Maikammer Wie sehen die Bürgermeister-Kandidaten die Zukunft des Dorfes?

Volker Stephan, Moderator Thomas Herrmann und Markus Sell (von links) sprechen bei der zweistündigen Runde über ihre Vorstellung
Volker Stephan, Moderator Thomas Herrmann und Markus Sell (von links) sprechen bei der zweistündigen Runde über ihre Vorstellungen für Maikammer. Die Veranstaltung war gut moderiert, die Wortbeiträge der Zuhörer waren sachlich, der Umgang miteinander war wertschätzend.

Markus Sell und Volker Stephan kandidieren für das Amt des Ortsbürgermeisters in Maikammer. Die Werbegemeinschaft des Ortes hatte sie nun eingeladen, um herauszufinden, wie sie es mit der Wirtschaft halten. Die Bürger wollten allerdings auch wissen, welche Art von Tourismus den Kandidaten vorschwebt und wie es mit dem Maifest weitergehen soll.

Markus Sell und Volker Stephan sind in vielen Punkten einer Meinung: Sie wollen das Geld nicht verprassen, das die Ortsgemeinde Maikammer auf der hohen Kante hat. Ihnen ist wichtig, dass Aussiedlungen in die Landschaft passen – und vor allem wissen sie, dass der ehrenamtliche Job des Ortsbürgermeisters von Maikammer nicht so nebenbei erledigt werden kann. Deswegen betonen beide bei der Diskussionsrunde der Werbegemeinschaft am Mittwochabend im Rassigakeller, dass sie die nötige Zeit dafür mitbringen wollen. Markus Sell (55, SPD) betont: „Wenn ich ein Amt übernehme, versuche ich es, zu 100 Prozent auszufüllen.“ Er arbeite als IT-ler bei Bilfinger zu 90 Prozent im Homeoffice und könne damit auch tagsüber Termine wahrnehmen. Zudem habe er mit seinem Chef abgesprochen, dass er die Arbeitszeit anpassen könne. Volker Stephan (58, CDU) berichtet, er habe ebenfalls „mit meinem Chef“ gesprochen – das ist der Bäckermeister nämlich selbst – und könne sich auf seine „starke Mannschaft in der Produktion“ verlassen. Er führt seit 30 Jahren eine Bäckerei in der Hartmannstraße und hat weitere Verkaufsstellen in umliegenden Ortschaften. Beide Kandidaten sind seit Jahren in der Kommunalpolitik aktiv und Sprecher ihrer Fraktionen im Rat.

Wie soll Abwanderung verhindert werden?

Die Werbegemeinschaft will, dass Gewerbetreibenden aus dem Ort Flächen angeboten werden können, damit diese nicht abwandern müssen, wenn sie sich vergrößern wollen. „Was sagen die Kandidaten dazu?“ – das ist die erste Frage, die Thomas Herrmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, stellt.

Volker Stephan schlägt vor, ein Interkommunales Gewerbegebiet auszuweisen, das von Maikammer, Kirrweiler und St. Martin gemeinsam erschlossen wird. Anbieten würden sich Flächen in Kirrweiler. „Ich werde da dranbleiben“, sagt er. Markus Sell (SPD) räumt dieser Idee keine Zukunft ein: „Ich glaube nicht, dass es klappt.“ Kirrweiler habe ja noch Flächen, außerdem sei eine derartige Zusammenarbeit schon in der Vergangenheit nicht zustande gekommen. Beide Kandidaten weisen vor den rund 50 Besuchern darauf hin, dass es noch Flächen in Privatbesitz gibt, die sich als Gewerbeflächen anbieten. Beide erkennen jedoch auch, dass die Möglichkeiten in Maikammer begrenzt seien.

Der derzeitige Ortsbürgermeister Karl Schäfer (CDU), der bei der Veranstaltung als Gast ist, erinnert daran, dass es nur dann ein neues Gewerbegebiet für die Verbandsgemeinde geben könne, wenn sich alle drei Gemeinden einig sind: „Dann kann man ein Interkommunales Gewerbegebiet genehmigt bekommen.“ Kirrweiler allein würde derzeit auch keines genehmigt bekommen. „Es kann nicht jede Gemeinde sagen: Ich will ein Gewerbegebiet.“

Der Regionale Raumordnungsplan und der Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde setzten hier Grenzen, zumal das 4300 Einwohner zählende Maikammer kein Mittelzentrum (wie etwa Edenkoben) ist, sondern ein Grundzentrum. Überdies gebe es Vorrangflächen für die Landwirtschaft und regionale Grünzüge – und auf jenen dürfe nicht ohne Weiteres ein Gewerbegebiet ausgewiesen werden. „So einfach ist die Welt nicht. Man kann nicht einfach eine Fläche ausweisen.“

Wie soll das Ausbluten des Zentrums verhindert werden?

