Rhein-Pfalz Kreis Lehr fordert Walther heraus

Seit einem Vierteljahrhundert stellt die SPD den Bürgermeister in Großniedesheim, seit fünf Jahren heißt der Mann auf dem Chefsessel Michael Walther. 2009 beerbte der Handelsfachwirt seinen politischen Ziehvater, den langjährigen Ortschef Hugo Klöß. Herausgefordert wird er bei seinem ersten Versuch, das Amt zu verteidigen, von dem jungen FWG-Politiker Tobias Lehr. Die CDU als dritte im Gemeinderat vertretene Partei schickt diesmal keinen eigenen Kandidaten ins Rennen.

Vor fünf Jahren erreichte Michael Walther schon im ersten Wahlgang 60,8 Prozent der Stimmen. Seinen damaligen Mitbewerber von der CDU, Richard Puppe (39,2 Prozent), distanzierte er klar. Der 53-Jährige gilt als durchsetzungsstarker Politiker, der seine Meinung klar vertritt und auch mal energisch werden kann. Die Opposition wirft ihm vor, gerne vor wichtigen Entscheidungen der Verwaltung Alleingänge zu unternehmen und die Fraktionen außen vor zu lassen. Aufgewachsen ist Walther in Großniedesheim. Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne. Seit 1984 gehört der Protestant der SPD an. Seit diesem Jahr sitzt er auch im Großniedesheimer Ortsgemeinderat, abgesehen von einer knapp dreijährigen, umzugsbedingten Unterbrechung in den späten 80er-Jahren. Entsprechend lang ist seine kommunalpolitische Karriere. Von 1996 bis 2009 war er in Großniedesheim als Beigeordneter für Soziales, Kultur und Sport zuständig. Seit 2004 gehört er auch der SPD-Fraktion im Rat der Verbandsgemeinde Heßheim an. Michael Walther ist Gründungsmitglied des Fördervereins für Kinder- und Jugendarbeit in Großniedesheim sowie des dortigen Fördervereins der Feuerwehr, Mitglied der Laienspielgemeinschaft (LSG) Beindersheim und der Großniedesheimer Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seine privaten Interessen: Lesen und Menschen treffen. Als Schwerpunktthemen im Wahlkampf nennt er eine nachhaltige Finanzpolitik, die Erhaltung des Kindergartens und der Grundschule, die Seniorenarbeit sowie den vor Kurzem in die Wege geleiteten Verkauf des in die Jahre gekommenen Bürger- und Sportzentrums, mit dessen Erlös er die kompletten Schulden der Gemeinde tilgen möchte. Noch keine große kommunalpolitische Erfahrung hat Walthers Herausforderer Tobias Lehr. Der 33-Jährige hatte noch keine politischen Funktionen inne, verweist aber auf persönliche Erfahrungen in der Leitungs- und Gremienarbeit im kirchlichen Bereich. Der verheiratete Vater einer kleinen Tochter ist Jugendreferent beim Evangelischen Gemeinschaftsverband Pfalz und zusätzlich in der Jugendpflege von Lambsheim und der Verbandsgemeinde Heßheim tätig. Einen Schwerpunkt seiner politischen Arbeit sieht er im Auf- und Ausbau der sozialen Infrastruktur. Nachmittagsbetreuung nach der Schule, ganztägige Angebote in Ferienzeiten und die Mobilität der älteren Generation nennt er als weitere Themen, die ihm am Herzen liegen. Mit Kindergarten, Schule, Kirche, kommunaler Jugendpflege und den örtlichen Vereinen will der Protestant ein gemeinsames Konzept zur Förderung der Kinder und Jugendlichen erarbeiten. In der neuen Verbandsgemeinde sieht Lehr eine Chance, um die Zusammenarbeit der dann sechs Ortsgemeinden zu verbessern. Im Fall einer Wahl will er Verantwortung und Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen und interessierte Bürger und Fachleute in Entscheidungen einbinden. Seine Stelle als Jugendreferent würde er dann reduzieren, „um genug Zeit für das Amt zu haben“, erklärt Tobias Lehr. Ehrenamtlich engagiert ist der im mittelhessischen Haiger geborene und aufgewachsene Lehr als Vorstandsmitglied des Stadtjugendrings Worms sowie in der Gemeindeleitung der Stadtmission in der Nibelungenstadt. Zu seinen Hobbys zählt der Wahl-Großniedesheimer Lesen, die Beschäftigung mit Politik und Zeitgeschehen sowie Fußball spielen. Das tut er in der Altherrenmannschaft des heimischen TuS. (gnk/Fotos: privat)

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