Pirmasens Vom Publikum im Stich gelassen

Ein musikalischer Genuss: Die Gruppe „Hans Musikant“ mit (von links) Thomas Trittelvitz, Hans Musikant und Axel Barbian.
Ein musikalischer Genuss: Die Gruppe »Hans Musikant« mit (von links) Thomas Trittelvitz, Hans Musikant und Axel Barbian.

„Hans Musikant“ nennt sich ein Deutschrock-Trio, dessen Mitglieder aus Saarbrücken und Püttlingen kommen. Am Donnerstag gab die Band ihr Debüt-Konzert im Pirmasenser Café Kunstgenuss. Doch nur vier Zuhörer wollten die kurzweiligen und eingängigen Songs hören, von denen vier die Band bislang noch nie live gespielt hatte.

Benannt hat sich die Ende 2015 gegründete Truppe nach ihrem Sänger und Gitarristen, der tatsächlich Hans Musikant heißt. 15 Eigenkompositionen inklusive einer Zugabe standen auf dem Programm der Band, die in der legendären Dreierbesetzung auftritt – so wie einst „The Jimi Hendrix Experience“, „Cream“ oder heute noch „ZZ Top“. In einer solchen Konstellation kann sich kein Musiker verstecken. Das weiß auch „Hans Musikant“ und gibt sich keinerlei Blöße. Spätestens ab Song zwei, dem intensiven „Tumore“, mit seinem aggressiven Gitarrenriffing ist klar, dass diese Musiker eine jahrzehntelange Erfahrung vorweisen und großes Talent mitbringen. „Tumore rumoren in mir, ob ich wohl mein Leben verlier. Tumore verschworen in mir, weil ich sie bekämpf wie ein Stier …“ So lauten zwei aufrüttelnde Textzeilen des Lieds, das die Wut von Musikant über seine damalige Erkrankung verdeutlichen soll. Und dies gelang auf imponierende Weise. Doch die Band ist keineswegs melancholisch oder depressiv drauf. Frontmann Hans Musikant ist stets gut gelaunt und unterhält sich mit den Konzertbesuchern. In seinen beiden Bandkollegen hat Musikant kongeniale Partner gefunden: Alex Barbian spielt eine wunderbar melodiöse, exakte Bassgitarre und serviert bei „Keine Angst“ sogar ein kleines Solo. Schlagzeuger Thomas Trittelvitz, der auch einige Backgroundgesänge übernimmt, trommelt richtig groovig. Das klingt nach einer zusammengeschweißten Einheit. Nicht nur beim sehr rockigen „Sommer“ erinnert die stimmliche Phrasierung von Musikant sehr stark an Rio Reiser. Doch das Songmaterial des Trios birgt in sich auch eine gewisse Punkrock-Attitüde der Marke „Die Toten Hosen“, zumal sich die Länge der Lieder zwischen zwei und drei Minuten bewegt, also kurz, prägnant und melodisch auf den Punkt komponiert wurden. Einer der Höhepunkte des kurzweiligen und viel Laune machenden Auftritts ist das sehr abwechslungsreiche, brandneue Stück „Nehmen“. Es beginnt mit recht heftiger Instrumentierung, driftet dann in den gemächlichen Midtempo-Bereich ab, nimmt danach wieder mächtig an Fahrt auf und überzeugt letztendlich mit intensivem Gesang und einem eingängigen Refrain. „Garten Eden“ ist ebenfalls ein beeindruckender Song. Auch hier singt Musikant über seine Krebserkrankung. Das lockere „Wonderland“ und der an Bands der Neuen Deutschen Welle wie „Hubert Kah“ oder „Ideal“ angelehnte Abgehrocker „Tanzen“ ist da ebenfalls zu erwähnen.

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