Pirmasens Übergriff auf Kinderstation

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Gegen 22 Uhr sei sie am späten Dienstagabend zusammen mit ihrem Mann und dem dreijährigen Sohn auf die Kinderstation des Krankenhauses gekommen, sagt die Frau, die sich bei der RHEINPFALZ gemeldet hat. Der Junge habe Fieberkrämpfe gehabt, musste im Krankenhaus bleiben. Und sie wollte ihn nicht allein lassen. Die Kinderstation war jedoch voll belegt, nur in einem Zimmer war ein Platz frei. Dort lag bereits ein Mann mit seiner elfjährigen Tochter. „Mir war gleich ein bisschen mulmig dabei“, sagt die Frau. Doch die Schwester habe ihr versichert, der Zimmernachbar sei nett. Und tatsächlich, der Mann sei anfangs sehr freundlich gewesen. Während ihr Sohn bereits eingeschlafen war, bekam sie zunächst kein Auge zu. Dabei sei ihr aufgefallen, dass der Mann sie ständig anstarre, erzählt die junge Mutter: „Ich habe erst gedacht, der kann eben auch nicht schlafen.“ Geheuer war ihr das nicht. Halb wach, halb schlafend, habe sie dann in der Nacht bemerkt, dass der Mann sich über sie beugte, ihr das T-Shirt über die Brust nach unten zog. „Ich habe ihn mit dem Ellenbogen weggestoßen.“ Dann habe sie sich weggedreht und ihren Sohn schützend in den Arm genommen. „Ich war völlig geschockt, konnte gar nicht schreien“, sagt die Frau. Ihr Sohn dagegen habe gestrampelt und geheult, hatte Angst. Der Mann habe sofort von ihr abgelassen und sich im Bad eingeschlossen. Erst dann habe sie sich getraut, die Stationsschwester zu verständigen. Für die restliche Nacht wurde sie mit ihrem Sohn dann in ein Untersuchungszimmer verlegt. Auf den Verdacht hin, dass etwas vorgefallen sei, habe man dem Beschuldigten umgehend Hausverbot erteilt. „Wir wollten klare Verhältnisse schaffen“, sagte Martin Forster, der Geschäftsführer des Krankenhauses, auf Nachfrage. Gegenüber der Polizei habe der Mann die Tat zunächst geleugnet, letztlich aber zugegeben, ihr das Shirt heruntergezogen zu haben, berichtet die Frau. Als Rechtfertigung habe er gesagt, er dachte sie schlafe. „Als ob es dann nicht so schlimm wäre.“ Dass der Mann die Tat zugegeben hat, bestätigte die Polizei. Bei der Vernehmung habe er gesagt, es tue ihm fürchterlich leid. Die Polizei geht von einer sogenannten Beleidigung auf sexueller Basis aus. Dafür drohe dem Mann wohl eine Geldstrafe oder Sozialstunden. Dieses Strafmaß kann die Frau nicht nachvollziehen. „Ich fühle mich dreckig“, sagt sie. Und ihr kleiner Sohn habe immer noch Angst, frage „Kommt der böse Mann wieder?“. Kein Verständnis hat sie auch dafür, dass sie an jenem Abend mit einem Mann zusammen auf ein Zimmer musste, in dem die Pritschen auch noch sehr nahe beieinander standen. Sie gibt dem Krankenhaus eine Mitschuld an dem Vorfall. Wenn auf der Kinderstation kein Platz mehr gewesen sei, dann hätte man sie eben auf eine andere Station bringen sollen, findet sie. Doch nicht nur die Kinderstation, sondern das ganze Krankenhaus sei in den Wintermonaten voll belegt, sagt Krankenhaus-Geschäftsführer Forster. Dazu kommt: Während männliche und weibliche Patienten im Krankenhaus nicht zusammen in einem Zimmer untergebracht werden – Ausnahme könne beispielsweise die Intensivstation sein –, ist das auf der Kinderstation anders, erläutert Erwin Merz, der stellvertretende Geschäftsführer der Klinik. Hier seien schließlich die Kinder die Patienten, den Eltern biete man aber die Möglichkeit, bei ihrem Nachwuchs zu bleiben. Auf Pritschen könne man im Pirmasenser Krankenhaus auch über Nacht neben den Kleinen schlafen. Das sei nicht selbstverständlich, in anderen Häusern gebe es teils nur Stühle. Die Begleitpersonen der Kinder wechseln häufig stunden- oder tageweise, weiß Geschäftsführer Forster aus Erfahrung. Mal sei der Vater da, mal die Mutter, mal die Tante. Dass dann männliche und weibliche Begleitpersonen zusammen in einem Zimmer sind, sei keine Seltenheit. „Daran ist auch nichts Ehrenrühriges“, so Forster. Man könne schließlich nicht jedes Mal die Kinder verlegen, wenn die Begleitperson wechsele. Bei der Belegung der Zimmer haben andere Kriterien Priorität, sagt der Geschäftsführer. Etwa das Alter der Kinder oder ansteckende Krankheiten. Über elf Jahre ist Forster Geschäftsführer des Krankenhauses, in dieser Zeit sei es noch nie zu Übergriffen gekommen, betont er. Was vorgefallen ist, sei schlimm. Schuld daran seien aber nicht die Strukturen im Krankenhaus. Gegenüber der RHEINPFALZ sagt die Frau zudem, im Krankenhaus wollte man ihrem Mann in der darauffolgenden Nacht zunächst nicht gestatten, bei seinem Kind und seiner Frau in der Klinik zu bleiben. Dieser Vorwurf ist Forster nicht bekannt. Er verwies jedoch auf das Hausverbot für den Beschuldigten. Dessen Frau habe sich in der Folge um das Kind gekümmert. Zudem waren beide Parteien nicht mehr im gleichen Zimmer untergebracht. (clc)

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