Neustadt Zum Weltrekord lackieren

Wer Sandra Münzenberger begegnet, dem fallen wohl zuallererst ihre Nägel auf: zwei Zentimeter lang, spitz zulaufend, rosa Grundfarbe mit schwarzen Verzierungen. Dass sie damit auffällt, stört die selbstbewusste 37-Jährige nicht. Denn als Nageldesignerin kümmert sie sich nicht nur um die Nägel ihrer Kundinnen, sondern nimmt außerdem an sogenannten Nailartwettbewerben teil. Am 24. Mai möchte sie mit anderen Lackierfreudigen im hessischen Heusenstamm einen Weltrekord aufstellen.

Zeichnen sei schon immer ihre Leidenschaft gewesen. „Bei einem Malwettbewerb habe ich meine erste Barbie gewonnen, und die habe ich bis heute behalten“, berichtet Münzenberger, deren beruflicher Traum Modedesignerin war. „Jetzt designe ich ja auch was, nur keine Kleider, sondern Nägel“, sagt sie lachend. Nach ihrem Abschluss an der Kurpfalzschule Haßloch hat es die Dannstadterin allerdings in ganz andere berufliche Gefilde gezogen: In einer chirurgischen Praxis in Neustadt absolvierte sie ihre Ausbildung zur Arzthelferin. „Mir war es schon immer wichtig, etwas zu machen, mit dem ich Menschen helfen kann“, erklärt sie ihre Entscheidung. Nachdem sie früh Mutter geworden war, sei es schwierig gewesen, ihre Arbeit mit der Familie zu verbinden, und da habe sie einfach ihr „Hobby zum Beruf“ gemacht. Ihr Mann Dirk und ihre beiden Söhne Justin (17) und Kevin (15) haben sie in diesem Vorhaben immer unterstützt. „Der Name ,SaM Nageldesign’ war sogar die Idee meines Mannes“, meint Münzenberger, die 2006 ihre Ausbildung zur Nageldesignerin gemacht hat. Seit sechs Jahren hat sie ihr eigenes kleines Studio im Untergeschoss ihres Hauses in Dannstadt-Schauernheim. Da sich dieses künstlerische Tätigkeitsfeld stetig wandelt, nimmt sie regelmäßig an Fortbildungen teil. So hat sie unter anderem Seminare in den Bereichen Airbrush, Marmorier- und Schablonentechnik besucht, 2011 erfolgreich ihre Prüfung zur staatlich anerkannten Nageldesignerin an der Handwerkskammer Frankfurt bestanden und dort auch ihren Trainerschein erworben. Seitdem gibt sie ihr Wissen als Ausbilderin bei der Firma Unguis Arts in Frankfurt an Neulinge weiter. Doch das ist der ehrgeizigen Pfälzerin noch nicht genug. Bei Wettbewerben trainiert sie nicht nur ihre malerischen Fähigkeiten, sondern ist auch bestrebt, auf den vorderen Plätzen zu landen. Im vergangenen Jahr konnte sie bei der „Haar & Style“-Messe in Stuttgart als Drittplatzierte ihren ersten Pokal mit nach Hause nehmen. Dieser steht jetzt in ihrem Studio auf einem weißen Regal, auf dem auch Schablonen mit Motivvorlagen zu finden sind. Da zeigt sich, was künstlerisch möglich ist: Hunde, Schnuller, Engel, Sektgläser, Geburtstagstorte – für jeden Anlass ist etwas dabei. „Die Kunden können auch eigene Wünsche äußern, die ich dann versuche umzusetzen“, meint Münzenberger, die nicht jedem so lange und farbenfrohe Fingernägel verpasst, wie sie sie selbst trägt. „Ich bin so und ich steh’ dazu“, sagt sie selbstbewusst, „aber die meisten möchten einfach ihre Nägel mit Gel verstärken und lackieren lassen. Ich stehe beratend zur Seite und zeige auf, was möglich ist“, ergänzt die Fachfrau. Fotos von Abschlussbällen und Hochzeiten zieren die Wände. „Viele Kundinnen zeigen mir damit, wie sie an ihrem großen Tag aussahen“, berichtet Münzenberger, die sich selbst als „Nageltante mit Herz“ bezeichnet. Gleich zwei große Projekte stehen für die 37-Jährige in den kommenden Wochen an: Am Samstag, 24. Mai, nimmt sie im hessischen Heusenstamm an einem Weltrekordversuch teil. 1200 Lackierfreudige werden gesucht, die sich gleichzeitig ab 17 Uhr die Nägel verschönern. „Der Rekord von Taiwan liegt bei 1156 Personen, den möchten wir knacken“, erklärt sie. Eine Teilnahme ist kostenlos. Wer sich lieber von Profis die Nägel lackieren lässt, kann das bei dem Fest gegen eine Gebühr von 20 Euro tun. „Das Geld kommt der Kinderhilfe Afghanistan zugute, auch die 100 teilnehmenden Nageldesigner spenden jeweils 100 Euro.“ Außerdem tüftelt sie gerade eifrig an neuen Motiven für die nächste Meisterschaft, die unter dem Motto „Fußball goes to Brazil“ steht. „Ich möchte nicht nur Flaggen auf die Nägel malen, sondern auch vier Gesichter, unter anderem Mesut Özil und Miroslav Klose“, sagt Münzenberger, die sich mit diesen Motiven für den Nailcontest Ende Juni in Frankfurt qualifizieren möchte. „Für alle zehn Nägel hat man zwei Stunden Zeit, das ist nicht viel.“ Momentan benötige sie pro Gesicht noch 25 Minuten, aber „ich muss das zehn Minuten schneller hinkriegen“, spornt sie sich selbst an. Deshalb stehe in den nächsten Tagen vor allem eins an: üben, üben, üben.

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