Pirmasens Ironisch-heiter mit vielen überraschenden Wendungen

Wolfgang Spitz (rechts) und Wolfgang Sobiraj in Hauenstein.
Wolfgang Spitz (rechts) und Wolfgang Sobiraj in Hauenstein.

Mit auf eine leichtfüßige und ergiebige Wanderung durch Lebensphasen und durch Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz nahm am Freitagabend das Duo „Carambole“ rund zwei Dutzend Zuhörer. Die beiden pensionierten Lehrer Wolfgang Spitz und Wolfgang Sobiraj präsentierten ihr Programm „Lebensfragen – Reflexionen über das Leben“ und trafen im Hauensteiner Bürgerhaus auf ein überaus aufmerksames Publikum.

„Carambole“ hatte „Lebensfragen“ wie „Woher kommen wir? Wer sind wir?“, „Liebt er/sie mich?“, „Was ist, wenn wir alt sind?“, „Angst vor dem Tod?“, „Wozu leben wir?“ oder „Kann man das Leben ernst nehmen?“ formuliert und entlang dieses Roten Fadens das rund zweistündige Programm gegliedert. Den Fragen ging Wolfgang Spitz mit „Worten von Dichtern“ nach, Wolfgang Sobiraj lieferte am Keyboard stimmige Musik. Die Antworten gab Wolfgang Spitz mit einer breit gestreuten, aber exquisiten Auswahl von Texten, die von den klassischen Dichterfürsten Goethe, Schiller und Claudius ebenso stammten wie von den Modernen Robert Gernhardt, Erich Fried oder Peter Härtling und auch den Vers- und Reimkünstler Eugen Roth und seine unvergleichlich heiteren Zeilen oder Heinz Ehrhardt, den Altmeister des gereimten Humors, nicht ausließen. 60 Texte hatte Spitz ausgewählt: Mal waren es nur kurze Zweizeiler wie Wilhelm Buschs „Die Summe unseres Lebens…“, mal kurze Aphorismen wie Monty Pythons „Sinn des Lebens“, auch mal die sechs Strophen von Kästners „Entwicklung der Menschheit“ oder – zur eigenen Gitarrenbegleitung – das Volkslied „Es ist ein Schnitter“ aus dem Dreißigjährigen Krieg. Sehr Tiefgründiges, sehr Ernstes war dabei, manches Philosophische, immer auch Tröstliches, aber auch viel Ironisch-Heiteres mit überraschenden Wendungen, ganz so, wie sich das Duo selbst versteht: Man will „dem Leben so ins Auge sehen, wie es ist, ohne die innere Heiterkeit zu verlieren“. Wolfgang Spitz rezitierte alle Texte frei und auswendig, ja, er spielte die Texte vor. Sein Vortrag war immer auch ein Stück Interpretation, gestisch und mimisch und durch Körperhaltung untermalt. Dabei hielt er konsequent Blickkontakt zu dem gebannt zuhörenden Publikum, das auch ein ums andere Mal auf offener Szene Beifall klatschte. Spitz verband die Texte, so unterschiedlich sie waren, mit einer lockeren, kenntnisreichen und mit Zitaten gespickten Moderation. Und so machte der Abend Lust, auch zuhause mal wieder zu einem Gedichtband zu greifen. Dass sich der Abend zu einem abwechslungsreichen, harmonischen und zugleich differenzierten Ganzen fügte, daran hatte auch Wolfgang Sobiraj ein gerüttelt Maß Anteil. Er begleitete die Rezitationen mit einer Vielzahl von Musikminiaturen am Keyboard. So breit die Textauswahl gesteckt war, so breit war auch das Spektrum der musikalischen Einschübe: Es reichte von Bachs „Air“ und Schuberts „Ständchen“ über Filmmusiken und Chansons bis hin zu Liedern der „Beatles“ John Lennon und Paul McCartney. Die Stücke waren thematisch an die Textvorträge angelehnt und ergänzten sie, manchmal durchaus überraschend. Wolfgang Sobiraj ließ sich von den technischen Möglichkeiten des Instruments keineswegs in musikalische Untiefen (ver-)führen. Auch wenn Jahrhunderte und Welten zwischen „Air“ und „When I’m 64“ liegen, Sobirajs Bearbeitungen blieben musikalisch auf einer Linie, klar, akzentuiert, ohne Schnörkel. Sie drängten nie in den Vordergrund und schufen so den Raum, den es brauchte, um den Texten nachzusinnen. Das Hauensteiner Publikum bedankte sich für einen gleichermaßen kurzweiligen wie anregenden Abend, zu dem die Ortsgemeinde eingeladen hatte, mit langem Beifall. Als Zugabe griffen Spitz und Sobiraj noch einmal tief in ihr Repertoire an Texten und Musik.

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