Rhein-Pfalz Kreis Ein Haus für Familien

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WALDSEE. Seit dem Frühsommer wohnen in einem Waldseer Haus, das der Rhein-Pfalz-Kreis Anfang des Jahres für die Unterbringung von Flüchtlingen gekauft hat, Familien aus Syrien, Armenien, Pakistan und Afghanistan. Die Sozialarbeiterin, die täglich dort ist, sagt, es sei alles gut angelaufen.

Im Hof des großen Anwesens am Ortsrand von Waldsee spielen Kinder, Männer trinken draußen Tee, andere Männer und Frauen kochen im Inneren Mittagessen. Sozialarbeiterin Giuseppina Amato (31) erklärt einer Frau etwas, fragt ein Kind, wie’s im Kindergarten war und wird immer wieder um Hilfe gebeten. Amato ist jeden Werktag in Waldsee und Ansprechpartnerin für die 49 Menschen, die derzeit in dem Haus wohnen. Sie findet, die Unterbringung der Asylbewerber sei sehr gut angelaufen: „Die tägliche Betreuung trägt dazu bei.“ Jede Familie hat ein eigenes Zimmer mit Stockbetten und Bad, im Erdgeschoss gibt’s eine große Gemeinschaftsküche mit zehn Herden und Spülen, im Keller stehen Waschmaschinen. Jeden Tag hat eine andere Familie Putzdienst für den Eingangsbereich und den Aufenthaltsraum, eine Bewohnerin verdient sich mit dem Putzen der übrigen Räume in dem großen Anwesen ein paar Euro über gemeinnützige Arbeit dazu. Der Kreis hatte das Haus, eine ehemalige Metzgerei, die zu einem Pensionsbetrieb umgebaut werden sollte, Anfang des Jahres für 2,2 Millionen Euro gekauft und noch mal 200.000 Euro vor allem in den Brandschutz gesteckt. Der neue Kreisbeigeordnete Bernhard Kukatzki (SPD) ist auch in Zeiten sinkender Flüchtlingszahlen überzeugt davon, dass der Kauf des Hauses eine gute Entscheidung war: „Es ist im Nachhinein immer noch richtig, weil man die Abhängigkeit von den Vermietern verringern kann.“ Der Historiker, der unter anderem über Flucht und Fluchtursachen geforscht hat, sagt, er traue der momentan ruhigen Situation nicht: „Es kann sich ratzfatz wieder ändern. Glauben Sie nicht, dass die Migration beendet ist.“ Nicht nur der Bürgerkrieg in Syrien, auch der Klimawandel und Hungersnöte in Afrika ließen Menschen ihr Heil in der Flucht suchen. Heribert Werner, bei der Kreisverwaltung Abteilungsleiter für Soziales, Senioren und Betreuungen und damit für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich, sagt, er sei froh, dass der Kreis momentan jedem schnell ein Dach über den Kopf geben kann. Aber es sei dennoch nicht so, dass die Anzahl der Menschen, die dem Kreis zugewiesen werden, sehr gesunken ist, wie Kreisbeigeordneter Kukatzki weiß: „1400 Menschen kamen im vergangenen Jahr im Rhein-Pfalz-Kreis an, bis Ende dieses Jahres werden 1200 erwartet.“ Die Menschen werden von den Erstaufnahmeeinrichtungen in die Kreise gebracht und dann verschiedenen Gemeinden zugewiesen. Der Kreis mietet auch im Waldseer Hotel Oberst noch Zimmer für Flüchtlinge an, in denen vor allem alleinstehende Männer untergebracht sind, um die 40 Menschen sind es derzeit. Zwar ist in dem neu gekauften Haus in der Schlichtstraße noch Platz für die Unterbringung von mehr Menschen, und der Kreis bemühe sich auch, die Anzahl der Untergebrachten im Hotel Oberst zu verringern, aber es sei eben auch „kein Verschiebebahnhof“, sagt Beigeordneter Kukatzki. Es gehe, betont Abteilungsleiter Werner, auch darum, dass in dem neuen Haus Familien weiterhin gut zusammenleben können. Zu den Überlegungen der Kreisverwaltung erklärt er: „Wir sind noch dran, ein Konzept zu erarbeiten. Gerade das Zusammenleben von Familien mit Junggesellen ist nicht unproblematisch.“ Das Haus in der Schlichtstraße diene der Aufnahme von Familien, aber eben auch als Unterbringungsmöglichkeit für Notfälle, die Maximalbelegung gibt Werner mit 90 Menschen an. Teihmina aus Armenien hat gesehen, dass heute Gäste in der Unterkunft sind, und schnell gefüllte Blätterteig-Teilchen in den Ofen geschoben. Sie sagt, die Teilchen aus dem Ofen holend: „Es ist gut hier.“

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