Pirmasens Brechtel ballert alle Warnungen aus dem Weg

Saarbrücken. Das flaue Magen-Gefühl vorm Match hatte Heiko Magin fein säuberlich analysiert und in vier Stolper-Faktoren aufgesplittet. Magins kleiner Warnungs-Katalog aber aber war nach handgestoppten 8 Minuten und 22 Sekunden Makulatur. Mit einem Doppelschlag hatte Jesper Brechtel sämtliche Bedenken mal eben rasch aus dem Weg geballert. Dank des 3:0-Sieg beim 1. FC Saarbrücken II ist der SC Hauenstein gestern Nachmittag dem Titelgewinn einen Schritt näher gerückt.

Faktor eins: Saar 05 dank des Siegs am Vortag mit zwei Zählern Vorsprung vorne. Und es wären deren vier, wäre der hartnäckigste Titel-Konkurrent – Faktor zwei – nicht vor zwei Wochen ausgerechnet beim Absteiger im Ludwigspark gestrauchelt. Faktor drei: Gekickt wird auf ungeliebtem Kunstgrün in Sichtweite der Stadion-Flutlicht-Masten. „Und zum Vierten die Hitze heute“, hatte der Sportchef und Interims-Coach gar die Witterung mit ins Kalkül gezogen. Hitze? Na ja. Gut, wie auch immer: Als Magin seine Kabinen-Warnungen bei der Pressekonferenz noch mal Revue passieren ließ, waren das flaue Gefühl längst Erleichterung gewichen. „Jetzt brauchen wir noch vier Punkte – fertig. Das reicht.“ „Aber wir müssen gegen Wirges schon noch eine Schippe drauflegen“, hatte kurz zuvor auf dem Rasen noch sein verlängerter Arm betont. Kapitän Sandro Rösner war es nach dem Sieg im Schongang nur zu bewusst, dass es so einfach wie gestern wohl nicht mehr werden wird – schon gar nicht beim möglichen „Endspiel“, das die Wasgauer erneut in die Saar-Hauptstadt führt. „Das 3:0 müssen wir früher machen; so ein 2:0 ist ja gefährlich“, sprach Rösner – Teil des Trainer-Triumvirats, dessen Amtszeit in zwei Wochen endet – klare Worte. Egal, vorbei, Pflicht erfüllt. Das meinte auch Magin: „Wir machen da jetzt einen Haken dran. Weiter geht’s.“ Dass das Abhaken leicht fiel, daran hatten die Gastgeber ziemlich großen Anteil. Einige der FCSler schlenderten regelrecht lustlos über den Platz. „So spielt halt manchmal eine Mannschaft, die absteigt und abgemeldet wird“, fand FCS-Kapitän Dominic Altmaier einen Erklärungsansatz. Ihm selbst war so gar nichts gelungen. In der 88. Minute hatte er aus aussichtsreicher Position den Ball übers Tor gesemmelt, in der 64. Hauensteins Keeper vor dessen einzige Bewährungsprobe gestellt. Ansonsten fand Saarbrücken kaum statt. Vor allem in der Anfangsphase schauten die beiden Innenverteidiger staunend zu, wie Brechtel zwei Chancen eiskalt nutzte. Nico Flögel und Stefan Käding mussten denn auch zur Halbzeit raus. Es wurde tatsächlich etwas besser. „Vielleicht in der Jugend? Ich weiß nicht mehr“: Brechtel kann sich nicht erinnern, wann er mal zwei Tore in einem Spiel markiert hat – und ob überhaupt. Gestern traf er innerhalb von nicht mal vier Minuten. Mit der frühen Führung lullten sich die Gäste selbst ein bisschen ein. Das wussten die Hausherren aber nicht zu nutzen. Sie präsentierten sich vor dem Wechsel einfach nur desolat. „Man merkt, dass die Luft bei einigen raus ist“, stöhnte Martin Forkel. Lichtblick für den FCS-Trainer: Am Tisch im Sportheim hingen übernächtigte Gestalten, die zuvor am Platz ein wenig gelärmt, eine halb Stunde vorm Anpfiff noch mit Isomatten auf Tribünenbänken am Trainingsplatz geschlummert hatten: Die FCS-A-Junioren hatten am Tag zuvor mit einem Überraschungssieg über den VfB Stuttgart den Verbleib in der Bundesliga gesichert. Heiko Magin vergaß nicht, artig zu gratulieren – was sehr gut ankam. Selbst Gratulationen entgegennehmen will er mit seinem Team in 14 Tagen. Das könnte klappen. Auch weil gestern Daniel Geiger zurückgekehrt ist, der im defensiven Mittelfeld auf Anhieb für Ordnung sorgte, immer anspielbereit war, stets den Ball forderte, lange Wege ging. Die Verletzungspause merkte man Geiger kaum an. Immer besser in Fahrt kommt Jesper Brechtel, der gestern erst sein drittes Spiel absolviert hat – und erstaunt seine Torjäger-Qualitäten entdeckte. Wirbelt Seibel auf rechts so weiter, führt an ihm ebenfalls kein Weg mehr vorbei. Ebenfalls stark gestern: Max Knorn, der 70 Minuten über die für ihn ungewohnte rechte Flanke kam, immer wieder gefährlich nach innen stieß.

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