.“ Eine Zeit lang dachte sie, dass sie sich besonders in den ersten und zweiten Klassen zu Hause fühlt, wo Lesen und Schreiben gelehrt wird. „Erst ziehen sie mühsam die Buchstaben zusammen. Irgendwann macht es klick, und sie können lesen. Jeder macht dabei seine eigenen Schritte, und am Ende haben es alle geschafft.“ Mit den Älteren wiederum könne man schon diskutieren und argumentieren, was ebenso gewinnbringend sei. Frisch gestrichen riecht es im Laumersheimer Büro der neuen Schulleiterin. Aktenordner stehen auf dem Boden, das Notizbord mit den Stundenplänen lehnt noch an der Wand, daneben eine Collage mit guten Wünschen ihrer Kollegen an der Grundschule Pfingstweide in Ludwigshafen. „Ein Lächeln steht Dir am besten“ steht – grob aus dem Englischen übersetzt – auf einem Schild geschrieben, das ihr geschenkt wurde. Und der Ratschlag passt auf den ersten Eindruck: Die Frankenthalerin lacht häufig und herzlich. Nach ihrem Referendariat an der Rheinschule in Roxheim, unterrichtete sie elf Jahre in der Pfingstweide. Bis es sie kitzelte, einen Schritt weiterzugehen und sie diese Stelle im Leiningerland sah. „Ich bin über den Schulhof gelaufen, habe das alte, gestandene Schulgebäude gesehen und wusste: Hier fühl’ ich mich wohl, hier knie’ ich mich rein.“ Es reizt sie, Schule mitzugestalten, mit dem Kollegium über neue Ideen nachzudenken. „Auf dem Dorf ist bestimmt vieles anders“, aber dieser erste Gedanke, hat sich nicht bestätigt. Kinder seien ohnehin so individuell, dass der Unterschied zur Pfingstweide nicht so auffalle. Mit anderen Problemen will sie sich auseinandersetzen, wenn es so weit ist, weil darüber letztlich der Schulträger, die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, entscheiden muss: Die Gebäude gelten als sanierungsbedürftig. Immer wieder wird über die Zukunft der kleinen Grundschule diskutiert – zumal die 96 Schüler auf zwei Standorte mit jeweils drei Lehrern verteilt sind: die ersten beiden Klassen in Gerolsheim, die dritten und vierten Klassen in Laumersheim. Fällt ein Lehrer wegen Krankheit aus, fällt dadurch die Vertretung schwerer. „Das kriegen wir schon hin“, sagt Pfeufer und lächelt optimistisch. „Wichtig ist, dass das Kollegium als Team gut zusammenarbeitet.“ Morgens spricht sie sich über Handy mit den Lehrern ab und pendelt zwischen den Dörfern. Erst unterrichtet sie morgens einen Block in Gerolsheim, dann in Laumersheim, wo auch ihr Büro ist – im Rucksack immer die Mappe mit den Stundenplänen, den wichtigsten Daten und Telefonnummern dabei. Anderes erledigt sie von zu Hause aus oder am Wochenende. Auf die Frage nach ihren Hobbys sagt Pfeufer: „Meine Kinder.“ Sie sind acht und elf Jahre alt, da komme manchmal selbst das Hobby Lesen zu kurz. „Wir gehen alle zusammen Ski fahren und wandern. Wir sind den Bergen sehr zugetan.“ Die Zirkeltraining-Handtasche reist bestimmt auch mit.

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