Neustadt Zum Geburtstag: Künstlerin Edith Neumann wird 75

Neustadt-Hambach. Ihre erste große Ausstellung hatte Edith Neumann vor fast 40 Jahren im Saalbau. Heute wird die aus dem Baltikum stammende Batik-Künstlerin 75.

Verstörende Erfahrungen prägten die frühen Jahre der im westpreußischen Schönlanke geborenen Tochter einer deutsch-baltischen Familie. Als Kind musste sie miterleben, wie ihre beiden Schwestern auf der Flucht starben. Bilder von Flüchtlingstrecks gehören zu ihren Erinnerungen, von denen sie sich jetzt in ihren späten Jahren auch schreibend zu befreien versucht. Es sind Erfahrungen, durch die sie das Schicksal der heutigen Flüchtlinge besonders gut nachempfinden kann. Als sie mit Mutter und Bruder nach langer Odyssee in Kerpen-Manheim bei Köln Zuflucht zu finden hoffte, war die Enttäuschung groß, wurde die Familie doch „wie Aussätzige“ behandelt. Ihren aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater lernte sie erst mit 17 Jahren kennen. Den Zugang zur Kunst fand sie durch ihre Mutter, die malte und webte, sowie durch einen litauischen Künstler, der in ihr die Begeisterung für das Batiken weckte. Nach dem Abschluss der Berufsfachschule begann sie eine Lehre bei einem Kirchenmaler. Mit ihrem ersten Ehemann betrieb sie ab 1968 in Hambach einen Landwirtschaftsbetrieb. Zum Ausgleich für die harte körperliche Arbeit nahm die dreifache Mutter Unterricht bei der Malerin Marcelle Woitschach und besuchte Batik-Seminare in Tübingen und Köln. Doch mit dem frühen Tod ihres Mannes traf sie 1990 ein weiterer Schicksalsschlag. „In dieser schwierigen Zeit rettete mich meine Kunst“, erinnert sie sich. Sie entwickelte eine mit Batik kombinierte Brandtechnik und begann mit abstrakten Arbeiten. Ihre künstlerische Begabung hat sie an ihre Tochter, die Grafik-Designerin ist, weitergegeben. Seit etwa einem halben Jahr pendelt Neumann zwischen Neustadt und Hamburg, wo ihr zweiter Ehemann lebt, dem sie aus gesundheitlichen Gründen zur Seite steht. Wichtig ist ihr auch in dieser Lage die Kunst. „Die Beschäftigung mit den Materialien, den Stoffen, den Farben und dem Wachs geben mir innere Ruhe“, unterstreicht sie. Ihr Ziel nach ihrer gemeinsamen Rückkehr ist eine repräsentative Ausstellung neuer Werke in Neustadt. (wss/Archivfoto: lm)

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