Rhein-Pfalz Kreis Apfelbauern kämpfen mit Preissturz

Zu Beginn der Apfelernte warb Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) fürs Apfelessen gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Der trage durch seinen Importstopp für Lebensmittel aus der Europäischen Union (EU) schließlich eine Mitschuld dafür, dass die Äpfel nach starker Ernte nun auf einem kleineren Markt konkurrieren müssen. Ob Putin die Alleinschuld an den derzeitigen geringen Apfelpreisen trägt und wie schlimm es wirklich ist, haben wir Obstbauern aus der Region gefragt.

Äpfel essen gegen Putin? So weit muss es der deutsche Verbraucher wohl nicht treiben. Obstbauer Ingo Schick hat als Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Obst- und Gemüsegroßmärkte in Weisenheim am Sand einen guten Überblick über die aktuelle Entwicklung. Richtig besorgt klingt er zwar nicht. Aber: Auf dem Großmarkt gebe es tatsächlich eine geringere Nachfrage nach Äpfeln. „Wir haben eine Standardsituation, etwas verschärft“, sagt Schick und erklärt warum. Wie immer seien um diese Zeit des Jahres viele Äpfel auf dem Markt. Darunter Ware, die zügig verkauft werden müsse. Die Verschärfung kommt seiner Ansicht nach durch die frühe Ernte in diesem Jahr. Die war etwa eine Woche eher als sonst. Deshalb seien besonderes viele Äpfel auf dem Markt. Hinzu komme, dass die letzten Äpfel aus dem Jahr 2013 noch bis vor vier bis sechs Wochen über die Ladentheke gingen – die Apfelernte im vergangenen Jahr war vergleichsweise spät. Im Gegensatz zu 2013 gab es also zu Saisonbeginn keinen Ansturm auf Äpfel. „Es gibt immer 100 Faktoren, Putin ist da nur ein Faktor“, sagt Schick. Nur sehr wenige der Äpfel seien bislang nach Russland gegangen, berichtet der Obstbauer – keine Menge, die den Markt stark beeinflusse. Eine Prognose über die Apfelsaison könne er jetzt ohnehin noch nicht machen. Unverändert seien die Preise, die er bei seinem Hofverkauf erziele. Unbeeindruckt zeigt sich Emil Hilberth aus Erpolzheim. „Das wird höher gespielt, als es ist“, sagt er zur Geschichte von Putins Einfluss auf deutsche Apfelpreise. Als Bauer sei er auch ein wenig dem Preisdruck der Großmärkte ausgesetzt. Zu 70 Prozent verkaufe er seine Tafeläpfel ab Hof. Die restlichen 30 Prozent gingen an verschiedene Edeka-Märkte. „Die sagen mir, dass sie bei regionalen Produkten nicht handeln“, so Hilberth. Außerdem habe er keinen Verkaufsdruck. „Ich will verkaufen, muss aber nicht“, sagt er und verweist auf seine Lagermöglichkeiten. Die Ernte, die auf seinem Hof noch in vollem Gang sei, habe in diesem Jahr eine durchschnittliche Menge hervorgebracht. Fuji, Pink Lady und einige Braeburn hingen noch. In etwa einer Woche sei die Ernte auch bei ihm abgeschlossen. „Bescheiden“, sagt Matthias Stockinger und meint damit nicht die Ernte. „Die Preise sind im Keller“, fasst er die Situation zusammen. Wenn im vergangenen Jahr noch etwa 70 Cent pro Kilogramm an den Großmärkten gezahlt wurden, dann sei es heute noch etwa die Hälfte. „Das hat aber aus meiner Sicht keinen großen Zusammenhang mit Russland“, meint Stockinger. Die Äpfel würden auch so ihren Weg nach Russland finden. Er macht eher die Rekordernte dafür verantwortlich, die in diesem Jahr den europäischen Apfelbauern deutlich mehr Ertrag beschert hat. Wenn auch nicht ihm persönlich. Wie auch seine Kollegen aus der Region bezeichnet Stockinger die hiesige Ausbeute als „durchschnittlich“. Allein die negative Nachrichtensituation hat seiner Ansicht nach gereicht, die Preise zu drücken. Der Obstbauer hofft auf eine Verbesserung der Lage. 90 Prozent seiner Tafelware vertreibe er über den Großmarkt, daher bekomme er die Preise voll zu spüren. Viele seiner Äpfel verarbeitet er aber zu Apfelsaft in der eigenen Kelterei, so sei er auch breiter aufgestellt und nicht nur auf den Vertrieb der Tafelware angewiesen. „Die Ernte ist gut, die Preise sind schlecht“, fasst es Horst Zimmermann vom Wachenheimer Obsthof Peter Zimmermann zusammen. Deshalb versuche der Hof so viel wie möglich selbst zu vermarkten. Apfelsaft, Apfelessig oder Apfelsecco. Das alles wird über den eigenen Hofladen vertrieben. Er kann sich vorstellen, dass es an dem russischen Embargo liegt. Schließlich nehmen die Russen die sonst dort beliebten polnischen Äpfel ab. Dort wird mit einer Rekordernte gerechnet. Auch Magdalene Brust, die mit ihrem Mann Hans einen Obsthof in Erpolzheim betreibt, kann sich vorstellen, dass der Einfuhrstopp der Russen und die Rekordernten in Europa hauptsächlich für die niedrigen Preise verantwortlich sind. (jpl)

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