Pirmasens Ein Leben mit der Musik von Genesis

Ray Wilson spielte am Donnerstag im Bürgerhaus in Waldfischbach-Burgalben.
Ray Wilson spielte am Donnerstag im Bürgerhaus in Waldfischbach-Burgalben.

Gleich mit einem Höhepunkt ist am Donnerstag das Kulturprogramm in Waldfischbach-Burgalben eröffnet worden: Vor etwas über 300 Besuchern im Bürgerhaus Schuhfabrik war mit Ray Wilson ein Musiker zu Gast, der mit den Lorbeeren unterwegs ist, vor über 20 Jahren am letzten Album von „Genesis“ mitgeschrieben zu haben und anschließend mit der Band auf Tour war.

„Ich weiß nicht, wo ich bin – aber es ist schön, hier zu sein“, scherzt der Musiker, der zwar schon oft in Ramstein und Landstuhl aufgetreten ist, den Weg weiter in den Südwesten bisher aber noch nicht gefunden hatte. Nach einer 1300 Kilometer langen Anreise ist die geografische Verwirrung aber auch verzeihlich. Erst recht nach dem beeindruckenden Konzert, dem die Besucher zunächst geradezu andächtig lauschen, gegen Ende dann aber sogar mitklatschen und -singen. Man mag dem 50-jährigen Schotten vorhalten, weitgehend ein Coverprogramm zu bieten und dabei mit Songs wie „Follow You Follow Me“, „The Carpet Crawler“, „That’s All“ „Solsbury Hill“, „Jesus He Knows Me“, „In The Air Tonight“ und anderen großen Hits von „Genesis“, Peter Gabriel und Phil Collins, aber auch mit Nummern wie dem selten nachgespielten „Heroes“ von David Bowie auf eine sichere Bank zu setzen. Das Begeisterungsgefälle des Publikums gegenüber Wilsons eigenen Songs bestätigt das. Doch Ray Wilson kopiert nicht, er erschafft die meisten dieser Lieder neu – schon allein, weil er die oft sehr komplexen Arrangements der Originale herunterbricht auf ein akustisches Trio mit sich selbst als Sänger und Gitarristen, mit dem Pianisten und Keyboarder Kool Lyczek und Ali Ferguson als Lead-Gitarristen. Markant und kraftvoll ist Wilsons Stimme, mit der er das „Genesis“-Album „Calling All Stations“ zum drittbest verkauften Album der Bandgeschichte geführt hatte, noch heute – mal rau, mal sanft und mit ein paar Kratzern, die die Freunde des Vinyls besonders schätzen. Herausragend ist dabei Wilsons eigene Komposition „Propaganda Man“, geschrieben vor zehn Jahren, als der Schotte der Liebe wegen nach Polen gezogen war. Erstmals wechselt in diesem Song Gitarrist Ferguson an die elektrische Gitarre, ein Instrument, an dem er filigrane Kunststücke vollbringt. Zugeschnitten auf Ferguson ist dann der „Pink Floyd“-Klassiker „Wish You Were Here“, bei dem Wilson seinem Gitarristen auch das Mikrofon überlässt – und das klingt dann tatsächlich sehr nach dem Original. Fergusons Liebe zu dieser Musik kommt auch auf seiner eigenen CD zum Ausdruck, die sich sehr an den späten Alben von „Pink Floyd“ orientiert. Zum Ende des Konzerts bleibt Wilson, der so viele hervorragende Songs geschrieben hat, im Coverprogramm stecken, will offensichtlich das Publikum mit Gassenhauern von Collins und Co. bei Laune halten. Und er schafft es auch. Die Besucher – musikalisch meist in der Zeit von „Genesis“ groß geworden – sind begeistert, singen sogar recht textsicher mit. Etwas auf der Strecke bleibt dabei Wilsons Kreativität im Umgang mit diesen Songs. Und so schließt das Konzert dann doch noch in einem Coverprogramm, das so auch von anderen Musikern hätte geboten werden können.

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