Neustadt Wohnung statt Hotel

Airbnb in Speyer: Angebote im Internet.
Airbnb in Speyer: Angebote im Internet.

«Speyer.» Airbnb-Unterkünfte drängen auf den Markt: Zu klassischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen kommen Privatwohnungen, die zeitweise vermietet werden. Sie sind weltweit beliebt, werden aber von Stadtverwaltungen kritisch beäugt. Die Befürchtung: Dringend benötigter Wohnraum werde zweckentfremdet. Wie ist die Lage in Speyer?

Sonja Nowack aus Speyer hat positive Erfahrungen mit Airbnb-Unterkünften gemacht. Australien, Singapur, Frankreich, Prag – die Buchung fand sie einfach und bequem. „Ich informiere mich auf der Plattform und schaue nach Bewertungen und Angaben anderer Urlauber“, erzählt die 26-Jährige. Das Konzept, bei Privatpersonen zu wohnen, gefällt ihr. Airbnb ist eine Internetplattform, wo Unterkünfte gebucht werden. Sie wurde 2008 im kalifornischen Silicon Valley gegründet und verzeichnet mehr als vier Millionen Inserate in über 190 Ländern. Das Prinzip: Vermieter bieten ihre Wohnung oder Zimmer Urlaubern und Reisenden als Unterkunft an. Die Vermittlung läuft über das Unternehmen Airbnb, wobei dieses keine rechtlichen Verpflichtungen übernimmt. Dass das Konzept aufgeht, belegen die Buchungszahlen: Innerhalb der ersten vier Jahre wurden laut Airbnb mehr als zehn Millionen Übernachtungen gebucht. Auch in Speyer gibt es Airbnb-Unterkünfte. Die Anzahl der Angebote ist laut Barbara Fresenius, Sprecherin der Stadtverwaltung, aber überschaubar. „Startet man einen aktuellen Testlauf, erhält man mit Zielort Speyer auf den ersten Blick 118 Unterkünfte, stellt aber auf den zweiten Blick fest, dass nur zwei in Speyer selbst sind und die restlichen 116 in der Region“, so Fresenius. Im Jahr 2017 zählte Airbnb laut Stadt 990 Gästeankünfte für Speyer. Diesen stehen – laut Statistischem Landesamt – insgesamt 153.297 Gästeankünfte gegenüber. So liegt der Anteil der Airbnb-Touristen bei 0,65 Prozent – ein Wert, der laut Fresenius noch keinen Anlass zur Sorge gibt. Airbnb verweist auf Anfrage auf ein starkes Plus: Demnach wurden in den vergangenen zwölf Monaten rund 1500 Gästeankünfte mit Airbnb in Speyer gezählt, das seien im Vergleich zum Jahr zuvor 135 Prozent mehr. Hinter den 1500 Ankünften stünden rund 4400 Gäste. „Es gilt zu bedenken, dass diese privaten Anbieter im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern von Unterkünften, weder baurechtlich noch steuer- oder haftungsrechtlich eine Gleichbehandlung erfahren und die Entwicklung von Branchenverbänden sehr kritisch betrachtet wird“, so Fresenius. Kritisch hingeschaut wird in der Domstadt, wo Wohnraum knapp ist, seit vielen Jahren auch bei Ferienwohnungen. Dass es zu viele seien, will die Stadt nicht behaupten: In den vergangenen beiden Jahren kam nur eine Ferienwohnung hinzu. Die Situation werde beobachtet, sagt Fresenius, die betont, dass es in der Stadt ein Wohnungsmarktkonzept gibt. Vor dem Hintergrund des angespannten Wohnungsmarkts würden alle Nutzungsänderungen kritisch überprüft. Heike Frank, Eigentümerin der Villa Anna B&B in Speyer, findet die Airbnb-Grundidee gut: „So treffen sich Menschen quer über den Globus und können sich austauschen.“ Die Entwicklung der Plattform sieht sie jedoch kritisch: „Es wird wenig bis keine Auswahl getroffen, wer oder was angeboten wird. Es sind viele kommerzielle Anbieter darauf zu finden, die mit der Grundidee nichts zu tun haben“, bedauert Frank. So würden „immer mehr komplette Wohnungen oder vom Haus getrennte Anbauten teils mit Garten, Balkon, voll ausgestatteten Küchen vermietet, die als eigenständige Wohneinheiten auch sehr gut Bürgern angeboten werden könnten.“

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