Rhein-Pfalz Kreis „Immer wieder aufbauen“

Limburgerhof. Um den zentralamerikanischen Staat El Salvador geht es heute Nachmittag im Limburgerhofer Kultursaal. Unterstützt wird die Veranstaltung von der Botschaft des Landes. Im Interview erzählt Botschafterin Anita Cristina Escher-Echeverria (55), wie es zum Kontakt mit der Pfalz kam, und was man in ihrer Heimat unbedingt gesehen haben muss.

Frau Escher-Echeverria, seit wann sind Sie Botschafterin in Deutschland?

Seit Mai 2010. Welchen Eindruck haben Sie von unserem Land? Gefällt es Ihnen? Sehr. Ich habe in Aachen Germanistik und Romanistik studiert. Ich kenne das Land, spreche die Sprache. Vor 25 Jahren hatte ich einen Lehrauftrag an der Universität Berlin. Romanistik habe ich in Paris abgeschlossen. Wie wird man denn Botschafterin? Ich bin damals vom Außenminister gefragt worden. Er kannte mich noch aus der gemeinsamen Zeit in Frankreich. Und Sie haben sofort ja gesagt? Ich habe ein bisschen überlegt, aber schließlich ja gesagt. Ich war vorher 20 Jahre lang im Bereich internationale Entwicklungszusammenarbeit für verschiedene Organisationen tätig. Ich hatte also schon Einblick in internationale Zusammenhänge. Wie lange bleiben Sie hier? Das ist mein erster Posten als Botschafterin. Am 1. Juni bekommen wir in El Salvador eine neue Regierung. Dann werde ich mein Amt zur Verfügung stellen. Wenn man sich für den diplomatischen Dienst entscheidet, ist man sich bewusst, dass es Veränderungen geben kann. Aber ich würde sehr gerne hier bleiben. Was ist denn typisch Deutsch? Zum Beispiel, dass die Deutschen alles lange im Voraus planen. Spontan ist hier eher schwierig (lacht). Aber man erlebt das natürlich auch. Generell sind die Menschen hier sehr kommunikationsfreudig. Und welche schlechten Angewohnheiten haben die Deutschen? Wenn man in El Salvador jemanden kennenlernt, sagt man beim ersten Treffen nichts Negatives. In Deutschland ist das bisweilen anders. Das kann man als Direktheit bezeichnen. Ich glaube, da wird geschaut, wie weit man gehen kann. Man darf sich nicht überrollen lassen. Dann wird man auch respektiert. Kommen Sie zum ersten Mal in die Pfalz? Nein. Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz-Landau, dem Campus in Landau. Das läuft seit mehr als drei Jahren und geht in den Bereich Umweltverschmutzung, wodurch chronische Nierenkrankheiten ausgelöst werden. Dann haben Sie auch schon Pfälzer Wein probiert? Natürlich. Er hat sehr gut geschmeckt. Bis vor rund 25 Jahren herrschte in Ihrer Heimat Bürgerkrieg. Hat sich El Salvador inzwischen etwas erholt? Ja. Es gab 1992 ein Friedensabkommen, das auch international unterstützt wurde. Eine neue Polizei wurde ebenso aufgebaut wie ein Ombudsbüro für Menschenrechte. Es gab ein Integrationsprogramm für Leute, die im Krieg gekämpft haben. Und ein Landübergabeprogramm wurde aufgelegt. Daran habe ich mitgearbeitet. Welche Probleme gibt es im täglichen Leben? Armut und Kriminalität. Die Schere zwischen Arm und Reich ist weit auseinandergegangen. Das lag auch an der Regierung, die bis vor fünf Jahren an der Macht war. Das war eine Regierung der Elite. Die sozialen Programme der neuen Regierung helfen, die Schere etwas zu schließen. Und wir haben immer noch eine hohe Kriminalitätsrate in El Salvador. Aber auch das wird jetzt langsam besser. Forscher haben herausgefunden, dass in El Salvador mit die glücklichsten Menschen auf der Welt leben. Wie kommt das? Ich denke, das hat damit zu tun, dass die Menschen dort versuchen, jeden Tag etwas Positives zu sehen. Krieg, Naturkatastrophen – wir müssen immer wieder aufbauen. Dadurch ist ein Zusammenhalt entstanden. El Salvador ist nicht das Reiseziel Nummer eins. Was muss man in Ihrem Land unbedingt gesehen haben? Auf jeden Fall den „Leuchtturm Amerikas“. Das ist ein Vulkan. Da sollten Sie aber nur mit einem Führer hoch. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein erloschener Vulkan. Von da haben Sie eine fantastische Aussicht auf den Pazifik. Dann das Weltkulturerbe Joya de Ceren. Das ist ein altes Maya-Dorf, das bei einem Vulkanausbruch verschüttet und jetzt wieder freigelegt wurde. Wir haben Strände mit weißem und schwarzem Sand. Und es gibt sehr gute Wellen für Surfer.

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