Neustadt Wildunfälle pirschen sich nach vorne

Weniger Unfälle als im davorliegenden Jahr 2013, vor allem auf der A 65 und B 10, auch weniger Todesopfer. Aber mehr Karambolagen mit Wild – das sind die prägenden Kriterien in der Unfallstatistik 2014 der Polizeiinspektion Edenkoben. Alarmierend ist in der gesamten Südpfalz der Anstieg der Unfallzahlen wegen zu geringen Abstands. Vermutlicher Hauptgrund: Autofahrer nutzen bei der Fahrt ihr Smartphone und achten nicht genug auf den Verkehr.

Während die Zahl der Unfälle in der Verbandsgemeinde Edenkoben um 47 anstieg – in Altdorf plus 13, in Kirrweiler plus elf und in Edenkoben plus zehn –, sank sie auf den Fernstraßen um 89 beziehungsweise 21. Die Polizei führt dies darauf zurück, dass es im vergangenen Jahr dort keine größeren und langfristigen Baustellen gegeben hat. Die Polizeiinspektion Edenkoben ist zuständig für die fusionierte Verbandsgemeinde Edenkoben sowie die A 65 zwischen den Anschlussstellen Haßloch und Rohrbach und die B 10 zwischen Landau-Nord und Abfahrt Siebeldingen. Auffallend auch der Rückgang bei den Todesopfern um 60 Prozent (auf drei). Ihr Leben verloren eine 79-jährige Falschfahrerin auf der B 10 bei Godramstein, als sie ihren Fehler korrigieren wollte und mit einem Lkw kollidierte, ein 49 Jahre alter Motorradfahrer, dem an einer Kreuzung bei Gleisweiler die Vorfahrt genommen wurde, und eine 44-jährige Fußgängerin, die in Höhe der Raststätte bei Edesheim die A 65 überqueren wollte und von einem Lkw erfasst wurde. Trotz des Rückgangs ist die Gesamtanzahl der Unfälle im Vergleich zu früher noch am zweithöchsten. Bei 160 mit Personenschäden gab es außer den drei Todesopfern 41 schwer und 168 leicht Verletzte. Bei den 1172 Unfällen standen 15 Beteiligte unter Alkoholeinwirkung, eine Person war übermüdet und acht Verkehrsteilnehmer waren aufgrund von Medikamenteneinwirkung oder körperlichem Gebrechen nicht in der Lage, ein Kraftfahrzeug sicher zu führen. Besorgniserregend ist für die Polizei, dass wieder mehr Wildunfälle zu registrieren waren (plus 14) und der Höchststand aus dem Jahr 2012 (197) erneut erreicht wurde. Zum Vergleich: 2006 waren es gerade mal 121. Die Bilanz vom vergangenen Jahr: fünf Verletzte und ein geschätzter Gesamtschaden von 250.000 Euro. Die Polizeidirektion Landau, zuständig für Landau, den Kreis Südliche Weinstraße und den Kreis Germersheim, hat eine gewaltigen Anstieg der Unfallzahlen verzeichnet, bei denen zu geringer Abstand die Ursache spielt: von 1289 im Jahr 2010 auf 1912 im Jahr 2014. Weil in der gleichen Zeit die Nutzung von Smartphones stark zugenommen hat, liegt ein Zusammenhang nahe. Das bestätigt nach Auskunft der Polizei Landau auch die „allgemeine Verkehrsbeobachtung“ der Polizei: Immer mehr Autofahrer beschäftigen sich während der Fahrt mit dem Smartphone, sei es um zu telefonieren, im Internet nach etwas zu suchen oder Nachrichten zu empfangen. Wenn dabei die Aufmerksamkeit des Autofahrers vom Verkehr auf das Smartphone gelenkt wird, kann das leicht zu Unfällen führen. Ein Blick von einer Sekunde aufs Handy bedeutet bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometer, dass knapp 14 Meter im „Blindflug“ zurückgelegt werden. „Groß ist dann der Schreck, wenn der Vorausfahrende in dieser Sekunde gebremst hat und zum Beispiel im dichten Straßenverkehr ein Auffahrunfall nicht zu vermeiden ist“, schildert die Polizei die möglichen Folgen der kurzfristigen Unaufmerksamkeit. Die Polizeidirektion Landau hat jedenfalls angekündigt, „durch erhöhten Kontrolldruck und Ahndung der Handynutzung“ gegen die steigenden Unfallzahlen wegen zu geringen Abstands vorzugehen. Die stagnierende Anzahl von Unfallfluchten (231) im Bereich der Polizeiinspektion Edenkoben ergibt einen Anteil von fast 20 Prozent an allen Unfällen. Das bedeutet, dass sich jeder fünfte Verursacher seiner Verantwortung beziehungsweise der Schadensregulierung entziehen will. Sehr oft handelt es sich um „Parkrempler“ auf großen Parkplätze vor Supermärkten. Nach dem Wegfall eines Unfallflucht-Sachbearbeiters ist die Aufklärungsquote weiter gesunken – von 53,8 Prozent (2011) auf 40 Prozent. Nichts Neues gibt es bei den Unfallschwerpunkten in der Region: Nach wie vor sind es die A-65-Ausfahrt Edenkoben, bei der noch auf den Bau einer Abbiegespur gewartet wird, sowie die Kreuzungen Freimersheim und Großfischlingen. (mik/ff)

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