Rhein-Pfalz Kreis Fass stammt aus Wormser Betrieb

Bei dem Einsatz am Dienstag waren nach Informationen der Feuerwehr des Rhein-Pfalz-Kreises 130 Kräfte von Polizei, Feuerwehr und
Bei dem Einsatz am Dienstag waren nach Informationen der Feuerwehr des Rhein-Pfalz-Kreises 130 Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst vor Ort.

Blausäure und Schwefelwasserstoff sind am Dienstag bei dem Unglück auf der Heßheimer Sondermülldeponie freigesetzt worden. Das ergab ein Schnelltest vor Ort, wie die Staatsanwaltschaft Frankenthal und das Polizeipräsidium Rheinpfalz (Ludwigshafen) gestern mitteilten. Bei dem Unfall ist ein Süd-Müll-Mitarbeiter gestorben (wir berichteten). Das Fass kam von der Firma Evonik aus Worms und war offenbar falsch etikettiert worden.

Eine abschließende Untersuchung der Gefahrgutsstoffe steht nach der Erklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei allerdings noch aus. Sie soll beim Landeskriminalamt stattfinden. Die Obduktion des nach dem Unfall verstorbenen 43-jährigen Mitarbeiters soll heute in Mainz vorgenommen werden. Der schwer verletzte Mitarbeiter liegt weiter auf der Intensivstation und ist laut Oberstaatsanwalt Kai Hempelmann noch nicht ansprechbar. Bis er befragt werden könne, dauere es sicher noch. 16 weitere Personen, die vorsorglich ärztlich behandelt wurden und stationär beobachtet wurden, sind laut Hempelmann ohne aktuellen Befund aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie sollen aber unter Beobachtung bleiben. Gesundheitliche Spätfolgen seien noch nicht auszuschließen. Bei ihnen handelt es sich nach RHEINPFALZ-Informationen um vier Mitarbeiter der Deponie, die als Ersthelfer vor Ort waren, drei Rettungskräfte und neun Wehrleute. Das Fass, in dem sich die Blausäure und der Schwefelwasserstoff befanden, kam nach RHEINPFALZ-Informationen von der Firma Evonik in Worms. Das Unternehmen hat das gestern auch bestätigt. Demnach ist das Fass am 8. August nach Heßheim geliefert worden. Wie ein Unternehmenssprecher mitteilt, hätten in dem Behälter „wässrige Abfälle aus einem Analyselabor“ sein sollen. So habe es auch das Etikett auf dem Fass ausgewiesen. Wie die Blausäure und der Schwefelwasserstoff in das Fass gekommen sind, sei ein Rätsel. „Wir werden eng mit den Behörden zusammenarbeiten.“ Die Spurensicherung an der Unfallstelle auf dem Gelände der Süd-Müll ist nach Angaben Hempelmanns abgeschlossen. Die Stoffe, die den Unfall ausgelöst haben, seien in einem weiteren Gefahrstoffbehälter gesichert worden und sollen beim Landeskriminalamt untersucht werden. Die Gefahrstoffhalle sei bereits gestern wieder freigegeben worden. Gernot Eberhard, Geschäftsführer der Firma Süd-Müll GmbH & Co. KG, wollte sich gestern auf Nachfrage nicht mehr gegenüber der RHEINPFALZ äußern. Er verwies auf die Verlautbarung auf der Homepage der Firma. Darin heißt es, dass man sich darüber freue, dass vier Mitarbeiter, die zur ärztlichen Beobachtung in die BG Unfallklinik in Ludwigshafen-Oggersheim eingeliefert worden seien, gestern ohne Befund wieder entlassen werden konnten. „Unsere Hoffnungen sind bei unserem Kollegen, der weiterhin auf der Intensivstation liegt“, heißt es auf der Homepage weiter. Im Sonderabfallzwischenlager in Heßheim dürfen laut Ulrike Schneider von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd 813 Abfallarten zwischengelagert und behandelt werden. Ob Blausäure und Schwefelwasserstoff zu diesen zulässigen Abfallarten zählen, konnte sie gestern nicht beantworten. Die Sonderabfälle stammten aus privaten und gewerblichen Bereichen, auch von Sammlungen mit dem Schadstoffmobil. Die zugelassene Gesamtmenge an Stoffen, die in dem Sonderabfallzwischenlager behandelt werden darf, betrage 15.600 Tonnen im Jahr. Laut Firmenangaben ist die Deponie das größte Zwischenlager für Sonderabfälle in Rheinland-Pfalz. Im Dreijahresrhythmus inspiziere die Behörde die Deponie. Darüber hinaus würden Kontrollen zum Arbeitsschutz und zur immissionsschutzrechtlichen Überwachung in unregelmäßigen Abständen gemacht. Die Abluft aus der Lagerhalle werde kontinuierlich gefiltert. Die Einhaltung der Grenzwerte werde überwacht, erläuterte Schneider weiter. „Mit dem Störfall hat sich leider die Sorge der Schutzgemeinschaft gegen die Mülldeponie bestätigt, dass die Firma Süd-Müll nicht in der Lage ist, so ein hochgiftiges und explosives Zwischenlager zu führen“, schreibt die Vorsitzende des Vereins, Ulrike Bonifer, in einer gestern verbreiteten Erklärung. Für das Sonderabfallzwischenlager gebe es bis heute keine Umweltverträglichkeitsprüfung, bemängelt sie. Die Behörde müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Genehmigungen über Jahre erteilt hat, ohne die Umweltauswirkungen und Umweltfolgeschäden des Sonderabfallzwischenlagers ermitteln zu lassen. Derzeit laufe ein weiteres Genehmigungsverfahren zur Erweiterung des Lagers der Firma Süd-Müll, gegen das die SGM im Januar Widerspruch eingelegt habe. Die Schutzgemeinschaft fordere, das Zwischenlager einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen. „Nach dem tragischen Unfall sind wir der Auffassung, dass in unserem dicht besiedelten Raum solch ein überirdisches, potenziell gefährliches Sonderabfallzwischenlager in dieser Größenordnung nicht zu vertreten ist“, schreibt Bonifer. Die SGM fordere daher die sofortige Schließung und Räumung des Zwischenlagers. Südwest

x