Südwestpfalz/Saarland Offene Ateliers an zwei Septemberwochenenden
„Wenn Bildende Kunst wirken soll, muss sie sichtbar sein“, findet Marcus Centmayer, Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler in Rheinland-Pfalz. Das gelte besonders in Zeiten von Pandemie und Krieg. Deswegen veranstaltet der Verband die Offenen Ateliers, bei denen in besonders guten Jahren auch schon zwölf Südwestpfälzer mitgemacht haben.
In Zweibrücken macht kein Künstler mit, in Pirmasens ist es dieses Jahr nur einer. Für dieses Jahr wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass wegen der Ausstellungsbeschränkungen während der Corona-Krise wieder mehr Künstler sichtbar werden wollen.
Siebdrucke und Werke aus dem Nachlass
Klaus Kadel-Magin präsentiert in seinem Atelier in der Pirmasenser Luisenstraße die neusten Werke seiner Reihe „Spiegelungen“. Das sind Naturbetrachtungen, die er in filigrane Formen übersetzt und zeichnet und durch Siebdruck mit Papier vereint; es sind aber auch leuchtende Siebdrucke in Neonfarben, die wie natürliche Formen nach dem Regen glänzen. Außerdem zeigt er in Zeiten der Inflation, wie Geld – ob Reichsmark oder französische Franc – von der Kunst erobert werden und zu neuem Wert gelangen.
In Rodalben steht den Besuchern das Atelier des verstorbenen Klaus-Heinrich Keller offen. Dort werden zum dritten Mal das noch original eingerichtete Atelier des Künstlers sowie viele Werke aus dem Nachlass gezeigt. Besonders sehenswert ist der große Atelierraum unter dem Dach, der so wirkt, als hätte der Künstler gestern erst den Pinsel abgelegt. Die Witwe und die Kinder Kellers werden vor Ort sein und durch das Haus sowie die Sammlung führen.
„Naturstücke“ von Franz Martin
In Dahn zeigt Franz Martin eine bunte Mischung seiner Kunst, eingebettet in die Ateliersituation vor Ort. Zu sehen sind Werke der vergangenen zehn bis 20 Jahre, aber auch brandaktuelle Arbeiten, die er „Naturstücke“ nennt. „Ich will kein Mahner sein, aber zeigen, was uns da verloren geht“, beschreibt Martin sein Thema, das er wieder gegenständlich umsetzt, nachdem seine Ausdrucksform während der Pandemie abstrakt geraten war – gerade weil keiner die Situation greifen konnte. Sein Atelier ist nur an den beiden Sonntagen geöffnet.
Genau wie das von Engelbert Müller aus Bann, der Malerei, Grafiken, Plastiken und Objekte zeigen wird. Artur Bozem aus Rosenkopf wiederum findet seine Vorbilder bei den Vertretern des Informel, wie er er seine abstrakten Arbeiten beschreibt, die sich oft um Mythologie, Historie oder Politik ranken.
Auch Saarländer machen mit
Im angrenzenden Saarland beteiligen sich Ingrid Lebong mit ihren abstrakt-expressiven Gemälden in ihrem Atelier in Homburg-Reiskirchen sowie der Bexbacher Peter Köcher an der Aktion. Der freie Künstler lädt nicht in sein Atelier, sondern in einen temporären Schauraum ein, der wie eine Galerie anmutet. Zu sehen sind dort unterschiedliche Arbeiten, zum Beispiel aus der Reihe Aufzeichnungen. Dabei handelt es sich um Relikte aus seiner Zeit als Architekt: Lichtpausen von Bauplänen, die immer noch durch eine Farbschicht schimmern und wirken, als seien sie aus Blech.
Offene Ateliers
Franz Martin, Hasenbergstraße 2, Dahn, nur sonntags
Klaus Heinrich Keller (Nachlass), Bergstraße 1a, Rodalben, nur erstes Wochenende
Artur Bozem, Hauptstraße 26, Rosenkopf, nur erstes Wochenende
Klaus Kadel-Magin, Luisenstraße 35, Pirmasens, beide Wochenenden
Peter Köcher, Rathausstraße 16a, Bexbach, nur zweites Wochenende
Ingrid Lebong, Antoniusstraße 3, Homburg-Reiskirchen, beide Wochenenden
Engelbert Müller, Birkenstraße 23, Bann, nur sonntags
Die Künstler haben jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet.