Montagsumfrage Brauchen wir überhaupt Religion?

Für einige hat Glaube und Religion auch etwas mit Gemeinschaftsgefühl zu tun. Gemeinsam hören die Besucher des Stadtdiakonietage
Für einige hat Glaube und Religion auch etwas mit Gemeinschaftsgefühl zu tun. Gemeinsam hören die Besucher des Stadtdiakonietages Bezirkskantor Maurice Croissant zu, der mit dem musikalischen Nachwuchs auf der Bühne steht.

Um Kirche sichtbar zu machen und zu zeigen, wie das Angebot protestantischer Kirchen und kirchlicher Träger in Pirmasens ist, fand am Samstag der Stadtdiakonietag auf dem Schlossplatz statt. Die Besucher der Veranstaltung haben wir gefragt, ob es Religion überhaupt noch braucht und was sie für jeden bedeutet.

Kirsten Demberger war schon immer ein gläubiger Mensch, wie sie erzählt. In ihrer Familie wurden christliche Werte den Kindern schon früh vermittelt. „Ich bin eigentlich katholisch, schaue mir aber auch gerne einen protestantischen Gottesdienst an“, sagt sie. Eine schwere Krankheit habe ihren Glauben an Gott noch verstärkt, berichtet sie weiter. Ihr gehe es beim Thema Religion aber auch um ein gewisses Gemeinschaftsgefühl. „Glaube muss nicht unbedingt etwas mit Kirche zu tun haben. Wie man seinen Glauben lebt, muss jeder für sich entscheiden“, sagt Demberger.

Kirsten Demberger
Kirsten Demberger

Ute Vogt ist der protestantischen Kirche zugewandt. „Wenn ich katholisch wäre, würde ich es mir allerdings überlegen, ob ich aufgrund der vielen Skandale nicht aus der Kirche austrete“, sagt sie. Den Glauben an Gott können Menschen laut Vogt auch dann ausleben, wenn sie nicht regelmäßig in Gottesdienste gehen. „Wichtig sind für mich christliche Werte wie Nächstenliebe und gegenseitiger Respekt. Das habe ich persönlich erfahren dürfen, als meine Mutter hier im Pirmasenser Hospiz gestorben ist“, sagt sie. In diesem Sinn sei Religion etwas für sie, was den Menschen Sicherheit und Halt in schwierigen Zeiten gebe.

Ute Vogt
Ute Vogt

Gudrun Becker bezeichnet sich wiederum als nicht gläubig. „Die letzten Jahre musste ich so einige Enttäuschungen verkraften, da bin ich einfach vom Glauben abgefallen und auch aus der Kirche ausgetreten“, erzählt sie. Ausschlaggebend für ihre Entscheidung, sich von der Kirche abzuwenden, sei die Beerdigung ihrer Mutter gewesen, bei der der Pfarrer eine ihrer Meinung nach schlechte Rede gehalten habe. „Das, was er erzählt hat, war meiner Mutter nicht würdig, obwohl wir davor Stunden zugebracht haben, über sie und ihr Leben zu sprechen“, meint Becker. Außerdem könne sie nicht verstehen, dass Menschen bei all dem Schlimmen, was in der Welt passiere, immer noch an einen guten und gerechten Gott glauben könnten. „Wenn man mehr darüber nachdenkt, was Kindern und Unschuldigen täglich passiert, muss man einfach auch mit Gott hadern“, findet Becker.

Gudrun Becker
Gudrun Becker

Hildegard König wurde evangelisch erzogen, ihre Mutter habe ihr christliche Werte vorgelebt, wie sie erzählt. „Ich würde es schade finden, wenn sich die Menschen noch mehr von der Religion und ihrer Kirche abwenden, denn im Glauben kann der Mensch viel Trost finden“, findet König.

Hildegard König.
Hildegard König.

Waldemar Tamm erzählt, dass auch er im evangelischen Glauben tief verwurzelt ist. „Schon in der Schulzeit war ich Gott und der Kirche zugewandt. Mein Vater war Presbyter im protestantischen Dekanat Kusel und ich selbst war über Jahre Kirchendiener“, sagt er. Aber hin und wieder käme er auch ins Zweifeln, wie er gesteht. „Das ist bei all den Krisen manchmal wirklich schwierig. Allerdings weiß ich auch, dass es ohne das Dunkle kein Licht geben kann. Die Hoffnung bleibt für mich“, betont Tamm, der mit einer Pfarrerin verheiratet ist. Auch für ihn hat Religion viel mit einem Gemeinschaftsgefühl zu tun. „Gleichgesinnte treffen sich und handeln gemeinsam im positiven Sinn – das geht heute leider immer mehr verloren“, so Tamm weiter.

Waldemar Tamm
Waldemar Tamm

Gerhard Cölsch wiederum singt Gospels bei den Churchies und liebt es, Gott in mutmachenden Liedern zu lobpreisen, wie er sagt. „Mein Glaube hat mich vor einem Jahr zu der Gruppe geführt, davor habe ich in einem Kirchenchor gesungen. Der Inhalt der christlichen Lieder hat mich schon immer fasziniert und berührt, sie geben mir Halt fürs Leben“, so Cölsch. Das Thema Religion spiele auch in seiner Familie eine Rolle, wie er betont, so habe er seine heute erwachsenen Kindern nach christlichen Werten und im Vertrauen auf Gott erzogen.

Gerhard Cölsch
Gerhard Cölsch
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