Pirmasens Muslimische Begräbnisstätte

Auf Antrag der muslimischen Gemeinde „DITIB Anadolu Moschee“ am Exerzierplatz hat die Stadt Pirmasens die Einrichtung einer muslimischen Begräbnisstätte auf dem Waldfriedhof beschlossen. Die offizielle Einweihung des gesonderten Feldes, auf dem Bestattungen unter teilweiser Berücksichtigung des traditionellen muslimischen Ritus ermöglicht werden, findet am heutigen Donnerstag statt.

Nach Angaben von Bernd Adelmann, der seit 2003 Pastoralreferent der katholischen Kirche in Pirmasens ist, geht das Projekt auf eine gemeinsame Initiative des Vorsitzenden des Beirats für Migration und Integration der Stadt, Mahmut Aktan, sowie von Vertretern der muslimischen Gemeinde und der katholischen und evangelischen Kirche in Pirmasens zurück. Diese Zusammenarbeit wurde im Rahmen der Aktivitäten des „interreligiösen Forums“, wo die Träger aller genannten Konfessionen vertreten waren, in den Jahren 2011 bis 2012 ermöglicht. Nach der Erinnerung Michael Schielers, hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt, kam die Anfrage, wie die Bedürfnisse muslimischer Mitbürger auf dem Pirmasenser Friedhof berücksichtigt werden könnten, Anfang 2012. Dies führte zu einem ersten Treffen von Vertretern der muslimischen Gemeinde, der christlichen Kirchen und der Stadt im März des gleichen Jahres. Einbezogen in die Gespräche war auch der Imam der DITIB Moschee. Er habe im Vorfeld der Gespräche so gut wie kein Wissen über den muslimischen Bestattungsritus gehabt, sagt Michael Schieler. Bei den Gesprächen stellte sich heraus, dass die Mitglieder der türkischen Gemeinde in Pirmasens ihre verstorbenen Angehörigen in die Türkei fliegen müssten, um das geforderte Ritual einzuhalten. Eine erste Analyse hätte damals ergeben, dass der muslimische Brauch sich von der christlich geprägten Bestattungstradition in wesentlichen Details unterscheidet. Die bedeutenden Regeln seien dabei: Waschungsritual vor dem Begräbnis, Ausrichtung des Grabes nach Mekka, Berührung des betuchten Körpers mit der Erde. Die darauf erfolgte Wirtschaftlichkeitsprüfung habe ergeben, dass die Erschließung eines gesonderten Feldes für die muslimischen Gräber eine sinnvolle Lösung wäre. Bei einem Nachtreffen der Beteiligten im gleichen Jahr wurde die seitens der Stadt angebotene Fläche besichtigt und ein Kompromissvorschlag zu der rituellen Seite ausgearbeitet. Der letzte Vorschlag sah unter anderem vor, dass den muslimischen Mitbürgern für ihre rituellen Handlungen die Waschungshalle des Friedhofs zur Verfügung gestellt wird. Unproblematisch war auch, dass sie ihre Verstorbenen betucht begraben können und dass die Gräber auf dem Feld nach Mekka ausgerichtet werden können. Allerdings wurden auch die Beschränkungen klargestellt: Das Begräbnisfeld bleibt für alle Stadtbürger offen, die Bestattung findet grundsätzlich im Sarg (gesetzliche Sargpflicht) statt, mit der Möglichkeit verbunden, einen entsprechenden Anteil an Erde in das Sarginnere zu legen. Daraufhin hatte sich die Horeb-Moschee (Februar 2014 ) aus dem Prozess zurückgezogen. Dabei geht es Mitgliedern des Vereins „Muslimisches Kulturzentrum“, der seit 40 Jahren in der Stadt existiert, um grundsätzliche Fragen. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Gemeinde, Selamet Öztürk (41), hat sich ergeben, dass die Mitglieder in ihrer Versammlung beschlossen haben, das Angebot der Stadt nicht zu nutzen, solange die Sargpflicht auf dem Friedhof besteht. Die Moscheen in Pirmasens organisieren sich in Form von eingetragenen Vereinen, die unterschiedlichen Dachverbänden angehören. „Islamisches Kulturzentrum“ am Horeb gehöre der gleichnamigen Vereinigung mit Sitz in Köln an. Selamet Öztürk betonte dabei, dass die Vereinsmitglieder das Angebot der Stadt durchaus positiv wahrnehmen und als eine Bewegung in die richtige Richtung bewerten.

x