Pirmasens Es darf mehrere Tage lang nicht regnen

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Eines der anspruchsvollsten Kanalbauprojekte legt derzeit die Schäferstraße lahm. Der Kanal in der Kaffeegasse droht bald zusammenzubrechen, weshalb unterhalb der Verbandsgemeindeverwaltung ein neuer gebaut wird. Auch ein Wirbelschacht muss dafür betoniert werden.

nd: Das Kanalbauprojekt ist anspruchsvoll. Wie lange dafür die Sperrung der Schäferstraße noch bestehen bleibt, kann Baudezernent Michael Schieler derzeit nicht sagen. Die Bauarbeiter brauchen eine längere trockene Wetterphase – und die fehlte bisher. Der Kanal muss wahre Wassermassen von der Bahnhofstraße ins Blümelstal ableiten. Drei Hektar Stadtgebiet bis rauf auf den Horeb werden laut Tiefbauamtsleiter Michael Maas über den Kanal entsorgt. Der Hauptkanal für Regenwasser und Schmutzwasser müsse so ausgelegt sein, dass auch ein heftiger Gewitterregen bewältigt werden kann. Bis zu 4,6 Kubikmeter Wasser pro Sekunde könne der neue Hauptkanal bewältigen, erzählt der Tiefbauamtsleiter beim Vororttermin. Solche Wassermengen flössen in den vergangenen Jahren immer öfter. Maas verweist auf die schon im Jahr 2016 über Pirmasens gefallene Regenmenge, die im ersten Halbjahr schon die Menge umfasste, die normalerweise in einem Jahr falle. Diese Wassermenge wurde bisher über die Kaffeegasse aus der Bahnhofstraße abgeleitet. Der Kanal dort stamme jedoch noch aus dem Jahr 1900 und sei in einem sehr schlechten Zustand. Die Tragfähigkeit könne nicht mehr gewährleistet werden und der Kanal sei sogar einsturzgefährdet. Maas ließ daraufhin durchrechnen, was billiger kommt. Eine Erneuerung des Kanals in der Kaffeegasse komme wegen der steilen Topographie und der engen Straße nicht in Frage. Auch würden bei einem Kanalausbau angrenzende historische Gebäude gefährdet. Jetzt sollen die Wassermassen über einen ganz neuen Kanal von der Bahnhofstraße über den Parkplatz der Verbandsgemeindeverwaltung in die Schäferstraße geleitet werden. Dazu hat das Unternehmen Theisinger & Probst vor einigen Wochen schon angefangen, am Felsen unterhalb des Parkplatzes die Fundamente für einen gigantischen Wirbelfallschacht zu betonieren. Über 25 Meter tief wird das Wasser später hier in Richtung Schäferstraße fallen und der 16 Meter hohe Wirbelfallschacht soll dem Wasser seine Geschwindigkeit und Energie nehmen, da sonst die Gefahr besteht, dass im späteren Kanalverlauf Schäden entstehen. Elf Meter des Wirbelfallschachtes werde man später noch sehen. Der Rest liegt unterirdisch. 110 Kubikmeter Beton werden für den Wirbelfallschacht benötigt. Eine Nutzung der Wasserenergie für die Stromerzeugung komme bei Abwasserkanälen nicht in Betracht, erklärt Maas. Zumal die großen Wassermengen nur bei Regen fließen. Im Abwasser seien zu viele problematische Stoffe enthalten wie beispielsweise Toilettenpapier, die in Turbinen schnell für Ausfälle sorgen könnten. Der neue Hauptkanal werde in Betrieb gehen können, wenn die Bauarbeiter die Sicherheit haben, dass mehrere Tage lang kein Regen fällt. Nur dann könne der bisherige Kanal in der Kaffeegasse zum neuen Kanal in der Schäferstraße umgeschaltet werden. Wann das sein wird, konnte Schieler mit Blick zum Himmel nicht sagen. Der alte Kanal in der Kaffeegasse werde anschließend verfüllt, um ein Absacken der Straße beim Zusammenbruch des Kanals zu verhindern. Der Bau wird rund zwei Millionen Euro kosten. Hierbei sind auch neue Kanäle in der Bahnhofstraße und Schäferstraße enthalten. Hierzu werde im kommenden Jahr die Bahnhofstraße aufgerissen, kündigte Maas an. Das Kanalbauprojekt habe nichts mit den Plänen für die Stadtgalerie zu tun, versicherte Schieler. |kka

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