Pirmasens Wie Hebammen die Corona-Auflagen meistern

Teilweise sind die Hebammen bei der Geburtsvorbereitung auf ein digitales Angebot ausgewichen.
Teilweise sind die Hebammen bei der Geburtsvorbereitung auf ein digitales Angebot ausgewichen.

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie machen den Arbeitsalltag von Hebammen komplizierter. Zu Beginn der Krise hat das Team des Pirmasenser Hebammenhauses seine Leistungen mit Hilfe digitaler Medien fortgeführt und dafür die Praxis in der Lemberger Straße umgerüstet. Normale Präsenzkurse sind so gut unmöglich.

„Zu Beginn der Krise mit all den Unsicherheiten war zunächst nicht klar, ob wir überhaupt Online-Kurse anbieten dürfen und diese auch abrechnen können. Wir haben sie dann trotzdem angeboten, um die werdenden Mütter nicht allein zu lassen“, erinnert sich Geschäftsführerin Gabriele Kuntz im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Eigens dafür angeschafft hat die Geschäftsführerin des Hebammenhauses ein Programm für Hebammen, mit dem Gespräche und Chats nun möglich waren. Aber auch anderes Equipment wie Scheinwerfer und Headsets mussten innerhalb von nur zehn Tagen für das 20-köpfige Team gekauft werden, damit die Online-Kurse einwandfrei digital übertragen werden konnten.

„Der erste Lockdown kam auch für uns überraschend. Von der einen auf die andere Minute war ein halbes Jahr Planung weg, die Schwangeren waren natürlich ebenfalls verunsichert. Viele waren dann aber doch froh, dass wir alle diese Videoplattform nutzen konnten – bei anderen wiederum mussten wir echte Überzeugungsarbeit leisten“, so Kuntz weiter. Nach dem ersten Lockdown waren dann vereinzelte Präsenzkurse in der Hebammenpraxis wieder möglich – allerdings unter hohen Auflagen, wie einem Sicherheitsabstand im Gruppenraum. Deshalb konnten an den Geburtsvorbereitungskursen keine Kindsväter teilnehmen, da sonst der Platz nicht ausgereicht hätte. Um auch die Partner auf die Geburt des Kindes vorzubereiten, haben Kutz und ihr Team sogenannte Partnerkurse eingeführt, den die Paare allerdings selbst zahlen müssen. Insgesamt sechs Paare gleichzeitig können an einem solchen Kursabend teilnehmen.

Anmeldepflicht für Schwangere

„Weiterhin war es Pflicht, dass sich jede werdende Mutter für ihre Kurse anmeldet – auch für solche, die sonst offen waren“, berichtet Kuntz. Mittlerweile, nach einem Jahr Corona-Pandemie, haben sich die Krankenkassen der Haltung der Hebammen angeschlossen, zumindest ein digitales Angebot bereit zu stellen. Eine Sondervereinbarung für die digitale Leistungserbringung wurde laut Kuntz verlängert – „mindestens bis zum 31. März diesen Jahres. Dieser Vereinbarung vorausgegangen ist allerdings sehr viel Chaos“, so die Geschäftsführerin des Hebammenhauses.

Aber nicht nur die Umstellung auf ein digitales Angebot hat den Berufsalltag der Hebammen komplizierter gemacht, auch die Hygiene- und Abstandsgebote gestalten sich schwierig. „Hebammen haben sowieso engen körperlichen Kontakt zu den werdenden Müttern, vor allem beim Abtasten des Bauches oder ähnlichem. Mehr denn je stehen nun Wachsamkeit und die Beachtung der aktuellen Hygienemaßnahmen im Fokus unserer Arbeit. Dennoch und selbstverständlich bleibt der direkte Kontakt zu den Frauen, nicht zuletzt während er Geburt selbst, eine Grundvoraussetzung und Notwendigkeit in unserem Beruf“, sagt Gabriele Kuntz. Fremd sind ihr und ihren Mitstreiterinnen die Hygienemaßnahmen nicht, da sie bereits vor Corona Schwangere mit zum Beispiel HIV oder Hepatitis entbunden haben. Ein entsprechender Hygieneplan im Kreißsaal und im häuslichen Bereich wird auch wegen des neuartigen Virus strikt eingehalten.

Kein Mund-Nasenschutz im Kreißsaal

Einen Mund-und-Nasenschutz müssen im Kreißsaal jedoch weder die Hebammen noch die werdenden Mütter tragen – vorausgesetzt, beide Seiten zeigen keine Symptome auf. Anders sieht es in der Hebammenpraxis und auf Hausbesuchen aus, hier ist eine Atemschutzmaske Pflicht. „Jede Schwangere muss sich vorher telefonisch anmelden, wenn sie zu uns in die Praxis kommt. Auch, wenn sie lediglich etwas abholen möchte. Das bedeutet vor allem einen sehr hohen organisatorischen Aufwand“, so die Geschäftsführerin. Unter Corona-Bedingungen ein Baby auf der Welt willkommen zu heißen, sei nicht gerade angenehm, meint Kuntz. Deshalb empfiehlt sie den Wöchnerinnen, so früh wie möglich das Krankenhaus zu verlassen, sofern sie sich körperlich dazu in der Lage fühlen. „Das Besuchsverbot im Krankenhaus und die ganzen Kontaktbeschränkungen sind schon hart“, sagt sie.

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