Pirmasens Die malende Ministerin

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Ein Ort der eigenen Freiheit, des Spielens und des offenen Gedankenaustauschs ist das Jugendhaus „One“ des Internationalen Bunds. Wie das Team dort mit der Herausforderung umgeht, davon überzeugte sich Jugendministerin Irene Alt (Grüne) gestern Vormittag.

So voll ist es hier sonst nicht, scherzen Sabine Kober vom Pakt für Pirmasens und Jan Kardaus, Leiter des Amtes für Jugend und Soziales. Doch welcher Schüler lässt sich schon die Chance auf eine Unterrichtspause entgehen? „Heute starte ich den Auftakt meiner Jugendamtsbereisung in Pirmasens. Ich will damit auch zeigen, dass die Jugendämter tolle Arbeit machen und bin begeistert, was in Pirmasens läuft“, lobt die Ministerin gleich zu Beginn ihrer Stippvisite. Oberbürgermeister Bernhard Matheis hofft darauf, „dass sie viel sehen, was sie mitnehmen nach Mainz“. Nicht in jeder Stadt im Land werde so viel für die Kinder und Jugendlichen getan, bestehe ein so starkes Netzwerk zur Unterstützung der jungen Menschen. Wie der zweite Kinder- und Jugendbericht zeige, habe sich die Lage in Pirmasens in den vergangenen Jahren, auch dank des Engagements der Kinder- und Jugendhilfe, stark verbessert. „Dies ist auch in den Sozialdaten abzulesen. Wir waren am Ende des Tunnels, aber wir sehen wieder Licht“, stimmte Bürgermeister Peter Scheidel (CDU) zu. Um das Thema der Stunde – Flüchtlinge – wird auch die offene Kinder- und Jugendarbeit nicht herumkommen, betonte Alt. Sie geht von etwa 1000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus, die bis Ende des Jahres in Rheinland-Pfalz untergebracht werden müssen. Alen Brinza kann aus eigener Erfahrung berichten, wie wichtig es ist, als Flüchtling Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Er selbst kam 1991 als Balkanflüchtling nach Pirmasens, leitet nun gemeinsam mit Lisa Biegaj und Marko Burkhart, der für das Jugendhaus mobil zuständig ist, das „One“. Workshops ohne Ende – von interkulturellem Kochen, über Streetdance bis hin zu der Guerilla-Band – dazu der täglich stattfindende offene Treff, sind die Säulen, auf denen das Jugendhaus steht, erzählt Biegaj. Brinza unterstreicht, dass es mit allen Projekten darum gehe, die Unterschiedlichkeit der jungen Leute anzuerkennen, sie in ihren eigenen Ideen zu bestärken und für das Leben auf feste Füße zu stellen, „Ich sage auch immer, ,Redet nicht immer nur von Jugendarbeitslosigkeit und Komasaufen. Es gibt so viel Gutes’“, pflichtet Alt ihm bei. Der Künstler und Sänger Pouya Nemati leitet mit Melissa Könnel und Marko Burkhart das gemeinsame Band-Projekt des Jugendhauses und der Jugendkulturwerkstatt. Eine mitreißende Kostprobe gibt es für den Gast aus dem Mainzer Familienministerium natürlich auch. Ein Stockwerk tiefer haben die Mädchen der Streetdance-Gruppe in der Disco eine kleine Choreografie vorbereitet. Die Ministerin lässt sich von den Rhythmen und der guten Laune anstecken, tanzt kräftig mit, ehe sie den Rundgang in den Garten zu den Graffiti-Sprayern und Basketballspielern fortsetzt. (snk)

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