Pirmasens „Ich will was bewegen“

Minister Volker Wissing (rechts) überreichte Uwe Bißbort die Verdienstmedaille des Landes. Blumen gab’s für Ehefrau Heike.
Minister Volker Wissing (rechts) überreichte Uwe Bißbort die Verdienstmedaille des Landes. Blumen gab’s für Ehefrau Heike.

Uwe Bißbort sagt gerade heraus, was er denkt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Da ist es egal, dass er von vielen Bio-Bauern nicht viel hält und die Massentierhaltung norddeutscher Betriebe rundweg ablehnt. „Es ist beeindruckend, wie viele Ehrenämter eine einzige Person ausfüllen kann“, meinte Minister Wissing bei der Übergabe der Medaille. Das fängt beim Beisitzer beim Landgericht an und geht bis zum Landesvorsitzenden der Tierseuchenkasse. In der Region ist Bißbort aber hauptsächlich bekannt als Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbands. Und das ist er mit Leib und Seele, genauso wie er durch und durch Landwirt ist. Die Landwirtschaft bekam Bißbort in die Wiege gelegt. In der vierten Generation führt er den Hof. Begonnen hat Bißbort mit dem elterlichen Milchviehhof. 1970 kam die Ferkelzucht dazu und wenige Jahre später machte die Familie mit der Rinderhaltung Schluss. „Mir haben Schweine näher gelegen als Kühe. Schweine machen einfach mehr Spaß“, erzählt Bißbort. „Die sind intelligenter als Kühe und nicht so gewaltig.“ Deshalb hat sich der Bißbortsche Hof in der Windsberger Ortsdurchfahrt auf die Ferkelaufzucht spezialisiert. Zwei Eber und 160 Muttersauen sorgen für rund 600 Ferkel im Jahr, die bis zur zwölften Woche und einem Gewicht von 30 Kilogramm auf dem Hof bleiben, bevor es zur eigentlichen Mast in einen anderen Betrieb weitergeht. 1997 hat er den Betrieb ganz von den Eltern übernommen und zunächst sogar überlegt, auf Bio umzustellen. Aber die Stallungen hätten umgebaut werden müssen, deshalb blieb es bei der konventionellen Landwirtschaft. Er selbst werde nicht mehr auf Bio umstellen. „Es gibt so viele schlechte Beispiele für Biobetriebe in der Region“, meint Bißbort, der ausdrücklich auch gut gelungene Betriebe wie den Bärenbrunnerhof bei Schindhard oder die Familie Ruf bei Zweibrücken lobt. Wobei Bißbort auch von den ganz Großen seiner Branche nichts hält. Die Massentierhaltung in norddeutschen Betrieben hat für ihn nichts mehr mit nachhaltiger Landwirtschaft zu tun. Viehhalter brauchten immer auch Ackerland, um die Tiere zu ernähren. „Viehhaltung und Fläche gehören zusammen“, sagt Bißbort. Gerade die Großbetriebe seien auch verantwortlich für den Ansehensverlust der Landwirte. Bis vor zehn Jahren sei Bauer noch ein angesehener Beruf gewesen. Das habe sich radikal geändert. Probleme bei der Artenvielfalt, dem Tierwohl und der Güllekonflikt mit dem Trinkwasser würden allen Landwirten gleichermaßen angelastet. Auch deshalb ist Bißbort im Bauern- und Winzerverband engagiert. „Ich will was bewegen.“ Er ist sich sicher, dass ohne ehrenamtliches Engagement unsere Gesellschaft nicht existieren kann. Gerade in Bereichen wie der Landwirtschaft brauche es Menschen, die sich engagieren, weil sie selbst betroffen sind. Einem Bauernverbandsfunktionär ohne Hof würde die persönliche Betroffenheit fehlen. „Ich engagiere mich für das, was ich auch daheim mache.“ Unabhängigkeit ist ein zweites hohes Gut, das ihm wichtig ist. „Ich will sagen können, was ich will“, betont Bißbort, der sich als „Bauernverbandsmann“ sieht, der durch und durch hinter seiner Sache stehe. Entwicklungen im Deutschen Bauernverband, wo zunehmend die von ihm kritisierten Großbetriebe das Sagen haben, sieht er sehr kritisch. Zu seinen vielen Ehrenämtern ist er über die Landjugend gekommen. Der heutige Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartel, habe ihn damals angesprochen, ob er sich nicht auch für Agrarpolitik interessiere und in einen Arbeitskreis dazu mitgenommen. Irgendwann saß Bißbort dann auch im Bundesarbeitskreis Agrarpolitik und rückte zum stellvertretenen Kreisvorsitzenden des Bauernverbands auf. Seit elf Jahren ist er Kreisvorsitzender. Ein wichtiges Ehrenamt ist für ihn die Vorstandsarbeit in der Jagdgenossenschaft und das sei auch sein Steckenpferd, über die Jagdgenossenschaft die Wildschweinplage einzudämmen. Einen Jagdschein habe er aber nicht und wolle er auch nicht. „Das reizt mich nicht.“ Bei all den Ämtern und dem eigenen Betrieb findet Bißbort immer noch Zeit, in Windsberg in der Mannschaft Tischtennis zu spielen. „Die Saison dort von September bis April passt gut zum Bauern.“ Im Gesangverein würde er gerne wieder mitsingen. „Da will ich wieder hin.“ Momentan beschränkt er sich auf die Hilfe bei Festen. Und ein großes Ziel über allem hat er auch noch: Das Image der Landwirte wieder zurecht zu rücken.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x