Pirmasens Die Gedanken sind frei

Regt die Fantasie an: Beate Prantner mit ihren Arbeiten.
Regt die Fantasie an: Beate Prantner mit ihren Arbeiten.

In schöner Regelmäßigkeit treffen Kunstinteressenten am Unterhammer mal auf Einheimische, mal auf Auswärtige samt einer Auswahl ihrer Arbeiten. Für die jüngste Ausstellung konnte Kuratorin Claudia Gross die gebürtige Düsseldorferin und jetzige Kölnerin Beate Prantner für eine Reise ins Karlstal gewinnen. Sie übertitelt ihre 29 Bilder mit „Fundus“.

Preisfrage: Ist Sympathie oder Suggestion ein Kunst-Wert an sich? Natürlich nicht. Doch die Kunst der Prantner lehrt, dass derartige Empfindungen mächtig dazu beitragen, Zugang zu künstlerischem Denken und Gestalten zu gewinnen. Und genau das geschieht im Ausstellungsraum. Wer ihn betritt, nimmt zunächst das Ganze wahr, dann einzelne Bilder beziehungsweise Bildblöcke. Der Zutritt funktioniert quasi sehenden Auges mit staunenden Fragezeichen im Kopf. Denn jedes Detail, jedes Element, ja sogar jede Bildebene ist direkt zu benennen. Geht es jedoch um Inhalte, um Bezüge und Zusammenhänge, hapert es mit dem Verstehen. Sowohl innerhalb eines Motives als auch geblockt auf schwarzen Bildträgern verweilen in stoischem Selbstverständnis Traumgebilde aus entrückten, zeitsprungartigen oder vom Zwei- ins Dreidimensionale erwachsenden Wesen, Figuren, Gesichtern, Dingen oder Fundstücken aus Ton, Federn, Garnen, Stoffen oder bedrucktem und beschriebenem Papier. Poetische Traumgebilde aus Vorzeiten faszinieren geschichtsträchtig. Diese Traumgebilde, so originär wie genial abstrus und surreal, kommen einer individuellen Handschrift gleich. In den Rahmen, die teils in die Tiefe von Schaukästen gehen, sammelt Prantner Bilderwelten und offenbart so den Blick einer rigoros Neugierigen. Wie mag es hergestellt sein? Wer mag es besessen, geliebt oder gehasst haben? Wer schmerzlich vermisst oder lieblos entsorgt? Alles fängt mit Sammeln und Aufbewahren an. Die Kölnerin hat einen riesigen Regal- und Archivkastenbedarf. Jedes Teil wird zum Impuls, untereinander Nachbarschaften oder gar Symbiosen einzugehen. Poesie zu materialisieren. Ein Ablauf, der sich im Kopf abspielt, auf Tableaus jedoch ein Eigenleben entwickelt. Prantner verteilt keine Bildtitel, nicht mal Bildideen. Das Sammelsurium als intuitiver Selbstzweck im Unterhammer nennt sie „Fundus“. Ähnlich der Requisite eines Theaters, gleichbedeutend mit Inventar, Substanz oder gar Ressource. Der rote Faden findet sich in der jeweiligen Präsentationsform einer jeden Bildreihe wieder. Ähnlich einem Wolkenkratzer, an dem jedes Fenster ein Bild ausmacht, hinter dem sich individuelles Leben abspielt. Dem Betrachter bleibt die Freiheit, Eigenes hinzuzudenken oder sich wegzudenken in eine andere Welt. Eine schöne Vorstellung im schnödem Alltag. Ausstellung „Fundus“ läuft bis 15. September, montags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr, im Trippstadter Karlstal, Café Unterhammer.

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