Hochdorf-Assenheim 100. Geburtstag: Alois Krämer ist ein „Ur-Hochdorfer“

Hat die Geschichte des Dorfes aufgeschrieben und gibt seine Erfahrungen gerne weiter: Alois Krämer feiert 100. Geburtstag.
Hat die Geschichte des Dorfes aufgeschrieben und gibt seine Erfahrungen gerne weiter: Alois Krämer feiert 100. Geburtstag.

Seit Jahren schon ist Alois Krämer der älteste Mann in Hochdorf. Am heutigen Montag feiert der „Ur-Hochdorfer“ und Ortschronist seinen 100. Geburtstag.

1924 in Hochdorf als jüngstes Kind nach einem Bruder und drei Schwestern geboren, wurde Alois Krämer im Alter von zehn Jahren von seiner Familie nach Speyer ins Internat geschickt und besuchte dort das Gymnasium. „Mein ältester Bruder war für die heimische Landwirtschaft vorgesehen“, erzählt er. In Speyer erlebte er dann 1938 die Reichspogromnacht und kann sich auch heute noch alle viele Details erinnern. Vier Jahre später endete für ihn allerdings noch ein Jahr vor dem Abitur die Schulzeit, als er zur Wehrmacht eingezogen und nach Russland geschickt wurde.

Eine schwere Kopfverletzung zwang ihn viele Monate ins Lazarett. Nach seiner Genesung entging er einer erneuten Verschickung nach Russland und blieb bei Truppenteilen im Rheinland. Hier geriet Alois Krämer 1945 in amerikanische Gefangenschaft und verbrachte zehn Wochen im Kriegsgefangenenlager „Goldene Meile“ in den Rheinwiesen bei Remagen. „Es waren katastrophale und unvorstellbare Zustände“, erinnert sich. Dass er dort „nur“ zehn Wochen verbringen musste, hatte er der Tatsache zu verdanken, dass er angab, Landwirt zu sein, obwohl in seinen Papieren stand, er sei Student: „Landwirte wurden damals entlassen, damit sie wieder zur Versorgung beitragen konnten.“

Dabei war seine Angabe gar nicht falsch, denn nach seiner Rückkehr nach Hochdorf musste er tatsächlich den elterlichen Hof übernehmen, da sein älterer Bruder gefallen war. Zum Anwesen gehörte auch noch die Gastwirtschaft „Zum Pflug“, die ebenfalls von der Familie Krämer betrieben wurde. „Wir waren ein Familienbetrieb und ich musste viel Aufbauarbeit leisten. Meine drei Schwestern haben auch immer geholfen“, blickt der Jubilar zurück. Es seien schwere Jahre gewesen. Etwas leichter wurde es, als er seine Frau kennenlernte und heiratete. Die Landwirtschaft betrieb Alois Krämer bis zu seiner Pensionierung mit 65 Jahren. Er lebt auch noch heute in seinem Elternhaus und versorgt sich selbst, wobei er durch einen Neffen unterstützt wird.

Viele Erfahrungen und Wissen haben sich im Laufe eines langen Lebens angesammelt, und Alois Krämer war es immer ein Anliegen, diese weiterzugeben. So ist er auch Chronist für die Geschichte Hochdorfs. Angefangen hatte er damit im Vorfeld der 1200-Jahr-Feier des Orts 1976. Da habe jemand kommentiert: „Was wollt ihr feiern, ihr habt doch nur Kartoffeln“. Dies ließ der Landwirt nicht auf sich sitzen und begann ohne historische oder archivarische Vorkenntnisse zu recherchieren. Resultat war der Hochdorfer Teil der Festschrift und damit die erste Zusammenstellung der Ortsgeschichte überhaupt.

Damit hatte Alois Krämer mit der Heimat- und Ortsgeschichte ein neues Hobby für sich gefunden, das ihn seither nicht mehr losgelassen hat. Immer wieder bringt er noch heute kleine Hefte zur Ortsgeschichte und mit Geschichten aus dem Ort heraus, in denen Erinnerungen an das Leben im Dorf, verbliebene Zeugnisse wie Grenzsteine, die Geschichte der Pfarrkirche, Sagen und Erzählungen zu Papier gebracht sind. Auch die darin enthaltenen Bilder und Zeichnungen stammen von ihm, er hat sogar lange Zeit auch Ölbilder gemalt, die vielfach Beachtung fanden. Froh ist Krämer, dass er immer wieder „junge“ Mitstreiter wie früher Markus Hutter und heute Stefan Hoffmann findet, die seine handschriftlichen Notizen in druckbaren Text verwandeln.

Als Vater einer Tochter und eines Sohns, Opa von vier Enkeln und stolzer Urgroßvater von vier Urenkeln ist es für ihn eine besondere Freude, die Bilder seiner Familie zu betrachten. Und nicht nur das, er besitzt ein Tablet, auf dem er stets mit Bildern und kleinen Filmen über das Alltagsleben auf dem Laufenden gehalten wird.

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