Pirmasens Pirmasens: Wie alte Schuhfabriken genutzt werden können

Die umgebaute Schuhfabrik mit der Rizzi-Fassade in der Rupprechtstraße.
Die umgebaute Schuhfabrik mit der Rizzi-Fassade in der Rupprechtstraße.

Neues Leben in alten Fabriken: Mit Druckertinte hat er angefangen. Heute ist der Pirmasenser Unternehmer Ralph Barlog Fachmann für die Umnutzung von Schuhfabriken. Weltweit agiert er als Galerist. Beides war so nicht geplant, funktioniert aber prächtig. Vier Fabriken hat er umgebaut. Und das nächste Objekt hat er schon auf der Agenda.

Der Vorzeigebau für Ralph Barlog ist das als Rizzi-Haus in der Rupprechtstraße bekannte Gebäude. Es ist das kleinste seiner vier Fabrikobjekte mit 750 Quadratmetern Fläche, aber das ambitionierteste – durch die spektakuläre Glasfassade. Es wird auch nicht das letzte bleiben. Barlog ist wieder auf der Suche nach einem neuen Objekt. Er braucht für das Galeriegeschäft mehr Platz und den wird er wohl außerhalb von Pirmasens finden. Dann will er die Glasfassade mitnehmen. „Ohne die Fassade ziehe ich nicht um“, betont der Unternehmer. Das Geschäft als Sanierer verlassener Fabrikhallen hat sich für Barlog eher nebenher ergeben. Im Jahr 2007 verlegte der Pirmasenser sein Unternehmen Unicorn von Basel in die Region und kaufte sich eine frühere Kinderschuhfabrik auf dem Riegelbrunnerhof bei Münchweiler. 1500 Quadratmeter Fläche wurden aufwendig saniert, für 1,6 Millionen Euro. Und wie bei den anderen Objekten blieb er nicht lange. 2010 wurde das Gebäude verkauft. Die Kimmle-Stiftung zog ein und ist dort heute immer noch.

Großer Bedarf an vernünftig sanierter Gewerbefläche

„Mir macht das riesig Spaß, etwas zu kaufen und zu entwickeln. Wenn es fertig ist, denke ich dann schon an das nächste Objekt“, erzählt Barlog auf der Sonnenterrasse seines Rizzi-Hauses. 2010 erfolgte der Kauf der früheren Delta-Fabrik an der Adam-Müller-Straße mit ihren 2400 Quadratmetern Fläche. Unicorn zog um. Barlog hatte täglich die total heruntergekommene Ruine der früheren Schieler-Fabrik in der Rupprechtstraße vor Augen. „Der Hof war voller Ratten und überall Taubenkot“, erinnert er sich an den Schandfleck im Stadtbild. Von einem Serben in Frankfurt konnte er schließlich die Ruine kaufen und für zwei Millionen Euro sanieren. Unicorn zog auf die andere Straßenseite. Die Deltafabrik wurde verkauft. Zeitgleich wurde ihm die frühere Maschinenfabrik Leibrock in der Rheinstraße angetragen – die künftigen Mieter klopften bei ihm an. 2600 Quadratmeter groß ist die Fabrikhalle, die saniert und in kleinere Einheiten unterteilt wurde, in denen unter anderem die Uniprint Platz fand, die von Münchweiler nach Pirmasens umsiedelte. „Die Sanierung war noch nicht fertig, da hätte ich die Räume schon zweimal vermieten können“, verweist Barlog auf den großen Bedarf an vernünftig sanierter Gewerbefläche in Pirmasens. Auch den Unicorn-Gewerbepark verkaufte er gleich wieder. Die frühere Hauptpost in der Schützenstraße mit 7000 Quadratmetern Fläche wollte er auch sanieren, verkaufte das Riesengebäude aber zügig an die Stadt, die jetzt mit dem Jugendherbergswerk einen konkreten Nutzer gefunden hat. „Die Post hat mir ein paar schlaflose Nächte bereitet“, gesteht Barlog heute. Im Bahnhofsgebäude steckte Barlog eine Million Euro in die Sportsbar. Mit der Gastronomie hat er es aber nicht so und stieß die aufwendig sanierte Sportsbar, auch nach einem Streit mit dem Ordnungsamt, zügig an die Kimmle-Stiftung wieder ab.

„Das tötet alles“

Im Rizzi-Haus betreibt er sein expandierendes Galerie-Geschäft. Für wie lange, weiß er noch nicht. Die als Mieter im Haus befindliche Printmania GmbH ist auf Expansionskurs und hätte gern mehr Platz im Haus. Er selbst würde auch gerne mehr Fläche für seine Galerie haben und sucht wieder das nächste Objekt. Und das wird wohl nicht in Pirmasens sein. „Hier gibt es nur noch Riesenobjekte, die zweistellige Millionenbeträge erfordern“, gibt Barlog zu bedenken. „Diese zu vermarkten wird schwer.“ Die Kaufhalle habe er sich angesehen, aber dort werde wohl alles auf Abriss und Neubau hinauslaufen. In Kaiserslautern hatte er deshalb auf dem Pfaff-Gelände vorgefühlt. Dort hätte er jedoch die Rizzi-Fassade nicht aufhängen dürfen, wegen des Denkmalschutzes. Ein entscheidender Faktor für sein Engagement im Immobiliensektor ist sein Architekt Gerd Hüter, der praktischerweise mit seiner Schwester verheiratet ist und deshalb vielleicht auch eher bereit ist für die ständigen Umplanungen bei seinen Projekten. „Das geht nur so. Ohne ihn hätte ich das nicht gemacht“, räumt Barlog ein. Einfach seien die Projekte nie gewesen, meint Barlog und nennt als Beispiel die Bauvorschriften. „Das tötet alles.“ Der Brandschutz sei da nur ein Aspekt und habe ihn beispielsweise beim Rizzi-Haus für eine Treppe in den Hof 40.000 Euro extra gekostet. Oder die Vorgaben für die Gastronomie, die kurz vor der Eröffnung des damaligen Rizzi-Cafés noch mal Personal-Umkleiden mit Duschen im Keller erforderlich machten. „Neu hätte ich viel billiger bauen können“, resümiert Barlog heute. Seine Projekte habe er immer ohne Fördermittel realisiert. „Ich habe noch nie einen Euro Fördergeld bekommen“, betont er. Und auch die Steuerersparnis über ausgewiesene Sanierungsgebiete, wie jetzt in der Schützenstraße oder auf dem Horeb, habe er nie beantragt.

Vor der Sanierung: Die frühere Schuhfabrik Schieler.
Vor der Sanierung: Die frühere Schuhfabrik Schieler.
Ralph Barlog
Ralph Barlog
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