Pirmasens „Zukunftsaussichten sind in Deutschland besser“

Die Rumänen bei den Sportfreunden Bundenthal: (von links) Andrei-Catalin Roman, Cosmin Paina, Ionut-Cosmin Tatar, Petru-Adrian B
Die Rumänen bei den Sportfreunden Bundenthal: (von links) Andrei-Catalin Roman, Cosmin Paina, Ionut-Cosmin Tatar, Petru-Adrian Balea und Trainer Stefan Nagy. Andrei Grosu fehlt auf dem Bild.

«Bundenthal.» In der siebten Saison trainiert der aus Rumänien stammende Stefan Nagy die Sportfreunde Bundenthal. Seitdem sind in dem Wasgaudorf auch rumänische Spieler am Ball. Kurz vor dem Saisonstart verpflichtete der Landesligist drei weitere Fußballer aus dem Land am Schwarzen Meer, Petru-Adrian Balea (30), Ionut-Cosmin Tatar (23) und Andrei-Catalin Roman (22).

Zusammen mit den zuvor bereits in Bundenthal aktiven Andrei Grosu und Cosmin Paina umfasst die „rumänische Gemeinde“ bei den Sportfreunden nun fünf Spieler. Den Anfang machte 2012 Adrian Negrita, 2014 kam Paina. Es folgten Georgr Bogdan und Robert Turcan, die mittlerweile zum Bezirksligisten SG Eppenbrunn gewechselt sind. Paina ist mit 36 Jahren der Senior der Truppe. Er spielte einst in der Verbandsliga für den FK Clausen, bei dem auch Nagy als Trainer wirkte. Nagy lotste 2002 auch den damals 19-jährigen Ovidiu Hoban nach Clausen, wo er zwei Jahre Verbandsliga spielte, dann in die Heimat zurückkehrte, zum Nationalspieler avancierte und bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich drei Einsätze hatte. „Diese Spieler sind alle gut ausgebildet. Sie lernen schnell deutsch und arbeiten auch alle“, erklärt Nagy, der seit 1996 in Hauenstein lebt und sowohl einen deutschen als auch einen rumänischen Pass besitzt. Für die jüngsten drei Zugänge, allesamt ja EU-Bürger, werden gerade Arbeitsmöglichkeiten gesucht. Zwei Ex-Studenten, ein Forstwirt Der ledige Roman, der in Rumänien zuletzt für Metaloglobus in der 2. Liga spielte und zwei U19-Länderspiele in seiner Vita stehen hat, wohnt in Bundenthal. Er hat in seiner Heimat zwei Semester an der Sporthochschule studiert und könnte sich vorstellen, das aktuell auf Eis gelegte Studium in Deutschland wieder aufzunehmen. Der 30-jährige Balea, der in Rumänien Marketing studierte, kam mit seiner Ehefrau nach Deutschland und wohnt jetzt wie Tatar im benachbarten Bruchweiler. Tatar wechselte wie Balea vom rumänischen Zweitligisten Luceafarul Oradea nach Bundenthal, hat bereits neun Monate bei der BASF gearbeitet, bevor es den studierten Forstwirt mit seiner Freundin in der Wasgau gezogen hat. Die beiden Neu-Bruchweilerer waren schon vorher mit Paina befreundet und besaßen auf diesem Weg bereits Informationen über Bundenthal. „Ich habe ja schon einige Kontakte und Verbindungen, nicht zuletzt über meinen Bruder Roland. So kamen die Wechsel zustande“, berichtet Stefan Nagy. Roland Nagy war als Spieler dreimal rumänischer Meister mit Steaua Bukarest, später Profi in Mainz und Darmstadt, danach Trainer in Rumänien. Roman, Tatar und Balea haben sich bereits ganz gut eingelebt und nehmen demnächst auch Deutschunterricht. „Uns gefällt es hier, und ich bin froh, dass ich wieder hier sein kann“, betont Tatar. Auch Roman kann bisher über nichts klagen. „Die Leute hier sind sehr hilfsbereit. Den Fußball in der Landesliga kann man mit der dritten oder vierten Liga in Rumänien vergleichen“, sagt Roman. Balea merkt an: „Der Fußball hier ist anders als gewohnt. In Rumänien bevorzugen wir den technischen Fußball, hier wird viel aggressiver gespielt.“ Auch wenn alle drei bisher hauptsächlich rumänisch und englisch sprechen, gibt es mit den Mannschaftskollegen gar keine Probleme. „Alle kennen das ja noch von Negrita, der zuerst da war. Er war total engagiert und hat auch bald ganz flott geredet“, hat Trainer Nagy keine Bedenken. Bis passende Arbeitsstellen gefunden sind, werden alle drei auch von ihrem Trainer unterstützt. An Deutschland schätzen die drei jungen Männer vor allem die Sicherheit. In Rumänien gibt es aktuell im ganzen Land Proteste, vor allem gegen die im Land vorherrschende Korruption. „In Rumänien ist im Moment vieles instabil. Man weiß nicht, wohin es geht“, sagt Balea. Sein Trainer fügt an: „Natürlich war das auch ein Grund hierherzukommen. Die Zukunft in Rumänien ist ungewiss. Wenn man in Deutschland einen Job hat, sind die Zukunftsaussichten einfach besser.“ Ähnlich wie im Land sieht es auch im rumänischen Fußball aus. „Der hängt momentan etwas in den Seilen“, bestätigt Nagy. Auch das sei ein Grund für die drei gewesen, trotz ihres Profistatus den Weg nach Deutschland anzutreten. „Ich habe zuletzt drei Monate kein Geld mehr bekommen und war jetzt nicht mehr bereit, das mitzumachen“, erzählt Balea. Vergangene Saison hätten in der 2. rumänischen Liga zwei Vereine während der Saison aus finanziellen Gründen das Handtuch geworden. Auch ein Traditionsverein wie Dinamo Bukarest sei erst jetzt wieder im Kommen, fügt Nagy an. Allerdings gebe es auch noch finanzstarke Vereine wie Universitatea Craiova, das gestern Abend gegen RB Leipzig in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League spielte. Ob sie ihre fußballerische Zukunft in Deutschland oder doch in Rumänien sehen, vermag im Moment keiner der drei zu beantworten. Nagy: „Wenn einer wie eine Bombe einschlägt, kann er schnell weg sein.“ Der 4. Landesliga-Spieltag —Die Sportfreunde Bundenthal, mit sechs Punkten aus drei Spielen auf Rang sechs, empfangen am Sonntag um 15 Uhr den VfR Kirn. —Bereits am Samstag (Anstoß: 16.30 Uhr) möchte Verbandsliga-Absteiger SV Herschberg gegen den VfB Reichenbach erstmals in dieser Saison punkten. —Der FC Fehrbach gastiert am Sonntag (15.30 Uhr) beim ebenfalls aus der Verbandsliga abgestiegenen ASV Winnweiler, der wegen Mackenbachs Rückzug erst eine Partie absolviert hat.

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