Rhein-Pfalz Kreis Echte Kulisse, echter Dialekt

91-85746158.jpg

Die Hemshofschachtel wird zum Tatort – genauer: das Theater ist Drehplatz eines Fernseh-Krimis. Seit Juni ist Regisseur Axel Ranisch mit seinem Team vor Ort. Das Besondere: Schauspieler des Ludwigshafener Amateurtheaters übernehmen gleich mehrere wichtige Rollen.

Marie-Luise Mott, Geschäftsführerin der Hemshofschachtel, sitzt im Foyer ihres Theaters, schaut ein wenig ungläubig auf die Medienmeute – Fernsehen, Radio, Zeitungen, Presseagentur drängen sich zum Pressegespräch auf kleinstem Raum – und sagt: „Des is e mol was ganz anneres!“ Sie meint den Tatort-Dreh, der seit Mitte Juni in der Hemshofschachtel läuft. Dabei haben alle 25 Ensemble-Mitglieder des Amateurtheaters eine Rolle bekommen, Mott selbst eine Hauptrolle. Als Direktorin des Theaters „Babbeldasch“ stirbt sie während einer Vorstellung an einem allergischen Schock. Mord! Da ist es nur glaubwürdige Requisite, dass am Eingang der Hemshofschachtel, ein Schwarzweißbild im Andenken an die „Verstorbene“ hängt. „Leute haben schon Blumen hingelegt, weil sie dachten, ich wäre gestorben“, erzählt Mott. Ihre echte und gleichzeitig Filmtochter Petra berichtet von ihrem ersten Drehtag: Gespielt wurde die Beerdigung ihrer Mutter. „Grauenvoll“ sei das gewesen. Ein seltsames Gefühl. Dass einige Darsteller quasi sich selbst spielen, ist Teil des Konzepts von Regisseur Axel Ranisch. Außerdem gibt es keine vorgeschriebenen Texte, es wird improvisiert. Der 32-Jährige, auch als Schauspieler aktiv, sagt gerne begeisterte Dinge wie: „Wir hauen hier richtig auf die Kacke.“ Und, als er gehört habe, sein Improvisationskonzept solle an authentischem Ort gedreht werden: „Das fand ich so geil!“ Nicht nur die Zusammenarbeit mit einem Filmteam, auch das Improvisieren ist für die meisten Hemshof-Schauspieler ungewohnt. „So ist man gleichzeitig Darsteller und Autor“, sagt Andreas Assanoff, künstlerischer Leiter – in der Hemshofschachtel und im Tatort. Ulrike Folkerts dreht mit insgesamt vier Wochen so lange in Ludwigshafen wie nie zuvor am Stück. Und wohl nie gab es so viel (echtes) Pfälzisch. „Wir werden keine Untertitel drunterlegen“, sagt Folkerts. Man verstehe ja alles gut. Die Ludwigshafener Schauspieler lobt sie als „sehr diszipliniert.“ Und diese sehen die Promi-Darsteller als „ganz normal“. Am Set kündigt Ranisch die Szene „Massenverhör“ an: „Die Fragen verraten wir nicht, damit ihr spontan bleibt.“ Es ist Ranischs erster Tatort. Durch die freie Improvisation soll alles echt wirken. „Authentisch“ ist das Zauberwort. Wer der Mörder ist, weiß von den Darstellern niemand. Auch Folkerts nicht. Authentisch eben. Gezeigt wird der Tatort „Babbeldasch“ im Frühjahr 2017. |rxs

x