Eine Sorge der Werbegemeinschaft ist, dass „die gutgehenden Geschäfte in der Weinstraße in Zukunft nicht mehr da sind“, weil Nachfolger fehlen. Moderator Herrmann will deshalb von den Kandidaten wissen: „Was tut ihr, um das Ausbluten zu verhindern?“

Markus Sell sagt, grundsätzlich könne man niemanden zwingen, ein Geschäft weiterzuführen, wenn kein Nachfolger da ist. „Man muss die Gründe erfahren, warum kein Nachfolger da ist“, sagt Sell und erinnert an die Apotheke, die „Knall auf Fall“ zugemacht habe, was für viele überraschend kam. Sell schlägt vor, Anreize zu schaffen, wenn neue Geschäfte eröffnen wollen oder auf Landesebene nach Förderung zu fragen. In Städten wie Landau gebe es Handlungspapiere zur Leerstandsvermeidung. Man müsse schauen, was da für Maikammer passe. Als Problem sieht er fehlende Parkplätze im Ortskern, unter anderem auf dem neu gestalteten Marktplatz. Grundsätzlich sagt Sell, sei es „ein schwieriges Thema, aber Gewerbe und Gemeinde müssen sich bewegen“.

Volker Stephan findet, man müsse handeln, bevor das Problem eines Leerstands überhaupt entstehe. Dafür sei für ihn unabdingbar, dass die Geschäftsleute Vertrauen in die Ortsspitze haben könnten. Der Bäckermeister spricht aus bitterer Erfahrung: Er habe mit einer Ortsspitze (nicht in Maikammer) über bestimmte Pläne gesprochen, und den Gesprächspartner um Vertraulichkeit gebeten. Der Inhalt des Gesprächs sei dann doch ausgeplaudert worden: „Ich finde sowas unmöglich.“ Stephan sagt: „Ein Betriebsinhaber muss sich sicher sein können, dass es nicht im Dorf rumerzählt wird, wenn er mit dem Bürgermeister oder den Beigeordneten über eine Betriebsaufgabe spricht.“ Die Gemeinden müssten wissen, wenn ein Betrieb schließen wolle. Es gebe Internetforen, auf denen Geschäftsleute man bundesweit nach Nachfolgern suchen könnten. Der eine oder andere Bäcker-Kollege habe hier auch schon gute Erfahrungen gemacht. Ehrlicherweise müsse man aber auch sagen, dass nicht alle Hausbesitzer weitervermieten wollten und dass es in Maikammer auch Gebäude gebe, in die man investieren müsse, bevor sie vermietet werden können. Zur Parkplatz-Frage sagt er: „Wir haben uns im Ortsgemeinderat dafür entschieden, dass wir den Marktplatz so gestalten.“ Soll heißen: Parkplätze reduzieren. Die Gewerbetreibenden hätten zuvor berichtet, dass die Parkplätze ohnehin von Anwohnern und Mitarbeitern belegt waren, so dass sie für die Kunden nicht nutzbar waren. Und: Wenn man gewillt sei, ein paar Meter zu laufen, finde sich ein Parkplatz.

Wie ist die Haltung zum Wohnmobil-Tourismus?

Zuhörerin Melanie Groß sieht im Wohnmobil-Tourismus großes Potenzial für Maikammer. Sie fragt die Kandidaten: „Inwiefern unterstützt ihr das?“

„Wohnmobil-Tourismus ist ein Thema“, sagt Markus Sell. Der Bedarf an Stellplätzen sei da, das sehe man schon daran, dass die offiziellen Stellplätze oft überbelegt seien. „Der Knackpunkt ist die Versorgungsstation. Wenn man sowas machen wollte, müsste man ein Gelände haben.“ Es sei ein Platzproblem. Volker Stephan findet: „Grundsätzlich müssen wir uns Gedanken machen, wohin wir mit dem Tourismus wollen.“ Ein großer Stellplatz passe nicht ins Ortsbild. Er setze eher auf kleine und dezentrale Lösungen, auf Stellplätze bei Winzern. Die Kandidaten nannten den Wanderparkplatz und die Turnhalle als Optionen für weitere Stellplätze. Angesichts der zögerlichen Haltung der Kandidaten in Blick auf WoMo-Stellplätze betont Werbegemeinschaftschef Herrmann, dass man bedenken sollte, dass die Wohnmobil-Urlauber „vernünftige Leute sind, die Kaufkraft mitbringen“, und – anders als die Gäste in Ferienwohnungen – auch in der örtlichen Gastronomie essen.

Gibt es Änderungsbedarf beim Maifest?

Eine Bürgerin beschäftigt das Maifest, das jedes Jahr an Christi Himmelfahrt gefeiert wird. Sie will von den Kandidaten wissen, ob sie Optimierungsbedarf bei der Organisation sehen.

Volker Stephan findet: „Wir sind noch nicht am Ende des optimalen Konzepts angekommen“, Markus Sell sagt: „Ich finde das Weinfest sehr gut.“ Gefordert wird allerdings von beiden Kandidaten, dass eine „frühere Planung“ und eine „zeitnahe Nachbesprechung“ wichtig wären.

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